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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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wollen. Sie erinnerte sich an Walsinghams Bemerkung gegenüber Dee: Ich hätte schon gedacht, dass es dich auf die eine oder andere Weise berührt. Freute sich Dee darüber, dass der Westen tot war?
    Mit einem Gesichtsausdruck, als wäre er erpicht darauf, das Gesprächsthema zu wechseln, sagte Cecil schnell: »Nun, John, wo du schon hier bist, würdest du so freundlich sein und einen Blick auf den Entwurf eines Gesetzes werfen, das Ihre Majestät in Erwägung zieht? Ich würde gerne wissen, was du davon hältst, bevor der Rat zusammentritt.« Er führte Dee zu
einem Tisch nahe am Fenster und legte ein Bündel Papiere vor sie beide.
    Während sich die beiden Männer über den Tisch beugten, entfernte sich Petra von der Leiche des Westens. Sie wollte nicht so nahe bei dem Toten bleiben, aber sie überlegte, was Tomik wohl in einer solchen Situation getan hätte. Er würde sehr gründlich vorgehen. Er würde nach etwas Ausschau halten, das alle anderen übersehen hatten.
    Petra schaute nach unten auf den Teppich und sah einen winzigen tränenförmigen Samen neben dem Fuß des Sessels. Sie bückte sich und hob ihn auf. Er sah aus wie ein Apfelkern, nur dass er dunkelorange und nicht braun war.
    Sie steckte ihn in ihre Tasche und empfand eine gewisse Befriedigung. Sie hatte etwas entdeckt, das Dee entgangen war.
    Immer noch leicht glühend von ihrem kleinen Triumph, beschloss Petra, einer plötzlichen Eingebung nachzukommen. Nach einem Blick auf die beiden Männer, die in ihr Gespräch vertieft waren, schaute Petra die Regale durch. Und sie fand, was sie suchte: eine kleine kompakte englische Sprachlehre. Sie klemmte sie sich unter den Arm und zog dann sorgfältig den Umhang darüber.
    Petra Kronos hatte die Königin von England bestohlen. Astrophil würde entzückt sein und Neel stolz auf sie.

    Dee war schweigsam, als der Ruderer mit ihnen vom Haus über der Anlegestelle losruderte. Der Nebel hatte sich gelichtet und Petra konnte nun den Palast und die weiten Flächen mit kahlen Bäumen um ihn herum erkennen.
    Es war kälter als vorhin und es fing an zu schneien. Petra zitterte unter ihrem Umhang. Das Schweigen war ihr unbehaglich.
Sie platzte fast vor lauter Fragen und schließlich konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. »Warum habt Ihr mich mit nach Whitehall genommen?«
    »Du hast vielleicht geglaubt, Ariel hätte Unsinn geredet«, antwortete er, »doch ich habe das nie gedacht. Als Walsingham in die Throgmorton mit der Nachricht kam, dass ein Ratsmitglied tot sei, habe ich mir Ariels Vorhersage von Mord ins Gedächtnis gerufen. Die Warnung war gekommen, als ich den Geist nach dir befragt habe. Ganz klar steht der Tod des Westens in irgendeiner Weise mit dir im Zusammenhang.«
    Das Frösteln, das Petra überlief, hatte nichts mit der Kälte zu tun. »Aber ich hab Gabriel Thorn doch gar nicht gekannt.«
    »Das mag keine Rolle spielen.«
    »Hat er den Prinzen gekannt?«
    Dee ließ sich mit der Antwort etwas Zeit. »Ich glaube nicht. Ich verstehe noch nicht, warum Gabriel gestorben ist oder was du mit dieser Tatsache zu tun hast. Doch die Ereignisse in Whitehall haben meinen Verdacht bestätigt, dass Ariels Worte über dich nicht zufällig waren. Im Korridor mit den Schilden …«
    »Der Baumwollbaum«, ergänzte Petra. »Der Baum, angezogen mit Kleidern.«
    »Ja, und dann war da der Fluss aus schmutzigem Metall.«
    Petra sah ihn verständnislos an.
    »Denk nach, Petra.«
    Ihr fiel das Quecksilber ein. Diese Substanz ist die einzige Art von Metall, die flüssig ist, ohne erhitzt worden zu sein. Es ist ein flüssiges Metall. »Aber Quecksilber ist nicht schmutzig. Es leuchtet.«
    »Es ist giftig. Das ist schmutzig genug.«
    »Oh.« Einen Moment lang blieb sie still. Dann gab sie sich
einen Ruck und stellte die Frage, die sie schon seit Wochen quälte: »Warum habt Ihr mir keinen Unterricht erteilt?«
    »Habe ich doch gerade in der Whitehallbibliothek.«
    »Aber davor nicht. Ihr habt mich ignoriert.«
    Er gab nicht die Antwort, die Petra erwartet hatte. Dee sagte nicht, dass er beschäftigt gewesen sei. Stattdessen erwiderte er: »Das Unglückselige daran, ein Lehrer zu sein, ist die Unmöglichkeit, eine Schülerin etwas lernen zu lassen, wenn sie das nicht will.«
    Petra hörte sich selbst sagen: »Aber ich möchte.«
    Seine Augenbrauen hoben sich.
    »Ich meine«, berichtigte sie, »ich möchte wollen.Aber neun Monate sind zu lang.« Es war immer zu lange gewesen, aber als Petra auf das Abkommen eingegangen war,

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