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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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geht das euch an, ob Cotton irgendetwas gekauft hat oder nicht?«
    Petra reckte das Kinn. »Wir wollen es einfach wissen.«
    »Also …«, sagte Field, »ich kann nicht behaupten, dass er irgendetwas aus dem Rahmen Fallendes käuflich erworben hat, aber er hatte ein besonderes Interesse am Druck eines bestimmten Buches.«
    »Welches denn?«, fragte Kit.
    » Bericht über meine vielen erstaunlichen Reisen von Gerard Mercator.«
    »Ein Reisebuch?« Petra runzelte die Stirn. »Hat Cotton eine Reise geplant?«
    »O nein.« Field schüttelte den Kopf. »Eindeutig nicht. Er war ein scheuer Mann, der die Bequemlichkeit seines Heims schätzte. Natürlich hatte er Besucher. Sein Haus ist ein großes Anwesen mit vielen Zimmern, die nur von Zeit zu Zeit genutzt wurden, wenn Kaufleute kamen, um ihm seltene Bücher und gelegentlich auch schöne Gegenstände zu verkaufen. Aber Cotton liebte es nicht, sein Haus zu verlassen. Ich bin wahrscheinlich die einzige Person in London, die er regelmäßig besucht hat.«
    »Ihr habt gesagt, er war am Druck des Buches interessiert«, erinnerte ihn Petra. »Was habt Ihr damit gemeint?«

    Field deutete auf die geschlossene Tür mit den pochenden Geräuschen. »Ich zeig’s euch.«
    Kit und Petra betraten hinter ihm einen großen Raum, in dem es fast so laut zuging wie früher im Haus zum Kompass. Petra spürte, wie sie das Heimweh überkam.
    Mehrere Gehilfen standen an mächtigen Druckerpressen, die auf Papier niederkrachten. Große, von Druckerschwärze feuchte Papierbögen hingen wie Wäsche zum Trocknen auf einer Leine.
    Ein flachsblonder Junge, vom plötzlichen Auftauchen seines Meisters erschreckt, ließ einen Kasten fallen, den er trug. Kleine schwarze Buchstaben und Satzzeichen purzelten über den Boden.
    Petra und Kit halfen ihm. Kit schüttete die Klötzchen, die er aufgesammelt hatte, wieder in den Kasten, doch Petra wartete einen Moment und betrachtete die geschwärzten Metallstücke in ihrer Hand.
    Eine Erinnerung zupfte an ihr. Sie hing damit zusammen, wie diese Lettern aussahen. Aber der Junge schob ihr den Kasten ungeduldig hin und so hielt sie ihre Hand schräg und ließ die kleinen Blöckchen über ihre Finger in den Kasten rieseln.
    »Jetzt musst du sie ganz von Neuem sortieren«, sagte Field streng zu dem Lehrling, der nickte und zu seiner Presse zurückging. Petra sah, wie das Mädchen, das neben ihm stand, Buchstaben und Satzzeichen aus ihrem Kasten nahm. Er hatte Dutzende von Fächern. Das Mädchen setzte die beiden letzten Buchstaben in den Rahmen, tupfte mit einem weichen Lederball Druckerschwärze darauf, bedeckte den Rahmen mit einem Bogen Papier und ließ die Presse runter. Petra konnte die Lettern nicht sehen, doch sie wusste, dass sie sich in das Papier bissen und die Abdrücke hinterließen, die sie
spüren konnte, wenn sie mit dem Finger über eine bedruckte Seite in einem der Bücher ihres Vaters fuhr.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Kit und folgte ihrem Blick.
    Petra schüttelte den Kopf. Sie war dicht davor, dass es ihr wieder einfiel, und es hatte etwas mit diesen Blöckchen zu tun und wie sich die Presse auf ihren Rahmen drückte, wie das Maul eines Riesen, das zuschnappte.
    Sie griff in den Kasten des Mädchens und zog ein paar von den Metallblöckchen heraus. Es waren alles Fragezeichen. Vielleicht hatte sie deshalb das Gefühl, sie würde etwas gefragt, auf das sie gleich die Antwort wüsste. Es dämmerte ihr. »Schwarze Zähne?«
    Kit schoss ihr einen Blick zu, und Petra sah, dass er an das dachte, was sie von Ariels geheimnisvollen Worten erzählt hatte.
    »Ja, ja, schon richtig«, sagte Field nachsichtig. »Schwarze Zähne. Das ist das, was du da in der Hand hältst. Offiziell heißen diese Metallblöckchen ›Lettern‹. Aber im Druckgewerbe haben wir einen Spitznamen für sie: ›schwarze Zähne‹, weil sie so ähnlich aussehen wie das, was nach einem gemeinen Faustkampf auf dem Boden landet - nicht dass ich je in einen verwickelt gewesen wäre. Jedes Blöckchen hat genau die gleiche Größe wie ein Backenzahn, der mit Druckerschwärze getränkt wurde.«
    Petra drückte ihre Hand fest um die Blöckchen. Sie sah Field an, und langsam begann sie zu begreifen, dass das, was er als Nächstes sagen würde, wichtig war.
    »Cotton liebte es, mit den Zähnen zu spielen«, fuhr Field fort. »Er war ein reicher Mann und ein Ritter noch obendrein, aber er hatte keine Angst davor, sich die Hände schmutzig
zu machen. Ihr habt gefragt, ob Cotton jemals

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