Das magische Schwert
auch?«
»Natürlich.Warum überrascht dich das?«
»Du bist immer so viel mehr … normaler als ich. Du wirkst immer gleich. Ich empfinde nicht immer gleich. Manchmal ist es, als könnte dich nichts beunruhigen.«
»Ich bin oft beunruhigt. Es ist allerdings schwer zu wissen, was man mit solchen Gefühlen anfangen soll. Ich studiere Bücher zum Teil nur deshalb, um zu lernen, wie man sich in Zeiten wie diesen an sich selbst festhalten kann. Durch mein Lesen habe ich erfahren, dass sich Leute aus Liebe zu anderen dazu entschließen können, schweigsam zu sein. Aber es gibt auch Momente, in denen eine Person aus genau demselben Grund ihre Probleme mitteilen muss.«
Petra streckte ihren Zeigefinger aus und die Spinne legte ihre Beine darum.
»Ich danke dir, Astrophil.«
Seit dem Tag, an dem Petra und Dee in dem flachen Boot auf der Themse ihre Vereinbarung geschlossen hatten, versuchte sie, an Informationen über Gabriel Thorn heranzukommen. Ihr Problem war, dass es nur eine begrenzte Zahl von Menschen gab, die sie fragen konnte. Dee, das wusste sie, würde nur schmunzeln. Und sie konnte sich seine Reaktion vorstellen: »Was, Petra, machst du schon Zugeständnisse?«, würde er sagen. »Du hast es doch so verstanden, dass wir Rivalen sind, und wenn du jetzt um meine Hilfe bittest, kann das nur bedeuten, dass du deine Niederlage eingestehst.«
Also versuchte Petra, mit Sarah zu reden.
»Gabriel Thorn?« Das Mädchen nagte an seiner Lippe. »Nie von ihm gehört. Warte - er ist einer von den Männern der Königin, oder? Ich denke, der war früher hier im Haus zu Besuch. Red mal mit dem Pförtner, Jack. Er müsste Thorn kommen und gehen gesehen haben. Jetzt stell dich gerade hin, Schätzchen, damit ich für ein neues Paar von diesen unaussprechlichen Hosen Maß nehmen kann. Ah! Du hast zugenommen. Bist ein gutes Mädchen.«
Der Pförtner weigerte sich, mit Petra zu sprechen. Jack hörte sich Petras Fragen an, blickte sie nur missbilligend an und beachtete sie nicht weiter.
Doch bei Madinia und Margaret konnte sie ein bisschen mehr Informationen sammeln. Sie sah sie mehrfach am Tag, da die Schwestern niemals ihre Mahlzeiten mit ihren Eltern einnahmen (»Die haben so wenig Zeit für sich alleine«, erklärte Margaret). Die Zwillinge suchten Petras Nähe, und so
beherrschte sie sich, ihre Gabel nicht nach Madinia zu werfen, wenn sie Petras Tischmanieren kritisierte, und hörte ihrem endlosen Getratsche zu. Petra war sich sicher, dass die Schwestern etwas über Gabriel Thorn wussten. Und so war es auch.
»Wer wünschte seinen Tod?«, wiederholte Madinia Petras Frage. »Alle! Niemand konnte diese eklige Kröte leiden.«
»Aber er war der Westen«, sagte Petra. »Die Königin musste ihn doch geschätzt haben.«
»Das zeigt nur, wie viel Ahnung du hast!«
»Die Königin vergibt wichtige Positionen nicht immer an die beliebtesten Leute«, erklärte Margaret, »oder an die stärksten oder fähigsten.«
Wie weise von Königin Elizabeth , bemerkte Astrophil, dessen Englisch sich mithilfe der englischen Sprachlehre enorm verbessert hatte. Er war nun leicht in der Lage, einem Gespräch zu folgen.
Warum ist es schlau, Leuten Macht zu geben, die nicht damit umgehen können? , fragte Petra.
Es gibt noch andere weibliche Monarchen in Europa, aber keine von ihnen herrscht so wie Königin Elizabeth. Sie ist sehr alt. Sie hat keine Kinder, die sie unterstützen, und in gewisser Weise ist sie sehr verletzbar … sie braucht Berater, aber was ist, wenn die zu große Macht erlangen?
Petra verstand. Sie könnten die Königin stürzen.
Genau. Es wäre einfach für eine Gruppe von wirklich machtvollen Beratern zu beschließen, dass die alte, haarlose, weibliche Herrscherin nicht länger herrschen sollte.
»Manche von den Ratsmitgliedern«, sagte Margaret gerade, »verdienen ihre Position so wie Robert Cecil. Andere sind nutzlos oder werden verachtet.«
Sie erinnerte sich, mit welchem Respekt Cecil auf die Meinung Dees geachtet hatte. Dann fiel ihr etwas ein. »Euer Vater ist der eigentliche Verteidigungsminister, oder? Walsingham ist nur ein Aushängeschild.«
»In gewisser Hinsicht schon«, sagte Margaret. »Ein Meisterspion kann seinen Job nicht wirklich gut machen, wenn er ständig auf der Jagd nach Ritterschaften und Titeln ist wie Walsingham.«
»Er ist nicht schlecht.« Madinia zuckte mit den Schultern. »Nur aufgeblasen.«
»Walsingham hat viele Freunde und Verbindungen«, fuhr Margaret fort. »Seine Untergebenen
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