Das magische Portal - Weltennebel
regungslos auf einer solchen Lichtung. Mia, dachte er, und der Schmerz drohte ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. Eigentlich hätte sie jetzt an meiner Seite stehen sollen.
Rasch nahm er einen Schluck aus Edvans Silberflasche, denn er wollte nicht an Mia denken, nicht jetzt. Zum Glück wurde er von dem Trank mittlerweile nicht mehr so müde, konnte aber dennoch seine Sorgen vergessen.
»Mein Herr«, ein nervöser Klang schwang in Ohamans Stimme mit, »wir müssen weiter. Vor Einbruch der Nacht müssen wir das nächste Dorf erreichen. Der Dunkelelfen wegen ist es gefährlich, sich nach Sonnenuntergang draußen aufzuhalten.«
»Dunkelelfen«, murmelte Darian und sah den Zauberer mit einem seltsam starren Blick an, dann folgte er ihm langsam zur Kutsche zurück.
Während der nächstenTage reisten sie weiter durch das dichte Waldgebiet. Wären die Fenster der Kutsche zum Schutz gegen die Kälte, den eisigen Wind und den Schnee nicht mit dicken Vorhängen verhangen gewesen, hätte Darian eine Menge Wildtiere entdecken können, die sein Königreich besiedelten . Majestätische Hirsche,Wölfe , Bären, wilde, zottelige Ponys, und sogar die scheuen Einhörner zeigten sich hin und wieder. In der Dämmerung kamen auch gelegentlich Waldgnome hervor, kleine Wesen mit bräunlicher Haut, die man auf den ersten Blick mit einem Erdklumpen verwechseln konnte.
Von alledem bekam Darian jedoch wenig mit. Er saß in der Düsternis der Kutsche und döste die meiste Zeit vor sich hin. In den Dörfern wurden sie mit einer Mischung aus der für die Bewohner Albanys üblichen Gastfreundschaft, aber auch spürbarer Angst aufgenommen. Vor Fehenius fürchteten sie sich, doch als sie erfuhren, dass Darian ihr neuer König werden würde, waren sie neugierig und zeigten sich nur allzu gerne bereit, ihre mageren Wintervorräte zu teilen.
Wenn Darians Tross dann weiterzog, wurde in vielen Wohnhütten nächtelang diskutiert, ob sich mit der Rückkehr von Darian von Northcliff die Zeiten ändern würden. Der junge Mann sah durchaus sympathisch aus, hatte Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Vater und dem Bruder, aber er redete kaum, und sein Gesicht wirkte verschlossen, mit einer Spur von Traurigkeit in den Augen. Außerdem beunruhigte es das Volk, dass Fehenius ihn begleitete, auch wenn dieser als Regent dem jungen König ja eigentlich sein Erbe zeigen musste.
Nach drei Tagen hatten sie Culmara, die Hauptstadt des Königreichs von Northcliff, erreicht. Darian spähte durch einen Spalt hinaus. Die Stadt lag auf einer freien Fläche, auch hier durchzogen große Felsbrocken das Land, und die Luft roch nach Meer. Die Bezeichnung Stadt war für Darians Begriffe ein wenig übertrieben. Es handelte sich um eine Ansammlung von etwas größeren Steinhäusern, die laut Fehenius den Adligen gehörten. Außen herum bildeten kleine, meist strohgedeckte Holzhütten einen Ring um Culmara, und außerhalb der Stadtgrenze lagen einige größere Bauernhöfe.
Dick vermummte Menschen hielten mit offenem Mund in ihrer Arbeit inne und starrten auf die Kutsche. Die Nachricht von der Ankunft des Königs war ihm vorausgeeilt, und nun wollten alle einen Blick auf Darian von Northcliff erhaschen.
»Heute werden wir in meinem Haus nächtigen«, verkündete Fehenius großspurig. »Die Weiterreise bis zum Hafen wird noch einige Tagesritte in Anspruch nehmen.«
Emotionslos nahm Darian dies mit einem Nicken zur Kenntnis, während die Kutsche vor einem großen Haus hielt. Es war aus dunkelgrauem Stein erbaut und hatte zwei Stockwerke mit Erkern. Das Dach war mit schwarzen Schindeln gedeckt, und aus zwei Kaminen drang weißer Rauch, der auf geheizte Räume hoffen ließ. Diener eilten den Ankömmlingen entgegen und verbeugten sich tief. Fehenius führte Darian in eine geräumige Halle und erklärte, dass er als Regent hier immer seine Audienzen abgehalten hatte.
Die Halle, welche bis auf einen thronartigen Stuhl eher kahl eingerichtet war, wurde von einem Feuer am hinteren Ende des Raumes nur spärlich gewärmt. An den Wänden hingen Schwerter, Lanzen und Trophäen von toten Tieren.
Mit aufgesetztem Lächeln fragte Fehenius: »Möchtet Ihr Euch zunächst ausruhen oder gleich zu Abend essen?«
Darian runzelte die Stirn und hob dann die Schultern. »Ich würde gerne duschen.«
Fehenius zog fragend die Augenbrauen hoch, und Darian verbesserte sich: »Habt Ihr ein Badezimmer?«
»Das Badezimmer, selbstverständlich, Ihr möchtet ein Bad nehmen.« Mit stolz geschwellter Brust
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