Das magische Portal - Weltennebel
Damen trugen lange Kleider in den unterschiedlichsten Farben und Formen, je nach Alter hochgeschlossen oder mit etwas freizügigeren Ausschnitten. Ihre aufgetürmten Frisuren glichen teilweise wahren Kunstwerken, und an der Anzahl der Ketten oder Ringe, mit welchen sie behängt waren, glaubte Darian zu erkennen, wie gut betucht die jeweilige Familie war. Alle Anwesenden traten ihm betont höflich gegenüber, und wäre Darian zu diesem Zeitpunkt nicht bereits hoffnungslos betrunken gewesen, hätte er durchaus die Parallelen zu den Geschäftspartnern seines Adoptivvaters erkannt. Sie waren allesamt aufgeblasen, versuchten ihm nach dem Mund zu reden und sich beliebt zu machen. Darian lächelte nur über ihre Beteuerungen, er werde das Land sicher in eine glorreiche Zukunft führen, und auch ihre Bekräftigungen, ihn mit allen Mitteln zu unterstützen, nahm er nicht wirklich ernst.
»Dort, wo Ihr herkommt, mein Herr«, fragte eine Lady mit hoch aufgetürmten blonden Haaren und einer näselnden Stimme, »hattet Ihr dort auch Schwierigkeiten mit Dunkelelfen?«
Breit grinsend nahm Darian noch einen Schluck aus seinem Kelch, was Ohaman mit einem besorgten Stirnrunzeln quittierte. »Dunkelelfen, nein!« Darian lehnte sich auf dem gepolsterten Stuhl zurück. »Aber jede Menge anderes Gesindel. Korrupte Politiker, sich selbst bereichernde Manager und Benzinpreise, bei denen du das Kotzen kriegst.« Ein wenig zu laut lachend bedeutete er einem Diener, der hinter seinem Stuhl stand, seinen Kelch erneut aufzufüllen. »Dagegen sollte man mit ein paar Dunkelelfen leicht fertig werden.«
Allen Anwesenden war anzusehen, dass sie keine Ahnung hatten, wovon er sprach. Doch er lachte nur über ihre irritierten und verständnislosen Gesichter und prostete ihnen dann zu.
»Das werden sicher sehr boshafte und widerwärtige Kreaturen gewesen sein. Ich gehe davon aus, Ihr und Eure Armee haben sie besiegt?«, bemerkte der kleine Lord Kamaris mit den Schweinsäuglein.
Darian verschluckte sich an seinem Wein. In seinem Kopf drehte sich alles. »Besiegt? Ich?« Albern kichernd versuchte er sich in seinem benebelten Geist vorzustellen, wie er mit einer Armee aus berittenen Kriegern einen Ölkonzern stürmte.
Die Lords und Ladys, einschließlich Ohaman, sahen Darian verwirrt an. Schließlich stand der Zauberer auf, beugte sich zu Darian hinab und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es war ein langer Tag, Ihr solltet schlafen gehen.«
Ungeduldig schüttelte Darian seine Hand ab. »Aber ich amüsiere mich gerade prächtig«, lallte er.
»Morgen habt Ihr einen anstrengenden Ritt vor Euch«, beharrte Ohaman.
Zornig fegte Darian mit einer raschen Bewegung den Weinkelch vom Tisch. Eine rote Lache breitete sich auf dem steinernen Boden aus.
» Ich bin hier der verdammte König und kann selbst entscheiden, was ich tue.«
Ohaman verbeugte sich flüchtig und setzte sich wieder hin. »Selbstverständlich«, murmelte er unbehaglich, was Fehenius mit einem selbstzufriedenen Grinsen quittierte.
Nach Darians Ausbruch zogen sich die Gespräche etwas zögerlich dahin, und irgendwann wurde er tatsächlich so müde, dass er sich in eines der – für Albanys Verhältnisse durchaus komfortablen – Gästezimmer führen ließ. Im Kamin brannte ein Feuer, die Fenster hatten Glasscheiben und waren zusätzlich mit dicken Vorhängen gegen die Kälte abgeschirmt. Benebelt und mit einem Gefühl, als würde er Karussell fahren, legte sich Darian in das überraschend weiche und gemütliche Bett mit den dicken Decken und Fellen.
»Edvan, ich brauche meine Medizin«, lallte er und streckte unbeholfen eine Hand aus, doch bevor der alte Heiler, der ihn begleitet hatte, etwas sagen konnte, war er bereits eingeschlafen.
Edvan stellte ein kleines Fläschchen auf der Kommode neben dem Bett ab und verließ dann den Raum. Zögernden Schrittes ging er zu Fehenius’ Gemach.
Ein Wachmann, der vor der Tür stand, verkündete, der Regent hätte sich bereits für die Nacht zurückgezogen, doch Edvan bestand energisch darauf, vorgelassen zu werden. In diesem Moment öffnete sich jedoch bereits die Tür und Fehenius stand nur in einen Mantel gekleidet vor ihm.
»Was soll das Geschrei? Ich bin müde!«, fuhr er den Heiler an.
»Es geht um …«, Edvan beugte sich nach vorne und flüsterte: »… die Medizin des Königs , wenn Ihr wisst , was ich meine.«
»Hmm«, grummelte Fehenius und bedeutete Edvan, einzutreten.
Der Raum war komfortabel eingerichtet, mit zwei
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