Das magische Portal - Weltennebel
ist er nicht geweiht …«, und so wogte das Gespräch hin und her. Es herrschte eine Mischung aus Euphorie und Unsicherheit.
Jeroman hielt sich wie immer zurück und hörte nur zu. Er fragte sich, was schiefgegangen war. Wieso war Nordhalan noch nicht am Stein von Alahant, und warum waren Fehenius’ Männer zuerst dort gewesen? Und wie hatten sie überhaupt davon erfahren, dass Darian durch das Portal kommen sollte? Jeroman selbst hatte einige Männer dorthin geschickt. Es waren nicht viele gewesen, und jetzt machte er sich Vorwürfe, nicht selbst gegangen zu sein. Irgendwie fühlte er sich dem jüngeren Bruder seines ehemaligen Freundes Atorian verpflichtet.
Der Morgen dämmerte bereits, als der letzte angetrunkene Gast sanft, aber mit Nachdruck aus dem Gasthaus geschoben wurde.
Mit einem Ächzen plumpste Godana auf eine der alten Holzbänke und klapperte mit den Münzen, welche sie in einem kleinen Säckchen gesammelt hatte. »Wie auch immer es ausgehen mag, dieser neue König bringt uns Glück.«
Jeroman setzte sich mit besorgtem Gesicht neben sie. »Wir müssen Darian von Northcliff unterstützen, er wird es nicht leicht haben.«
Godana schnaubte abfällig. »Wir unterstützen den, der gut für unser Gasthaus ist!«
Nur sehr selten widersprach Jeroman seiner resoluten Frau – es machte meist ohnehin keinen Sinn –, doch diesmal konnte er nicht anders. »Fehenius’ Einfluss muss enden. Ich möchte nur wissen, woher er wusste, dass König Darian am Stein von Alahant in diese Welt kommen würde.«
Nur durch Zufall fiel sein Blick auf Godana, denn er hatte eigentlich mehr mit sich selbst gesprochen. Doch nun runzelte er misstrauisch die Stirn. Zwar versuchte Godana es zu verbergen, wirkte aber, während sie auffallend konzentriert über den eigentlich bereits sauberen Tisch wischte, mehr als schuldbewusst.
»Was ist, weißt du etwas?«, fragte Jeroman alarmiert.
»Ich? Wieso sollte ich etwas wissen?«, erwiderte sie. Doch ihre Stimme klang eine Spur zu schrill, etwa so, wie wenn sie sich ein neues Kleid gekauft hatte und Jeroman das nicht wissen durfte.
»Du sagst mir jetzt auf der Stelle, was du weißt«, verlangte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
Godana war dies nicht gewohnt, und so plapperte sie erschrocken los: »Es ist schon einige Zeit her, du warst gerade unterwegs, um neues Bier zu kaufen. Ein Fremder kam herein und fragte, ob jemand Gerüchte über König Darian gehört hätte.«
»Weiter«, drängte Jeroman und beugte sich bedrohlich vor.
»Nun ja, zunächst war es nur das dumme Gerede, das immer herrscht«, versuchte sie auszuweichen, doch Jeroman drückte Godanas Arm so fest, dass sie laut aufschrie.
»So versteh doch, er hat zwei Goldstücke geboten, und unsere Wasserpumpe war kaputt«, jammerte sie mit weit aufgerissenen Augen.
»Was hast du ihm gesagt?« Jeromans sonst so sanfte Augen waren jetzt vor Zorn zu Schlitzen verengt.
»Ich … ähm … habe«, stammelte sie und bekam es offenbar wirklich mit der Angst zu tun, »ich … habe mitbekommen, wie du mit dem alten Mann mit den langen grau-schwarzen Haaren geredet hast. Ihr spracht vom Stein von Alahant und dass König Darian noch vor der Wintersonnenwende …«
Weiter kam sie nicht, denn Jeroman hatte ihr eine schallende Ohrfeige verpasst. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals geschlagen zu haben, doch nun bebte er vor Zorn. Er entriss ihr den Beutel mit den Silberstücken und sprang auf. »Du bist das dümmste Weibsstück, das ich jemals gesehen habe!« Noch in dieser Nacht verließ er das Gasthaus von Culmara, seine Frau und sein ganzes bisheriges Leben. Er wollte seinen Fehler wiedergutmachen und wusste, was er zu tun hatte.
Darians Reise führte stetig nach Norden. Zum Glück lag wegen des dichten Waldes, der ein beinahe undurchdringliches Dach über ihnen bildete, kaum Schnee, sodass auch eine Kutsche gut durchkam. In den kurzen Pausen sah sich Darian ein wenig um. Das Land war von uralten, knorrigen Bäumen überzogen, viele davon Nadelbäume, aber auch immergrüne Laubbäume, die Darian gar nicht kannte. Immer wieder unterbrachen Lichtungen, auf denen das jetzt im Winter bräunliche Heidekraut und verdorrte Farne oder teilweise bizarr geformte Felsen standen, die Szenerie. Das Land erinnerte Darian durchaus ein wenig an Schottland, vielleicht an ein Schottland, wie es vor vielen hundert Jahren ausgesehen haben mochte. Mia hatte Recht gehabt.
In seinen Pelzumhang gehüllt stand Darian nun
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