Das magische Portal - Weltennebel
»Zu bald für meinen Geschmack. Zwar konnte es ihm niemals nachgewiesen werden, aber es wird gemunkelt, dass er hinter den Anschlägen auf deine Familie steckt. Mittlerweile gibt er ganz offen zu, dass er König werden will, wenn du nicht mehr auftauchst. Er glaubt Anspruch auf den Thron zu haben.«
»Diese seltsame Sache mit dem angeblich doch nicht ermordeten Bruder, nicht wahr?«, hakte Darian nach.
Mia nickte. »Fehenius’ Urururgroßvater hat vor vielen hundert Sommern den Tod deines Großvaters angeordnet und auch einen ersten Angriff auf deinen Vater verübt, der damals jedoch misslang. Auch wenn Fehenius das vertuschen will, alle wissen, dass seine Vorfahren mit den Dunkelelfen im Bunde waren.«
Nach und nach leuchtete Darian ein, was für ein Bösewicht dieser Fehenius war, und gegen seinen Willen fühlte er, wie Rachegedanken in ihm aufkamen. Rache für eine Familie, die er niemals kennen gelernt hatte.
»Damals, als die Dunkelelfen das erste Mal mit den Menschen verbündet waren, fielen sie im Norden ein.« Beschämt senkte Mia den Blick. »Ein Dunkelelf schändete meine Mutter, die als Magd bei euch auf der Burg arbeitete. Zunächst konnte sie meine Herkunft geheim halten, doch irgendwann merkten es die anderen Leute. Mutter schickte mich auf die Nebelinsel, wo meinesgleichen leben.«
»Sie hat ihr Kind weggegeben?« Entsetzen stand in Darians Augen.
»Sie hätte in Schande gelebt, so war es besser. Ich hätte nicht unter den Menschen aufwachsen können. Alle fürchten sich vor den Nebelhexen, denn uns allen ist eine magische Gabe zuteilgeworden. Den einen ist es gegeben, in die Zukunft zu sehen, andere verfügen über die Gabe des Heilens. Manche Mischlinge werden sogar in die Adelshäuser geholt, wenn sie Glück haben, aber das sind meist nur diejenigen mit Elfen- oder Feenblut. Niemals könnten sie jemanden akzeptieren, der Dunkelelfenblut in sich trägt. Menschen hassen die Dunkelelfen, und ich kann es ihnen nicht einmal verübeln. Selbst ich vergesse mich im Kampf häufig, das ist mein Erbe. Wenn mich jemand sehr reizt, bricht das Blut meines Vaters hervor, und ich kann mich nur sehr schwer beherrschen.«
Eine seltsame Vorstellung für Darian. Mia schien immer so ruhig und gefasst, auch jetzt, als sie ihn aus diesen unendlich grünen Augen ansah.
»Es tut mir leid«, sagte er etwas unbeholfen, aber sie wandte sich beschämt ab. »Mia, ich …«, setzte er an, denn er wollte sie irgendwie trösten. Doch er hielt inne, als sie ein seltsames, irgendwie klagendes und zugleich wunderschönes Lied anstimmte, dessen Töne leise durch die Luft schwebten und Darian tief in seinem Inneren berührten. Verblüfft riss er die Augen auf, als kleine Flammengestalten aus dem knisternden Feuer aufstiegen, kunstvolle Formationen ausführten und dann im Kreis umhertanzten, nur um sich urplötzlich wieder aufzulösen.
»Was ist das?«, fragte er, erschrocken und fasziniert zugleich.
»Feuergeister«, erklärte Mia lächelnd, »sie lieben Musik.«
»Bitte sing weiter«, bat er und konnte den Blick nicht von diesen fremdartigen Wesen lösen, die auf Mias Gesang hin wieder erschienen. Sie waren sehr klein, meist nicht größer als ein Finger, und Darian hatte den Eindruck, als würden sie flackernde rote und gelbe Gewänder tragen – falls Elementarwesen so etwas überhaupt nötig hatten. Auch ihre Haare, die winzige spitze Gesichter umrahmten, erinnerten an lodernde Flammen.
Irgendwann änderte Mia die Melodie ein wenig, und Darians Gedanken wurden träge und schwer.
Ein fahler Morgen dämmerte, als Darian steifgefroren und mit klammen Kleidern aufwachte. Wieder einmal war er sich unsicher, ob er das alles nur geträumt hatte. Anscheinend hatte ihm Mia eine Decke übergelegt. Sie selbst war verschwunden, und nach einiger Zeit fragte Darian sich, ob sie ihn vielleicht allein gelassen hatte und er nur das Opfer eines üblen Unistreichs geworden war. In seinen Gedanken sah er Phill, Mia und die anderen in einem gemütlichen, warmen Café sitzen und sich köstlich über ihn, den reichen Idioten, amüsieren.
Doch kurz nach acht Uhr tauchte Mia plötzlich mit zwei kräftigen kleinen Pferden am Zügel auf. Lächelnd hielt sie ihm eine Tüte hin. »Die Leute von dem Verleihstall waren sehr freundlich und haben mir auch noch etwas zum Frühstück verkauft.«
Verdutzt packte Darian zwei Sandwiches aus.
»Was willst du denn mit den Pferden?«
»Wir reiten zum Stein.« Mia warf einen zweifelnden Blick in den
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