Das magische Portal - Weltennebel
jetzt, wo er schlief, seine Hand wieder in ihre zu nehmen.
Wahrscheinlich hatten die Zauberer Recht. Ich bin ungeeignet für diese Aufgabe, dachte sie sich. Verflucht sei mein unreines Blut, ich habe ihn schon jetzt viel zu gern.
Einige Stunden später wachte Darian wieder auf. Noch immer fühlte er sich seltsam benommen, aber die Kopfschmerzen waren zum Glück verschwunden.
Mia sah sehr schuldbewusst aus, doch er versicherte ihr, es würde ihm gut gehen. Sein Blick wanderte zu dem Monolithen, der jetzt ganz unscheinbar in dem friedlichen Tal stand. Eine ganze Reihe verwirrender Gedanken schossen ihm durch den Kopf. »Wie lange ist es eigentlich her, dass du mich in dieser Welt gefunden hast?«, wollte er wissen.
»Es sind annähernd zwei Sommer und Winter vergangen. Zum Blätterfall wollte ich nach Albany zurückkehren, um Rat von den Zauberern zu holen.«
Darian betrachtete Mia eine ganze Weile. Jetzt war ihm klar, weshalb sie häufig so seltsame Ausdrücke verwendete, und auch ihr ungewöhnliches Verhalten machte Sinn. »Wenn du mir in London eine Heidefee oder diese Feuergeister gezeigt hättest, hätte ich dir auch geglaubt. Du hättest mir diesen Ort schon viel früher zeigen müssen.« Jetzt, wo er wirklich mit letzter Gewissheit wusste, dass dieses Portal existierte, und dass diese ganze Geschichte der Wahrheit entsprach, fühlte er sich betrogen. Wenn er früher von alldem hier erfahren hätte, wären viele Sachen ganz sicher viel leichter für ihn gewesen.
Mia senkte beschämt den Kopf. »Wie gesagt, es war mir nicht erlaubt, ich als Nebelhexe …«
»Jetzt komm mir doch nicht wieder mit diesem Nebelhexenmist«, regte er sich auf. »Du hast es mir jetzt schließlich auch gesagt, und es war vollkommen egal, ob du das warst oder eine Zauberin. Für mich ist es ohnehin völlig verrückt!«
»Was weißt du schon von den Problemen der Nebelhexen«, fauchte sie, und ihre grünen Augen glitzerten gefährlich. »Du hast doch keine Ahnung!«
»Nein, ich habe keine Ahnung«, stimmte er provokativ zu. »Aber daran hättest du schon vor zwei Jahren etwas ändern können.«
Mit verschränkten Armen starrten sie sich eine Zeit lang schweigend an.
Schließlich hob Darian resigniert die Arme. »Es lässt sich nicht mehr ändern. Also, ich denke, wir sollten diesen Nordhalan suchen. Ein Zauberer in Edinburgh – ich glaube es einfach nicht.«
Während sie zusammenpackten, regte sich im Schutz eines hohen Felsens eine Gestalt. Bis eben war sie noch nahezu mit dem grauen Gestein verschmolzen gewesen, jetzt löste sie sich aus dessen Schatten. Zwei Wesen, nicht von dieser Welt, und das glimmende Portal über dem Stein – er musste dies unbedingt seinem Meister berichten.
Kapitel 3
Suche nach Antworten
Die Leute am Verleihstall erkundigten sich mit der typisch schottischen Herzlichkeit, ob sie Spaß mit den Pferden gehabt hätten und luden die beiden jungen Leute gleich noch zu Kaffee und Kuchen ein. Doch Darian und Mia lehnten höflich ab. Sie wollten schnellstmöglich nach Edinburgh und den Zauberer suchen.
Wie schon ein paar Tage zuvor rief Darian ein Taxi, und sie fuhren über schmale, holprige Straßen in Richtung der schottischen Hauptstadt.
Ein seltsames, unbehagliches Schweigen hatte sich zwischen den beiden breit gemacht und Darian spürte immer wieder, wie Mia zu ihm herüberblickte. Dennoch konnte und wollte er nicht so einfach vergessen, dass sie ihm viel zu lange verschwiegen hatte, wer er wirklich war. Auch wenn er sich eingestehen musste, wie stark er sich in letzter Zeit zu ihr hingezogen fühlte. Verstohlen musterte er die schlanke, dunkelhaarige Frau. Ohne ihren magischen Schleier sah sie deutlich anziehender aus als früher, doch er versuchte sich der Faszination, die ihr neues Ich bei ihm hervorrief, zu widersetzen. Sie war schließlich nicht ehrlich zu ihm gewesen, und noch dazu war sie ein völlig fremdes Wesen, nicht einmal zur Gänze menschlich. Woher sollte er wissen, dass sie es wirklich gut mit ihm meinte? War sie tatsächlich auf seiner Seite, oder war sie gar mit diesem Fehenius im Bunde? Unwillkürlich rutschte er von ihr fort – nur um sich kurz darauf einen Narren zu schelten. Er hatte sie mit dem Schwert umgehen sehen, eine Kriegerin mit Leib und Seele, und es wäre ihr ganz sicher ein Leichtes gewesen, ihm ein Messer in den Rücken zu rammen und damit dieses lästige Problem mit dem letzten Erben Northcliffs aus der Welt zu schaffen.
Nein, Mia will mir nichts Böses, dachte
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