Das magische Portal - Weltennebel
beiden raus und fragte, ob sie jemand erwartete. Statt einer Antwort gab Darian ihm ein stattliches Trinkgeld und stand dann zusammen mit Mia verloren in der Dunkelheit und dem kalten Wind auf der Straße.
»Komm«, forderte Mia ihn auf, »wir machen an einer geschützten Stelle ein Feuer und warten auf den Morgen.«
Stumm folgte er ihr durch das feuchte Heidekraut. In einer Senke, wo einige vom Wind gebeugte Bäume wuchsen, fanden sie trockenes Holz, welches Mia aufzuschichten begann.
»Ich habe kein Feuerzeug«, murmelte Darian und runzelte gereizt die Stirn.
»Das brauchen wir nicht.« Mia murmelte einige Worte und plötzlich flackerte ein kleines Feuer.
Die Verwunderung stand Darian wohl ganz offen ins Gesicht geschrieben, und Mia lächelte ihn verlegen an.
»Falls du wirklich aus einer anderen Welt kommst«, erkundigte sich Darian plötzlich und starrte in die Flammen, »warum hast du deinen Namen geändert?«
»Meinst du«, Mia schnitt eine Grimasse, »in der Uni hätten sie mich als ›Aramia von der Nebelinsel‹ genommen?«
Gegen seinen Willen musste Darian lachen und schüttelte den Kopf.
»Mia Eshwood erschien mir am passendsten«, erzählte sie weiter. »Meine Mutter hieß Eshwood.« Plötzlich klang ihre Stimme sehr traurig und auch ein wenig wehmütig.
»Und wieso heißt du dann nicht Eshwood?«
»Uns Nebelhexen ist es nicht gestattet, den Namen unserer Eltern zu führen.«
»Was ist mit deiner Mutter geschehen?«
Mia hob die schmalen Schultern. »Sie war ein Mensch und starb mit etwa siebzig Sommern.«
Erneut musterte Darian Mia im Schein des Feuers. »Du siehst nicht aus wie ein …«, er zögerte, dieses Wort in den Mund zu nehmen, »… Dunkelelf.«
Beschämt senkte Mia den Blick, dann strich sie sich die langen, seidigen Haare aus dem Gesicht. »Das ist mein Glück. Ich habe die helle Haut meiner Mutter geerbt, aber sieh nur meine Ohren.« Sie deutete auf die leicht spitz zulaufenden Ohren, die Darian bisher noch gar nicht bemerkt hatte. »Außerdem fällt es früher oder später jedem auf, dass ich besondere Fähigkeiten besitze. Zum Beispiel kann ich im Dunkeln genauso gut sehen wie am Tag, Elementarwesen fühlen sich zu mir hingezogen, und ich kann zaubern.«
»Und was ist daran so schlimm?«
Mia biss sich auf die Lippe. »Nur reinblütige Zauberer sind angesehen. Wir Nebelhexen stammen alle aus einer Verbindung unterschiedlicher Rassen.« Ihre Stimme wurde immer dünner. »Und eine Nebelhexe, die einen Dunkelelfen als Vater hat, wird ganz besonders verachtet.«
»Das verstehe ich nicht.«
Darian sah, wie Zorn in Mias Augen aufflammte und sie sich anspannte. Dann aber sank sie in sich zusammen. »Du bist in einer anderen Welt aufgewachsen, ich vergaß, dass es hier keine Dunkelelfen gibt.« Sie lehnte sich gegen einen Felsen und blickte in den Sternenhimmel. »Dunkelelfen gelten von jeher als mörderisches, grausames Volk. Lange Zeit blieben sie für sich, mordeten nur untereinander und kamen kaum an die Oberfläche …«
»Leben sie tatsächlich unter der Erde, so wie es in diesen Fantasyromanen geschrieben steht?« Darian konnte einen gespannten Klang in seiner Stimme nicht verbergen.
»Im Prinzip schon«, bestätigte Mia. »Sie leben meist in unterirdischen Städten oder in Höhlen und kommen höchstens nachts heraus, um zu jagen. Obwohl von uns Oberflächenbewohnern kaum jemand viel über sie weiß, vermutet man, dass sie Einzelgänger sind und sich nur dann zusammenschließen, wenn es um einen Raubzug geht.«
»Hmm.« Darian stocherte im Feuer herum. »Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Dunkelelfen so verhasst sind.«
»Es begann vor vielen hundert Sommern, lange, bevor sich dein Vater seine erste Frau nahm«, erinnerte sich Mia. »Einige Menschen, die deiner Familie ihre Unsterblichkeit neideten, warben Dunkelelfen an. Die ließen sich dazu hinreißen, für Gold und Edelsteine als Meuchelmörder zu arbeiten, töteten schließlich deinen Großvater und hatten es auch auf deinen Vater abgesehen. Zum Glück konnte der Anschlag verhindert werden, und die Dunkelelfen wurden zurück in ihr Unterreich getrieben. Allerdings hatten sie großen Schaden unter den Menschen angerichtet. Viele sind ums Leben gekommen und nur die perfekt ausgebildete Armee deines Vaters konnte sie zurückschlagen. Einige hundert Sommer herrschte Ruhe, dann erstarkte der Geheimbund wieder. Sehr bald nach dem Tod deines Vaters riss Fehenius die Macht an sich.« Mia machte ein wütendes Gesicht.
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