Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
Vom Netzwerk:
hast du bemerkt. Ich suche in der Tat tief. Ich habe die Angewohnheit aufgenommen, während ich als junger Mann durch die Welt reiste und nach Hinweisen auf meine Fähigkeiten suchte. Ich sah Dinge, die du dir nicht vorstellen
kannst, und Dinge, die du dir nicht vorstellen wolltest. Ich bin den weisesten Menschen begegnet, den listigsten, den faulsten, den verlorensten und solchen, die mir die Kehle beim ersten Husten durchgeschnitten hätten. Ich habe das Studium der Menschen niemals aufgegeben - was sie brauchten, wollten und zu tun bereit waren. Als Madinia und Margaret geboren wurden, stieg mein Interesse an Zwillingen, und ich entdeckte, dass bei dieser Art von Geburt am wahrscheinlichsten Schimären hervorkommen. Besonders dann, wenn ein Kind stirbt.«
    »Mein Zwillingsbruder ist tot geboren worden«, gab Petra zu.
    »Und wie hat Ariel dich genannt? ›Silbersingerin‹, ›Traumdenkerin‹? Was hast du geerbt, Petra? Ariels erster Name ist einfach zu verstehen. Dein Vater hat ein außerordentliches Talent für Metall. Du hast das Herz aus Metall der Staro-Uhr zerschmettert.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das gemacht hab. Es war ein Zufall.«
    »Vergib mir bitte, wenn ich dir nicht glaube.«
    »Wirklich«, beharrte sie. »Das Herz hatte wahrscheinlich irgend so eine eingebaute Selbstzerstörung und ich hab die ausgelöst.«
    »Oh ja, ganz bestimmt«, sagte Dee.
    Dann plötzlich zog er ein Messer aus den Falten seines Gewands und schleuderte es nach Petra.
    Ohne nachzudenken, schnappte es Petra im Flug, blickte auf das Messer in ihrer Hand und ließ es zu Boden fallen. »Ihr hättet mich umbringen können.«
    »Habe ich aber nicht. Komm schon, hör auf zu schmollen.«
    »Schmollen? Ihr habt ein Messer nach meinem Kopf geworfen!«

    »Ich war im ausreichenden Maß sicher, dass du ihm ausweichen würdest. Nun bin ich beeindruckt, dass du es gefangen hast, ohne auch nur deine Finger zu verletzen. Dein Talent für Metall ist offensichtlich. Warum das abstreiten? Weil du es nicht schaffst, dass sich die Klinge vom Boden erhebt und Walzer tanzt, wie das dein Vater könnte? Das überrascht kaum. Als Schimäre verfügst du über mehr als ein Talent. Betrachte sie getrennt voneinander, und du wirst finden, dass sie alle schwächer erscheinen, als sie sein sollten.Wenn sie aber miteinander verbunden sind, wirst du über etwas Seltenes und sehr Machtvolles verfügen. Und nun, was mag dein zweites Talent sein,Traumdenkerin?«
    Petra antwortete nicht.
    »Ich frage mich«, sagte Dee, »ob du je einen Albtraum hattest, der Wirklichkeit geworden ist?«
    Sie musste an die roten Blumen aus Brokat denken.
    »Vielleicht hast du etwas gehört, was kein anderer gehört hat?«
    Der Schrei der Grauen Männer saß ihr noch in den Knochen.
    »Oder etwas gespürt, das nicht da war?«, fragte Dee weiter.
    Neels Geisterfinger, die ihren Geldbeutel losbanden, den sie unter ihr Hemd gesteckt hatte.
    »Ich glaube, dass du mit dem Talent der Seherin begabt bist, Petra Kronos.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Bedenke die Hinweise. Zum Beispiel erfreuen wir beide uns einer starken Verbindung zwischen unseren Köpfen.«
    »Erfreuen?« Petra nahm es den Atem.
    »Und ich konnte sie leicht bilden, Petra, so leicht, dass ich, ich muss es gestehen, erstaunt war. Als du um Hilfe gerufen
hast, war das laut, unmissverständlich und nachdrücklich: ein schmetternder Ruf. Das erfordert Talent und für gewöhnlich Übung.«
    »Ich hab Euch schon gesagt: Ich hatte nicht vor, das zu tun. Ich wünschte, Ihr würdet mich in Ruhe lassen. Was bin ich denn für Euch? Doch nur irgend so ein böhmisches Nichts, das Ihr dazu gezwungen habt, die Drecksarbeit für Euch zu machen. Ihr habt mir das Leben gerettet, doch Eure unheimliche und völlig unwillkommene Verantwortung für mich ist vorbei. Ich muss zurück in mein Land. Ich habe da einiges zu erledigen und einen Vater zu suchen.«
    »Ich glaube nicht. Du hast mich zu Hilfe gerufen, Petra. Ich interpretiere das so, dass es bedeutet, dein Leben zu schützen und sicherzustellen, dass du das auch selbst kannst. Lass mich dich ein Jahr lang ausbilden und dann bringe ich dich nach Böhmen zurück.«
    »Ein Jahr! Niemals.«
    »Oder du kannst auf unbestimmte Zeit in einem Zimmer meines Hauses eingeschlossen bleiben.«
    »Einen Monat«, feilschte sie.
    Er blickte sie nur an.
    »Ich habe nicht einmal einen Monat!«, sagte Petra. »Der Prinz hat meinen Vater gefangen genommen!«
    »Mikal Kronos befindet sich nicht in unmittelbarer

Weitere Kostenlose Bücher