Das magische Portal - Weltennebel
hatte sein Pferd bereits zu Darian getrieben und verbeugte sich nun. »Wünscht Ihr, diese Nacht im Freien an den windigen Klippen zu verbringen oder im Hause von Lord Egmont?«
Darian runzelte die Stirn und versuchte, seine klammen Finger zu bewegen, welche an den Zügeln seines Pferdes festgefroren zu sein schienen. »Ich denke, das Haus wäre mir lieber.«
So gut ihm die ersten beiden Tage noch gefallen hatten, jetzt bemerkte er, wie rau und anstrengend das Leben in dieser fremden Welt war. Wobei es ihm selbst ja noch vergleichsweise gut ging, hatte er doch zumindest die letzten Nächte vor der Weiterreise im Warmen verbracht. Was mussten erst die einfachen Menschen oder Soldaten aushalten, die wahrscheinlich häufig tagelang im Freien schliefen oder nur zugige Hütten als Behausungen hatten?
Fehenius grinste triumphierend und verbeugte sich, während Ohaman leise fluchte und versuchte, Darian umzustimmen. Doch dieser war dermaßen erschöpft und durchgefroren, dass er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, die Nacht in dieser eisigen Kälte zu verbringen. Die von Westen aufziehenden dunklen Wolken bekräftigten Darian noch in seinem Entschluss. Daher ritt die kleine, in Umhänge gehüllte Gruppe nun über einen schmalen, sandigen Pfad die steilen Klippen hinauf. Oben angekommen heulte der kalte Winterwind noch weitaus stärker als unten am Strand. Darians Blick schweifte über ein weites Hochmoor. Weiter im Süden begann ein dichter Mischwald.
Ohaman grummelte die ganze Zeit vor sich hin, es wäre eine irrsinnige Idee, den langen Umweg zu machen, nur um eine einzige Nacht im Warmen zu verbringen, doch Darian konnte es kaum noch erwarten, aus dem Sattel zu steigen und vielleicht sogar ein heißes Bad zu nehmen.
»So bescheiden kann man werden«, murmelte er in die Tiefen seiner Kapuze hinein. Früher hätte er sich niemals ausmalen können, so zu frieren. Er musste sich selbst eingestehen, dass er wohl ziemlich verwöhnt gewesen war.
Die Pferde sanken teilweise bis weit über die Fesseln in den sumpfigen, morastigen Boden ein. Als es zu dämmern begann, verstummte der Wind, und Nebel zog auf.
»Achtet nicht auf die Stimmen im Nebel«, warnte Ohaman eindringlich. »Das sind Nebelgeister. Die Seelen derer, die hier im Moor ums Leben gekommen sind.«
Schaudernd blickte der junge König über das weite, menschenleere Moorland hinaus. Irgendwann hörte er tatsächlich ein Wispern, doch er hielt sich an Ohamans Rat und folgte seinem Vordermann stur durch den Nebel.
Endlich wurde der Boden wieder fester, und nach einem scharfen Trab erreichten sie den Waldrand. Ächzend streckte sich Darian. Er fühlte sich, als hätte er sich den gesamten Hintern wundgeritten, und all seine Muskeln schienen verkrampft. Düsteres Zwielicht herrschte zwischen den riesenhaften Bäumen, die sicherlich uralt waren. Teilweise hätte man vier oder mehr Männer benötigt, um ihre gewaltigen Stämme zu umfassen. Ein schmaler Pfad, auf dem nur ein Reiter Platz hatte, wand sich durch Eichen, Buchen und andere Laubbäume.
»Es ist viel zu spät«, hörte Darian Ohaman vor sich rufen, »wir erreichen das Anwesen nicht vor der Dunkelheit.«
»Doch, wir müssen nur schneller reiten«, war Fehenius’Antwort.
Ohaman hielt seinen Schimmelwallach an. »Mein Herr, ich ersuche Euch dringend, den Befehl zu geben, dass wir außerhalb der Bäume nächtigen.«
Mit einem Stöhnen schüttelte Darian den Kopf. »Nein, mir ist so kalt, dass ich kaum noch die Zügel halten kann. Lieber noch eine Stunde reiten, als die Nacht im Freien zu verbringen.«
»Es ist gefährlich hier«, beharrte Ohaman und blickte sich unbehaglich um. »Hinter jedem Busch kann jemand im Hinterhalt lauern.«
»Es wird schon gut gehen«, erwiderte Darian stur und quetschte sein Pferd an dem des Zauberers vorbei.
Leise fluchend folgte Ohaman dem jungen Mann. Bedrohlich knarrend wogten die uralten Bäume im Wind, und die Düsternis des Abends senkte sich unaufhaltsam über das Land. Hier und da sah man Gestalten durchs Unterholz huschen, doch laut Ohaman handelte es sich dabei nur um Gnome oder Wildtiere.
Da sie bereits den ganzen Tag lang geritten waren, wurde Darian gegen seinen Willen schläfrig. Obwohl es hier kalt und unheimlich war, lullte ihn die zunehmende Dunkelheit ein, und in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen ritt er hinter seinem Vordermann her.
Ein Todesschrei ließ ihn auffahren, und er riss sein Pferd so heftig im Maul, dass dieses stieg. Und
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