Das magische Portal - Weltennebel
Himmel. »Allerdings befürchte ich, dass heute kein Nebel aufziehen wird.«
Darian ließ sein angebissenes Sandwich sinken. »Ich kann nicht reiten.«
»Dann wird es Zeit, dass du es lernst.« Elegant schwang sie sich in den Sattel, so als hätte sie dies schon hundert Mal getan. Zur Beruhigung sagte sie: »Highlandponys sind sehr gutmütig und trittsicher, reite mir einfach hinterher, es ist nicht schwierig.«
Zögernd ging Darian auf den kleinen, rundlichen Schimmelwallach zu, der ihn unter seinem dichten Schopf hervor freundlich ansah. Auf Mias aufmunterndes Nicken hin zog er sich in den Sattel und nahm anschließend die Zügel in die Hand.
»Ich bin als Kind mal geritten«, erinnerte er sich und hielt sich krampfhaft fest, als das Pony Mia auf ihrem Braunen folgte. »Mein Adoptivvater hat allerdings gemeint, das wäre was für Mädchen und hat es mir verboten, als ich zu ihm gezogen bin.«
»Schade«, seufzte Mia und warf einen Blick über die Schulter. »Falls du dich entscheidest, mit nach Albany zu kommen, wirst du reiten lernen müssen, denn anders kannst du dich dort kaum fortbewegen.«
»Ich könnte ein Auto mitnehmen«, versuchte Darian zu scherzen und hielt die Luft an, als das kleine Pferd einen Hang erklomm. Doch wie Mia gesagt hatte, fand das Pony zuverlässig den sichersten Weg und trug Darian ohne Probleme den steilen Pfad hinauf.
Leise lachend schüttelte Mia den Kopf und führte Darian zielsicher durch das menschenleere Hügelland. Der Weg verlief durch eine Ansammlung von Nadelbäumen, dann immer höher hinauf in eine wilde und menschenleere Felsenlandschaft. Man sah Herden von Rotwild, ein Bussard zog seine Kreise, und der Tag war klar und sonnig. Gegen Mittag, inzwischen hatte sich Darian halbwegs ans Reiten gewöhnt und hing nicht mehr ganz so verkrampft im Sattel, erreichten sie die Spitze des Berges. Darian ließ seinen Blick schweifen und erspähte schließlich in einem Talkessel einen einzelnen Monolithen. Ein eigenartiges Gefühl erfasste ihn beim Anblick des Steines.
»Möchtest du hingehen?«, fragte Mia vorsichtig. »Allerdings kann ich dir erst einen Blick in die andere Welt ermöglichen, wenn der Nebel aufzieht.«
Mechanisch stieg Darian ab und klopfte den Schimmelwallach gedankenverloren am Hals.
»Du bist gut geritten«, meinte Mia aufmunternd.
»Ich glaube, ich konnte mich an das ein oder andere aus dem Reitunterricht erinnern«, antwortete Darian und ging dann wie hypnotisiert zu dem Stein. Irgendetwas in ihm schien sich an diesen Ort zu erinnern, obwohl das kaum möglich war. Selbst wenn Mia die Wahrheit sprach, dann war er damals, vor beinahe fünfundzwanzig Jahren, erst ein winziges Baby gewesen. Trotz allem trat er fasziniert näher und berührte den Monolithen, der etwa doppelt so groß war wie er selbst; um ihn umfassen zu können, hätte man mehrere Männer benötigt. Er fühlte sich rau und kühl an, jedoch zugleich seltsam lebendig. In den grauen Fels waren fremdartige Spiralen und Symbole geritzt, die teilweise mit Moos und Flechten zugesetzt und auf den ersten Blick kaum erkennbar waren.
Eine ganze Weile ließ Mia ihn bei dem Stein stehen, dann trat sie neben ihn.
»Was fühlst du?«
»Es ist wirklich wahr, oder?« Mit ungläubigem Gesicht drehte sich Darian zu ihr um. »Ich bin durch diesen Stein gekommen.«
»Nicht direkt durch den Stein. Er bezeichnet nur den Durchgang zu einem magischen Portal, das man betreten kann, wenn die Weltennebel aufziehen. Aber du hast Recht, hier hast du zusammen mit Nordhalan diese Welt betreten. Und wir müssen zu ihm, egal wie du dich entscheidest, denn er hat es nicht verdient, das Leben zu führen, das er im Augenblick fristet.«
»Es ist verrückt, aber ich weiß jetzt, dass du die Wahrheit gesagt hast.« Von seinen eigenen Worten überrascht sah Darian ihr in die Augen. »Es tut mir leid, dass ich dir zunächst nicht geglaubt habe. Aber Mia«, er zögerte, »ich denke nicht, dass ich mir das zutraue, ich meine, König zu werden …«
Sie trat näher zu ihm und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. »Du wirst eine Menge Menschen haben, die dir zur Seite stehen. Nordhalan, wenn er erst wieder er selbst ist, Vahira, das Oberhaupt der Zauberergilde, und viele andere, denen du vertrauen kannst.«
»Und was ist mit dir?«
Verlegen nahm sie ihre Hand weg und senkte den Blick. »Ich muss auf die Nebelinsel zurückkehren, wenn meine Aufgabe erfüllt ist.« Für einen Moment glaubte er eine gewisse Traurigkeit in ihren
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