Das magische Portal - Weltennebel
Augen zu erkennen, dann wandte sie sich jedoch ruckartig ab. »Komm, wir reiten zurück.«
Verdutzt blickte Darian ihr hinterher.
»Warte, Mia, was soll das denn jetzt? Du hast mir versprochen, dass ich einen Blick in die andere Welt werfen darf.«
»Du hast ohnehin erkannt, dass ich die Wahrheit gesagt habe«, erwiderte sie knapp. »Und du brauchst das verzauberte Amulett, um nach Albany zu gelangen. Wir müssen Nordhalan holen und ihn fragen, was aus dem Amulett geworden ist, mit dem du hergekommen bist.« Mia setzte einen Fuß in den Steigbügel.
»Bitte.« Darians Stimme klang so flehend, dass sie sich schließlich doch noch umdrehte. »Nur ein kurzer Blick.«
Kurz zögerte sie, dann stimmte sie zu und sah Darian eine ganze Weile lang durchdringend an. Schließlich seufzte sie tief und ging auf die Bäume zu.
»Wir sollten die Zeit nutzen, bis Nebel aufzieht, und dich im Umgang mit dem Schwert vertraut machen.« Mia suchte zwei kräftige, gerade Stöcke und hielt Darian einen davon hin.
Dieser nahm die behelfsmäßige Waffe verdutzt an sich und meinte dann: »Eine Zeit lang, als wir in Paris gelebt haben, hatte ich in meinem Internat Fechtunterricht. Nachdem mein Vater es allerdings herausbekommen hatte, hat er ein fürchterliches Theater veranstaltet. Wahrscheinlich, weil er es für zu gefährlich hielt.«
»Dein Vater scheint dir eine Menge nützlicher Dinge verboten zu haben«, wunderte sich Mia und griff ihn plötzlich ohne jegliche Vorwarnung an. Als er sich halbwegs geschickt verteidigte, nickte sie anerkennend. »Das, was du damals gelernt hast, wird dir helfen.«
Den halben Tag lang zeigte Mia ihm, wie er am besten angriff oder sich verteidigte. Gegen Abend war Darian reichlich erschöpft und ließ sich in das von der Sonne gewärmte Gras plumpsen.
»Bitte, eine Pause«, keuchte Darian und breitete die Arme aus.
Seufzend ließ Mia ihren Stock sinken. »Es ist wichtig, dass du so viel wie möglich lernst. In Albany werden viele Gefahren auf dich warten.«
»Noch sind wir ja nicht in Albany«, murmelte er. »Hast du noch etwas zu essen?«
Mia holte aus den Satteltaschen Obst, Brot und Käse, dann entzündete sie ein Feuer. Eine Weile schwiegen sie beide, jeder suchte wohl ein unverfängliches Thema.
»Erzähl mir von Nordhalan«, bat Darian schließlich, als es zu dämmern begann.
Mia warf noch ein Stück Holz in die Glut. Funken sprühten auf. Im Schein der nächtlichen Flammen schien Mias Gesicht wieder in einer geradezu unirdischen Schönheit zu erstrahlen, und Darian merkte, wie ihn diese Schönheit tief in seinem Innersten berührte.
»Nordhalan ist Mitglied der Zauberergilde, er war ein enger Freund deines Vaters. Deshalb hat er ihm auch deine Mutter und dich anvertraut, damit er euch in Sicherheit bringt. Nordhalan war einer der wenigen, die Atorian dabei halfen, die Chroniken von Northcliff zu suchen. Obwohl ihn viele für verrückt hielten, war er der festen Überzeugung, dass der erste Unsterbliche aus einer anderen Welt gekommen war, und jetzt suchte er den Beweis.« Mia sah ihn eindringlich an. »Ich nehme an, er stammte aus dieser Welt. Sein Name war Atorian, dein Bruder wurde nach ihm benannt.«
»Und wie kommt ihr darauf, dass Atorian aus dieser Welt kam?«, hakte Darian nach. Wenngleich ihn diese Geschichte brennend interessierte, konnte er sich kaum noch konzentrieren und hatte Mühe, seinen Blick von dem loszureißen, was Nacht und Feuerschein von Mia offenbarten.
»Vor etwa zweitausend Sommern hat der Zorn der Götter beinahe alle Wesen unseres Landes ausgelöscht. Flammende Steine sind vom Himmel gefallen, haben die Erde aufgerissen. Die Meere haben sich erhoben, alles überflutet, und die Insel der Drachen spie Feuer. Viele sind ums Leben gekommen, nur die Wesen des Unterreiches, Dunkelelfen, Tiefengnome und Grottenzwerge überlebten fast alle. Einige Sommer lang haben sich die Menschen, Elfen und anderen Oberflächenbewohner in Höhlen und zu den Städten der Zwerge in der Mitte des Landes zurückgezogen. Als sie sich später wieder an die Oberfläche wagten, fanden sie einen großen Teil des Landes zerstört vor. Das Reich der Elfen im Süden war nicht mehr bewohnbar, deshalb zogen diese in ein kleines, urwüchsiges Stück Küstenlandschaft im Westen und besiedelten auch große Teile des Nordens. Die Zwerge nahmen sich den Osten. Die Menschen lebten größtenteils in der Nähe des Kratersees. Sehr schnell riss ein Mann namens Gilcam die Macht an sich. Viele schlossen
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