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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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untersuchte die Finger. Doch, machst du.
    Ende Februar ist eine grauenvolle Zeit in London. Der Himmel war so grau wie Schiefer und fast genauso schwer. Aber das Leben ging weiter, und Petra hatte ein Geheimnis, das sie lächeln und vor sich hin summen ließ.

    Du bist ziemlich fröhlich für eine, die gerade Geld für ein Buch zum Fenster rausgeschmissen hat, das sie niemals lesen wird , sagte Astrophil miesepetrig.
    Ach, ich würd nicht sagen, dass ich Geld zum Fenster rausgeschmissen hab. Ich bin sicher, dass ich eine Verwendung für Orlando Furioso finde. Schließlich brauche ich doch was für meine Zielübungen. Was glaubst du, wie tief mein Dolch in das Buch eindringt?
    Ihr Ohrläppchen vibrierte vor metallischen Krämpfen.
    Astrophil, jetzt krieg mal keinen Anfall! Ich hab Quatsch gemacht! Das Buch ist nicht für mich. Es ist ein Geschenk.
    Wirklich?
    Ja, für Madinia und Margaret.
    Oh.
    Den ganzen Weg zurück zum Haus in der Throgmorton Street blieb Astrophil still. Petra konnte ihn an ihrem Ohr hängen fühlen wie eine verwelkte Blume. Er wirkte so niedergeschlagen, dass Petra, sobald sie in ihrem Zimmer eingeschlossen war, gar nicht anders konnte, als ihm die Wahrheit zu erzählen. Sie legte das Buch auf den Tisch. Astrophil, ich muss dir ein Geständnis machen.
    Ich bin nicht interessiert. Er ließ sich auf den Boden hinab und begann, wegzukriechen.
    Ach, Astro. Sie hob ihn auf. Das Buch ist ein Geschenk, aber nicht für Madinia und Margaret. Es ist für dich. Zum Geburtstag. Sie setzte die Spinne auf das rote Buch nieder. Ich wollte, dass es eine Überraschung würde, aber ich kann doch nie irgendwas vor dir verstecken.
    Das ist für mich? Die Spinne blickte ehrfurchtsvoll auf die goldene Titelschrift. Zum Geburtstag? Er drehte sich um und sah Petra an. Du hast dich erinnert!
    Hab ich den je vergessen? Vor sieben Jahren hat Vater - das Lächeln
schlüpfte fort -, hat Vater dich mir gegeben. Ich war so glücklich.
    Du hast geschrien, verbesserte Astrophil. Und zwar sehr hoch. Ich habe gedacht, du würdest die Fensterscheibe zerspringen lassen.
    Ich hatte Angst vor Spinnen. Deshalb hat Vater dich ja für mich gemacht - damit ich lerne, keine Angst mehr zu haben.
    Auf Zehenspitzen trippelte Astrophil über den Ledereinband und beugte sich über die Kante, um nach dem Buchrücken zu spähen. Dann fing er an, auf und nieder zu hüpfen. Ich hab’s gewusst! Ich hab gewusst, dass es für mich ist! Er rieb wie eine Fliege die vorderen Beine aneinander. Mach es auf, Petra. Der Einband ist zu schwer. Ich kann ihn nicht heben.
    Die Spinne raste durch die Seiten, und Petra war überrascht zu merken - und zugleich schuldbewusst -, dass sie zum ersten Mal, seit sie aus Böhmen weggeschnappt worden war, ein leichtes Herz hatte.
    Die letzten Wochen waren hart gewesen. Sie war stärker und gesünder geworden, doch auch immer verzweifelter. Das Einzige, das sie davon abhielt, in dem Haus alles, was wertvoll war, an die Wand zu schmeißen und wegzurennen, so weit sie ihre Füße tragen würden, war das Wissen, dass Dee sie einfach zurückreißen konnte wie einen kleinen Hund an der Leine.
    Es waren zwei Dinge, die Petra Kraft gaben. Eines davon war ihr Ziel: Dee überlisten. Nach Hause gehen. Vater finden. Margaret hatte ihr das Schachspielen beigebracht, und Petra lernte bald, fast alle Figuren zu verlieren und trotzdem zu gewinnen. Und so machte sie es auch, wenn sie den Unterricht mit Dee absitzen musste. Oder wenn sie, dazu aufgefordert, die Mahlzeiten mit Madinia und Margaret einnahm, die in ihren Zimmern aßen. In jedem Augenblick sah sie sich nach
einer Möglichkeit um, dieses schreckliche Spiel, in dem sie gefangen war, zu beenden.
    Die zweite Sache, an die sich Petra klammerte, war Astrophil.
    Sie saß auf den Samtkissen des Fenstersitzes, hatte die Arme um die angezogenen Knie gelegt und beobachtete die Spinne beim Lesen. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.«
    »Irgendetwas besonders Dummes, könnte ich mir denken«, entgegnete die Spinne trocken. Doch dann sah Astrophil zu Petra hoch und sah, dass ihre Freude daran, ihm das Buch zu schenken, nur vorübergehend und schon wieder verflogen war. Er kletterte vom Buch und ließ sich auf den Boden hinab. Dann suchte er sich einen Weg über den Teppich, krabbelte ihr Bein hoch und ließ sich oben auf ihrem gekrümmten Knie nieder.
    »Mir fehlt unser Zuhause auch«, sagte er. »Mir fehlt Meister Kronos. Und ich mache mir auch Sorgen um ihn.«
    »Du

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