Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
Vom Netzwerk:
etwas Ungewöhnliches gekauft hat. Also ich kann nicht behaupten, dass er das getan hätte, doch als er hörte, dass ich Exemplare von Mercators Reisen verkaufte, hat er eine ungewöhnliche Bitte geäußert. Er fragte, ob er die Titelseite seines eigenen Exemplars selbst drucken könnte. Normalerweise würde ich einem Kunden Derartiges nicht gestatten, doch Cotton war schon jahrelang zu mir gekommen und ich habe eine Menge Geld an ihm verdient. Ich habe mir gesagt, was kann es schon schaden? Und so habe ich ihn gewähren lassen.«
    »Ich möchte Euren Abzug von dieser Titelseite haben«, sagte Petra.
    »Woher weißt du das?« Field war stutzig geworden. »Also, ja, in der Tat gab es zwei Abzüge von dieser Seite. Cotton hatte nicht genügend Druckerschwärze auf die Zähne gegeben. Dadurch wurde der erste Abzug zu blass. Ich habe ihn zur Seite gelegt, er machte einen zweiten, und den habe ich dann mit in das Buch gebunden, das er gekauft hat. Aber das ist schon vor Monaten gewesen, im Januar, und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo ich diesen ersten Druck hingetan habe.«
    »Er ist in Eurem Schreibtisch«, sagte Petra laut und deutlich. Ihre Worte klangen wie ein Befehl. »In der dritten Schublade von unten auf der rechten Seite.«
    Zuerst starrte Field sie in amüsierter Ungläubigkeit an, dann voller Misstrauen. Er ging mit ihnen zurück in den Laden. Als er die von Petra genannte Schublade aufzog und das Blatt darin erblickte, schaute er verärgert auf.
    Magie. Das war es, was das Mädchen hatte, und sie hatte sich damit in seine Freundlichkeit eingeschlichen. »Nimm es schon!« Er schnappte das bedruckte Blatt und schob es ihr zu.
Was mochte das Mädchen sonst noch über ihn wissen? Blitzartig ging er im Kopf all die Übeltaten durch, die ein Mensch so begehen kann, wenn er nur lange genug lebte.
    »Ich danke Euch«, sagte Petra.
    »Von mir wirst du keinen Dank erhalten! Entferne dich, deinen neugierigen Geist und deinen mageren Freund aus meinem Laden!«
    »Aber ich hab nicht … Ich wollte nicht … Es tut mir leid«, stammelte Petra. Das Papier raschelte in ihrer linken Hand.
    »Petra.« Kit zog sie zur Tür.
    Als die Ladentür hinter ihnen zuschlug, öffnete Petra ihre rechte Hand und ließ die schwarzen Zähne in den Matsch fallen. Sie blickte auf ihre Handfläche. Dort sah sie drei schwarze Fragezeichen auf ihrer Haut.

Sutton Boo
    P ETRAS HOSENTASCHEN fühlten sich langsam voll an. In der rechten Tasche steckte Tomiks Glühstein. In der linken ein Stück Stahl und ein zusammengefaltetes Papier. Sie holte die Titelseite heraus, faltete sie auseinander und strich sie auf dem Tisch in ihrem Zimmer glatt. Astrophil trat auf das Blatt.
    »Kit meint, es wäre eine ganz gewöhnliche Titelseite«, sagte Petra. »Aber sie ist etwas Besonderes. Ich weiß nur nicht, warum. Du bist hier der Bücherexperte, Astro. Ich brauche deine Meinung.«
    »Hmm.« Die Spinne krabbelte über das Blatt. Sie betrachtete die Illustration. Unter dem Titel befand sich eine Weltkarte. Unter der standen die Worte: Gedruckt und verkauft in London durch R. Field im Haus zum Weißen Windhund, 1598 .
    Schließlich sagte Astrophil: »Da ist tatsächlich etwas fehl am Platze.«
    »Und was?«
    Er ging ganz bis zum Ende der Seite. »Das hier.« Er zeigte mit einem seiner glänzenden Beine auf einen Buchstaben, hinter dem eine Nummer stand: N6.
    »N6?«, sagte Petra fragend, »das kann keine Seitenzahl sein.«
    »Richtig. Eine Titelseite hat nie eine Seitenzahl, und wenn
es doch so wäre, würde es keinerlei Sinn ergeben, ein N oder eine 6 zu verwenden.«
    »Hast du irgendeine Vorstellung, was N6 zu bedeuten hat?«, fragte Petra hoffnungsvoll.
    »Nein, nicht die geringste.«

    Als Petra die Tür zur Bibliothek aufmachte, war Dee zum Ausgehen gekleidet. Er hielt ihr einen Umhang hin.
    Froh, der Bibliothek entkommen zu können, warf sie ihn sich über die Schultern. In der letzten Zeit war der Unterricht mit Dee langweilig geworden.
    Manchmal ließ er Petra abschätzen, welche Hand er heben würde. Er konnte eine ganze Stunde damit verbringen, Petras Gebrumme zuzuhören: »Links. Links. Rechts. Links. Das ist langweilig. Können wir aufhören? Oh, gut! Rechts. Rechts …«
    Petra band den Umhang zu. »Wohin gehen wir?«
    »Sutton Hoo.«
    Astrophil murmelte: Ich frage mich, was wir dort finden werden. Fast alles, was Ariel gesagt hat, hat sich bis jetzt als wichtig herausgestellt. Sicher wird da Sutton Hoo keine Ausnahme sein.
    Als sie auf den Hof

Weitere Kostenlose Bücher