Das magische Portal - Weltennebel
Highlands zu bezeichnen pflegte, nicht behagen.
Gerade wollte er sich wieder abwenden, da drängte sich Mia neben ihn.
»Nimmst du an dem Ausflug teil? Ich wollte mich gerade eintragen.«
»Nein. Ich glaube, das ist nichts für mich.«
»Neulich sagtest du, es würde dir dort gefallen.« Mia schrieb ihren Namen unter den der anderen Teilnehmer und blickte ihn durch ihre dicken Brillengläser hindurch auffordernd an.
»Ja, schon.« Er wand sich verlegen. »Aber Melissa wird es nicht recht sein, und mein Vater erwartet mich.«
Eine ganze Weile musterte ihn Mia eindringlich, und wieder glaubte er den Duft von Torffeuer und frischem Heu riechen zu können, so wie damals, als er ein Kind gewesen war.
»Du musst dich entscheiden, ob du auf dein Herz hören willst oder nicht.« Ohne ein weiteres Wort wandte sich Mia ab und ließ Darian stehen.
Dieses Mädchen war einfach unmöglich. Sie verwirrte ihn, und nach einem Gespräch mit ihr hatte er stets das Gefühl, seine Gedanken neu ordnen zu müssen. Nach kurzem Zögern seufzte er und schrieb seinen Namen doch noch auf die Liste. Irgendwie hatte sie Recht. Er hatte Lust, das Land wiederzusehen, in dem er die ersten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Die Ferien waren schließlich lang genug, und falls Melissa nicht mitkommen wollte, würde ihnen noch genügend gemeinsame Zeit bleiben.
Ganz in seine Überlegungen versunken hatte Darian gar nicht bemerkt, dass Frederick in der Nähe stand. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam dieser nun auf ihn zu.
»Wolltest wohl deine Walisischkenntnisse auffrischen?«
»Wieso Walisisch?«, fragte Darian verwirrt.
»Na, du hast doch neulich gemeint, die Vogelscheuche kommt aus Wales, und gerade hast du dich mit ihr in irgendeinem Kauderwelsch unterhalten.«
Darian hatte keinen blassen Schimmer, wovon Frederick sprach.
»Ich kann kein Walisisch, und ich habe Englisch gesprochen.«
Sein Freund klopfte ihm auf die Schulter und schüttelte dabei den Kopf. »Mias Wahnsinn scheint ansteckend zu sein, Junge, du merkst schon gar nicht mehr, wenn du eine andere Sprache sprichst.«
Verwirrt blickte Darian Frederick hinterher, der lässig in Richtung des großen Hörsaals schlenderte und dabei ein paar Mädchen aus dem ersten Semester zuzwinkerte. Darian sprach fünf Sprachen fließend, dafür hatte er schon immer ein Talent besessen. Wahrscheinlich, weil er als Kind seinen Vater in viele fremde Länder begleitet hatte und sich dort immer wieder an die jeweilige Landessprache hatte gewöhnen müssen. Doch in Wales war er noch nie gewesen.
Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Er hob ab und nannte seinen Namen, dann hielt er sich den Hörer eilig vom Ohr. Eine wohl bekannte, laut dröhnende Stimme tönte ihm entgegen.
»Darian, wie geht es dir?«
»Danke, Alvin, alles bestens, und dir selbst?« Er konnte den alten weißhaarigen Mann beinahe vor sich sehen. Schon als Kind hatte der ihn immer im Heim besucht, ihm Süßigkeiten und Spielzeug geschenkt und gelegentlich auch Ausflüge mit ihm gemacht. Alvin war beinahe wie ein Großvater für ihn, der ihn während seiner mehrjährigen Reisen mit Samuel nie vergessen hatte und ihm auch heute noch regelmäßig schrieb. Leider hatte Alvin eine große Abneigung gegen moderne technische Errungenschaften wie Handys oder Computer und Darian konnte es ihm einfach nicht abgewöhnen so laut ins Telefon zu schreien, als müsse er die Entfernung durch seine Stimme überbrücken.
»Ich habe demnächst in der Nähe von London zu tun«, brüllte Alvin in den Hörer.
»Es wäre schön, wenn wir uns treffen könnten, allerdings fahre ich bald nach Schottland, aber danach hätte ich Zeit.« Darian hielt den Hörer so weit wie möglich von seinem Ohr und vereinbarte einen Termin mit Alvin, welcher allerdings meinte, er würde, wenn es jetzt nicht klappte, erst im Herbst wieder in London sein. Sie einigten sich auf November und Darian freute sich schon auf die Gespräche mit dem alten Mann, denn dieser hatte ihm immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Wie Darian bereits vermutet hatte, wollte Melissa nicht mit nach Schottland fahren. Dass sie einen derartigen Aufstand machte, verwunderte ihn dann allerdings doch. Melissa wurde regelrecht hysterisch, als er verkündete, notfalls auch allein an dem Trip teilzunehmen. Zornesfalten bildeten sich auf ihrer sonst so glatten Stirn.
»Dein Vater erwartet uns. Du kannst ihn nicht vor den Kopf stoßen.«
»Du liebe Güte, Melissa«,
Weitere Kostenlose Bücher