Das magische Portal - Weltennebel
allmählich eine tiefe Müdigkeit in ihm ausbreitete. »Woher habe ich meinen Namen? Darian ist zwar nicht unbedingt ein häufiger Name, aber doch einer, den es auch in dieser Welt gibt.«
»Atorians Sohn trug den gleichen Namen wie du.«
Obwohl Darian noch so viele Fragen auf der Seele brannten, schlief er schließlich ein. Unruhig wälzte er sich hin und her, gefangen in Träumen von Männern in Rüstungen, blutrünstigen Gestalten mit spitzen Ohren und einer Festung, die vor seinen Augen in Flammen aufging.
Am nächsten Morgen fühlte sich Darian wie gerädert und blinzelte in die aufgehende Sonne, die sich über einem rot leuchtenden Horizont erhob. Dunst lag über den tiefer gelegenen Feldern und deutete das Nahen des Herbstes an. Mia war bereits wieder wach und hatte aus einer Quelle frisches Wasser geholt.
»Meinst du, der Nebel reicht heute aus?«, fragte Darian gespannt und rieb sich die restliche Müdigkeit aus dem Gesicht.
»Nein, die Weltennebel sind viel dichter«, machte Mia seine Hoffnungen zunichte. »Du wirst es spüren, wenn es soweit ist. Aber wir können die Zeit gut nutzen – ich werde dich weiter lehren, ein Schwert zu führen.«
Stöhnend stand Darian auf. »Mir tut noch von gestern alles weh«, jammerte er. »Ich habe gar nicht gewusst, dass ich an so vielen Stellen Muskeln besitze. Dabei habe ich mich eigentlich immer für sportlich gehalten.«
Leise lachend hielt Mia ihm den Stock hin.
»Ohne Frühstück?«, empörte sich Darian.
»Wir haben leider beinahe alles aufgegessen.« Mia wirkte nicht sehr beeindruckt. Dann grinste sie. »Diese Welt bringt offensichtlich nur verweichlichte Männer hervor.«
Mit einem empörten Schnauben ergriff Darian den Stock und verkündete, er würde ihr nun zeigen, wer hier verweichlicht war. Einige Zeit alberten sie nur herum, dann bestand Mia darauf, ernsthaft zu trainieren, und sie zeigte ihm unterschiedliche Angriffstechniken, wann er blocken oder wann er besser zur Seite oder zurückweichen sollte.
Im Laufe des Tages setzte leichter Nieselregen ein. Obwohl Darian bereits gegen Mittag das Gefühl hatte, ihm würden die Arme abfallen, wollte er sich vor Mia keine Blöße geben. Er biss die Zähne zusammen, ignorierte seine schmerzenden Muskeln und kämpfte weiter. Ein wenig wurmte es ihn, dass er ständig getroffen wurde. Mia bewegte sich so rasch und geschmeidig, dass er keine Chance hatte. Nur ein einziges Mal gelang ihm ein Treffer. Sein Stock streifte Mias Schulter – und ehe er sich’s versah, fuhr sie mit wildem Blick herum und griff ihn mit so harten und raschen Bewegungen an, dass er rückwärts stolperte und hinfiel. Mit zornig funkelnden Augen stand sie über ihm und hielt ihm ihren Stock an die Kehle.
»Schon gut, Mia«, keuchte er erschrocken und hob zum Zeichen seiner Kapitulation die Hände. So hatte er sie bisher noch nie erlebt.
Plötzlich schien sich Mia zu besinnen, wirkte betreten und schuldbewusst. »Verzeih mir, es tut mir leid.«
»Ist ja noch alles dran.«
Nun war es an Mia, ihn eine Weile zu betrachten, und erst als Darian unter dem nachdenklichen Blick ihrer grünen Augen ganz seltsam zumute wurde, legte sie schließlich den Stab beiseite. »Du hast Talent, mit ein wenig Übung wirst du ein guter Schwertkämpfer werden.«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, ächzte er und rieb sich die Schulter, die, wie er vermutete, nach Mias Treffer dunkelblau angelaufen war.
»Es ist mein Ernst«, versicherte Mia und blickte in den Himmel. Gerade brachen die Wolken ein wenig auf und die Sonne war ganz fahl zu erkennen. Kurz darauf begann der Boden zu dampfen.
»Das könnte gehen«, murmelte sie.
Von atemloser Spannung erfüllt erhob sich Darian wieder und unterdrückte ein Stöhnen.
»Die Weltennebel?«, fragte er leise.
Mia nickte vorsichtig. »Ich spüre ein leichtes Prickeln in meinem Inneren – eine Form von Energie, besser kann ich es leider nicht erklären. Es zeigt das Aufziehen des magischen Nebels an. Allerdings wird es noch etwas dauern«, meinte sie dann und hielt Darian ihre Flasche hin.
Durstig trank er daraus und starrte gespannt in die Umgebung. Zunächst wollte er es sich nicht eingestehen, aber irgendetwas hatte sich verändert. Eine merkwürdige Stimmung lag in der Luft, es war, als würde alles nur noch gedämpft wie durch einen Schleier zu ihm durchdringen. Selbst der Gesang der Vögel und das Rauschen des Windes im Gras rückten in weite Ferne. Dennoch gewann die Welt um ihn herum an
Weitere Kostenlose Bücher