Das magische Portal - Weltennebel
dummer Zwerg, wie soll man denn in diesen Zeiten irgendetwas Gutes sehen?« Urplötzlich stand er auf und begann, eigentlich völlig sinnlos, Holz zu hacken, denn es lagen genügend Holzscheite für mehrere Tage in der Ecke.
»Das macht er ständig«, erklärte Edur flüsternd und grinste breit. Dann zog er heimlich eine tönerne Flasche aus Horacs Bündel heraus und reichte sie Darian. »Horac hat immer etwas Bier bei sich, das macht seine Anwesenheit erträglicher. Trinkt!«
»Ich will ihm nichts wegnehmen«, wandte Darian ein.
»Ihr seid in der Tat ein seltsamer König«, grinste Edur, nahm selbst einen Schluck und reichte die Flasche zu Darian hinüber. »Jetzt trinkt schon, er säuft ohnehin zu viel. Ihr helft ihm damit nur.«
Lächelnd nahm Darian die Flasche entgegen. Das Bier war dunkel und süffig und hatte einen angenehmen Geschmack.
Nach einer Weile kehrte Horac leise vor sich hinbrabbelnd zurück, setzte sich, und nahm selbst einen Schluck aus der Flasche.
»Ständig ist das Ding leer«, schimpfte er und begann in seinem Bündel zu kramen. »Muss ein verdammter Kobold drin sein.«
Edurs Grinsen zog sich bis zu den Ohren hoch, und auch Darian musste sich ein Schmunzeln verkneifen.
»Ihr solltet noch ein wenig schlafen, König Darian«, schlug Edur vor, »es ist noch nicht einmal Morgen.«
»Und was ist mit euch?«, fragte Darian, obwohl er wirklich noch sehr müde war.
»Schlafen, ach was, ein Zwerg benötigt nicht so viel Schlaf wie ein Mensch.«
»Ha, das sagt ein Jungspund wie du«, grollte Horac, dann bekam sein Gesicht plötzlich einen merkwürdigen Ausdruck. Er sprang eilig auf und rannte mit einem »Ohhh jeeh!« aus der Höhle.
»Was hat er denn?«, wollte Darian wissen.
Kopfschüttelnd und unterdrückt kichernd erklärte Edur: »Er verträgt das Bier nicht, kann aber einfach die Finger nicht davon lassen.«
Leise lachend wickelte sich Darian wieder in seinen Umhang. »Ein merkwürdiger Kauz«, meinte er gähnend.
»Das trifft es sehr gut.« Edur legte etwas Holz nach. Als er sah, wie Darian darum kämpfte, wach zu bleiben, sagte er beruhigend: »Horac und ich können abwechselnd schlafen, sorgt Euch nicht.«
»Vielen Dank«, murmelte Darian, bevor ihm wieder die Augen zufielen.
Als die ersten Strahlen der Morgensonne in die Höhle fielen, wachte Darian auf. Eigentlich hätte er gerne noch weiter geschlafen, aber sein Kopf tat weh. Er erinnerte sich daran, am Abend nichts mehr von Edvans Trank genommen zu haben und holte dies nun gleich nach.
Edur schnarchte leise in einer Ecke, während Horac mit missmutigem Gesicht am Feuer saß und in einem Topf herumrührte. »Ist das Bier?«, wollte er mit einem neugierigen Blick auf Darians Flasche wissen.
Rasch schüttelte Darian den Kopf und packte die kleine Flasche wieder weg. »Nein, das ist Medizin. Ich habe eine Wunde am Bein und die ist noch nicht ganz geschlossen.«
»Ohhh jeeh!« Horac winkte ab. »Beinwunden – das wird meistens nix mehr, die reißen immer wieder auf, weil man sich zu viel bewegt. Einer meiner Großonkel hatte so etwas, dem musste man das Bein abnehmen, das ist auch nix mehr geworden. Gibt nur wundes Fleisch mit Eiter drin und die ganzen Fliegen …«
»Horac!«, unterbrach ihn Edur barsch, der gerade aufgewacht war und zumindest den letzten Teil des Gesagten mitangehört hatte.
»Sehr ermutigend«, murmelte Darian.
Edur schüttelte gereizt den Kopf. »Dein Großonkel wurde von einem Tiefengnomweibchen gebissen, als er versehentlich in ihre Höhle eingebrochen ist. Deren Zähne können Gift absondern«, fügte er zu Darian gewandt hinzu, »deswegen musste man ihm das Bein abnehmen.«
Horac grummelte unzufrieden vor sich hin. »Aber geworden ist es trotzdem nix mehr. Im nächsten Winter ist er gestorben.«
»Der Gute war beinahe sechshundert Sommer alt«, ergänzte Edur mit hochgezogenen Augenbrauen, während Horac abwinkte.
»Wollt Ihr etwas von der Suppe?«, erkundigte sich der ältere Zwerg dann mit einem Blick auf Darian. »Wahrscheinlich ist sie nix geworden, hatte kaum Gewürze für die Pilze.«
Misstrauisch spähte Darian in den Topf, doch nachdem Edur versicherte, er hätte das Essen von Horac schon mehrfach überlebt, ließ er sich zu einer Schüssel des immerhin vielversprechend dampfenden Eintopfs überreden.
Nach dem überraschend schmackhaften Frühstück packten sie rasch ihre Sachen zusammen, denn Horac befürchtete bereits wieder, es würde ›nix damit werden‹, vor Sonnenuntergang den
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