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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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versprichst, deine Haare aus
dem Weg zu halten, kannst du sie behalten. Ich weiß, dass Mädchen da ihre kleinen Eitelkeiten haben.«
    »Du kennst mich nicht besonders gut«, sagte sie.
    Er blieb einen Moment still. »Wahrscheinlich hast du recht. Und ich hatte in einem Punkt nicht recht, Petra.« Er nahm ihr das Glas ab und griff nach ihrer Hand, um sie zu schütteln. »Du bist besser, als ich gedacht habe.«

Der Tod des Westens
    D or der Dunkelheit hatte sich Petra noch nie gefürchtet, doch jetzt konnte sie nur noch daran denken, dass die Tür dieses seltsamen Zimmers abgeschlossen war. Astrophil lag unter dem Bett in tiefem Schlaf.
    Petra kam sich klein und leer vor, wie ein alter verbeulter Fingerhut.
    Ihr Vater fehlte ihr. Sie musste daran denken, wie er sie gehalten hatte, als sie klein war, wie rauchig er roch - nach dem Holzkohlefeuer seiner Schmiede, den Kerzen in seinem Arbeitszimmer. Sie würde ihr Gesicht gegen seine Brust drücken und seine sonst leise Stimme würde unter ihrem Ohr dröhnen.
    Petra drückte sich das Kissen gegen die Wange und versuchte zu schlafen.

    »Euer Hoheit, habt Ihr meine Tochter?«
    »Warum sollte ich dir das sagen?« Der Prinz hob ein parfümiertes Taschentuch an seine Nase. Er hatte vergessen, wie sehr seine Kerker stanken.
    Mikal Kronos lag im dreckigen Stroh auf den Knien. »Bitte, nehmt meine Augen, wenn Ihr nur …«
    »Wenn ich deine Augen wollte, alter Mann, wären sie längstens mir. Doch die waren im letzten Jahr modern.«

    »Ich könnte das Herz der Uhr erneut bauen«, bot Mikal an.
    Der Prinz drückte sein Taschentuch und rief sich seine Pläne ins Gedächtnis, das Habsburger Reich durch eine Uhr an sich zu reißen, die die Felder verwüsten, Blitze in Türme einschlagen lassen und Städte überfluten konnte. Seine Brüder würden zittern! Wie dumm sie dann dastehen würden!
    »Ja«, sagte der Prinz und legte sein Taschentuch ordentlich zusammen, »ich denke schon, dass du das könntest.«

    Petra las den Brief und die Wut kochte in ihr hoch. Sie zerknautschte das Papier zu einem Ball und schmiss ihn in die Ecke ihres Zimmers.
    Astrophil hockte auf dem Rahmen eines Ölgemäldes. Was steht drin? , fragte er.
    »Ein ›Nein‹.«
    Also schon mit mehr Worten. Oben auf dem Blatt stand Petras Gekritzel: Ich VERLANGE, aus diesem Zimmer rausgelassen zu werden. Die Tür ist immer abgeschlossen. Darunter hatte Dee seine Antwort geschrieben: Dann schließe sie auf.
    Petra machte eine Bestandsaufnahme von dem, was sie umgab, wie sie es schon so oft getan hatte. Das eine Fenster zeigte auf einen verschneiten Garten viele Meter unter ihr. Es gab einige Gemälde von alten, verschrumpelten Leuten. Astrophil mochte sie, weil er sich hinter den Rahmen verstecken konnte, wenn jemand die Zimmertür aufmachte. Petra hasste sie, weil sie sich sicher war, dass alle im Haus sie ebenfalls scheußlich fanden, und dieses Zimmer hier der Ort war, wo die Dees alles aufhoben, was sie nicht mochten, aber doch behalten wollten - einschließlich ihr selbst.
    Petras wütender Blick fiel auf einen Haufen zusammengeknüllter Hosen und Hemden. Sie waren verschwitzt von
den Übungstagen mit Kit. Bis vor einem Augenblick, als Sarah den Brief überbracht hatte, hatte Petra gedacht, die Kleider wären ein Zeichen dafür, dass Dee versuchte, sie auf seine Seite zu ziehen. Er hatte bemerkt, dachte Petra, dass sie Hosen bevorzugte. Sie trug sie auch bereitwillig und überführte Tomiks Glühstein in jedes frische Paar.
    Doch der Brief zusammen mit der Tatsache, dass Dee Petra, seitdem er sie Kit vor fast einer Woche vorgestellt hatte, nicht mehr gesehen hatte, ließ Petra nun denken, dass es ihm letzten Endes wahrscheinlich völlig egal war, was sie von ihm hielt.
    Petra hämmerte an die verschlossene Tür.
    »Petra!« Astrophil war so erschrocken, dass er laut sprach. »Was ist mit deinem sorgfältig ausgetüftelten Meisterplan? Du wolltest doch so tun, als wärst du ein gutes und liebenswürdiges Mädchen, damit wir das Vertrauen der Leute hier gewinnen und eine Möglichkeit zur Flucht finden können?«
    »Ist-alles-Teil-des-Plans«, knurrte Petra zwischen den Tritten gegen die hölzerne Tür mit zusammengebissenen Zähnen.
    Sie flog auf.
    »Himmel, Mädchen«, keuchte Sarah. »Was ist los?«
    »Ich will Madinia und Margaret sehen.«

    Petra stellte sich vor die Mädchen hin, als sie das Zimmer betraten. »Ihr habt mich nicht besucht.«
    »Wer hat schon die Zeit dazu?«, sagte Madinia leichthin.
    »Du

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