Das magische Portal - Weltennebel
er seitdem bei seinem Onkel Horac lebte.
»Es ist zwar nicht sehr angenehm, wenn einem ständig erzählt wird, dass sowieso nix aus einem wird«, der junge rothaarige Zwerg schnitt eine Grimasse, »aber eigentlich ist Onkel Horac ein guter Kerl, und ich bin dankbar, dass er mich bei sich aufgenommen hat.«
Nach einem vergleichsweise kurzen Ritt erreichten sie die Felsklippen, auf denen einige wenige strohgedeckte Hütten standen. Bei diesem kräftigen Wind wunderte sich Darian, dass überhaupt eins der Dächer hielt und sie nicht hinaus aufs weite Meer geblasen wurden. Unterhalb der gewaltigen, steil abfallenden Klippen erkannte man einen langen weißen Sandstrand. Ein aus Stein gebauter Steg führte weit hinaus in das wogende Blau, und mehrere Ruderboote lagen dort vertäut, während man noch weiter draußen auf dem Meer ein großes Schiff erahnen konnte.
»Wir werden die Nacht hier verbringen«, erklärte Hauptmann Brambur und verneigte sich vor Darian. »Das Meer ist wild so kurz vor der Sonnenwende, und niemand möchte in der Nacht auf die Dracheninsel segeln.«
Darian stimmte zu, obwohl er keine Ahnung von diesen Dingen hatte. Im Dorf hielten sich etwa fünfzig Zwerge auf, die sich flüchtig vor Darian verbeugten, während dieser Hauptmann Brambur folgte. Insgeheim hoffte Darian, dass Nordhalan doch noch auftauchen würde, aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Dafür traf er auf einen Zwerg namens Revtan, der ihn im Namen Nordhalans willkommen hieß und erklärte, dass der Menschenzauberer ihn beauftragt habe, Darian sicher zur Dracheninsel zu bringen. Was Nordhalans Verbleib betraf, so wusste Revtan, sehr zu Darians Enttäuschung, genauso wenig zu berichten, wie alle anderen zuvor.
Als Edur ihm zuflüsterte, auf Revtan könne man sich verlassen, entspannte sich Darian ein wenig. Zu zehnt quetschten sie sich in eine Hütte hinein, während eine unsicher wirkende Bäuerin ihnen Eintopf und Bier brachte. Die Zwerge ließen es sich schmecken, und auch Darian genoss einen Krug von dem kräftigen dunklen Gebräu. Während sich seine zwergischen Gefährten murmelnd unterhielten, wurde ihm irgendwann klar, dass sie vermutlich nicht wussten, dass er ihre Sprache verstand, denn sie stellten Mutmaßungen an, Darian, König Jarredhs Sohn, sei noch viel zu jung für das Amt eines Königs. Jetzt, wo Darian genau hinhörte, bemerkte er auch den Unterschied im Klang ihrer Worte. Denn wenn sich die Zwerge in der Menschensprache an ihn wandten, nahm ihre Sprache einen deutlich weniger grollenden und harten Unterton an, als wenn sie sich untereinander in ihrem eigenen Dialekt unterhielten.
Die Dunkelheit war schon lange hereingebrochen, als draußen vor den Hütten Tumult entstand. Sogleich stürmten einige grimmige Zwergenkrieger hinaus, und kurz darauf stand Fehenius mit dreien seiner Männer in der Hütte. Alle sahen sie sehr mitgenommen aus, ihre Kleidung war zum Teil zerfetzt, und einer hatte einen tiefen Schnitt in der Wange. Fehenius trug einen Verband um den Kopf.
»Mein König!«, rief der Mann mit dem gestutzten weiß-blonden Bart und verbeugte sich tief vor Darian. »Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass Ihr noch am Leben seid!« Sein ganzes Verhalten wirkte übertrieben, und von Edur war ein verächtliches Schnauben zu vernehmen. Die anderen Zwerge sahen ebenfalls nicht so aus, als würden sie dem Regenten seine Freude abnehmen, dafür spähten sie viel zu misstrauisch unter ihren buschigen Augenbrauen hervor.
Sogar Darian zweifelte mittlerweile sehr daran, dass Fehenius überhaupt nach ihm gesucht hatte.
»Wie konntet Ihr entkommen?«, fragte er deswegen mit kalter Stimme.
Theatralisch seufzend ließ sich Fehenius auf einem Stuhl nieder. »Es war ein harter Kampf. Diese fürchterlichen Dunkelelfen haben gewütet wie die Berserker. Nur ich und drei meiner Männer konnten fliehen, wir hatten unglaubliches Glück.« Ohne zu fragen genehmigte er sich eine Schüssel voll Eintopf und verzog das Gesicht, als er davon kostete. Offensichtlich schien ihm dieses Essen seiner nicht würdig. »Selbstverständlich haben wir uns sogleich auf die Suche nach Euch gemacht, doch leider vergeblich, zumindest bis jetzt.«
»Ich habe beinahe bis zum Morgengrauen gewartet«, entgegnete Darian scharf.
Kurz zuckte Fehenius zusammen. »Wir mussten sicher sein, dass die Dunkelelfen fort waren, und wir sahen Euer Pferd fliehen, also dachten wir …«
Von plötzlicher Entschlossenheit erfüllt stand Darian auf und packte den
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