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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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nickte grüßend. »Will.«
    »Liegst du schon auf der Lauer?«
    »Auf dich? Na klar«, sagte Kit.
    »Dann zahlst du.«
    Kit verzog das Gesicht, stand auf, um Bier zu holen, und überließ seinen Platz einem mittelalten Mann.Will war klein, mit beginnender Glatze und hatte einen Mund, der wie ein Knopf aussah. »Und wer bist du?«, fragte er.
    »Ich bin Petra.«
    »Das ist ein böhmischer Name«, sagte Will, und Petra dachte, sie sähe ein scharfsinniges Interesse in den Augen unter den schweren Lidern aufblitzen. »Bist du irgendwann einmal an der böhmischen Küste gewesen?«
    »Böhmen liegt nicht am Meer.«
    »Da hab ich aber was anderes gehört.«
    Es war günstig, dass Kit gerade wieder mit einem Krug voller Bier auftauchte, sonst hätte Petra etwas Grobes gesagt. Und so war der Blick, den sie Kit zuschoss, nicht so schrecklich vornehm, und ihre gerunzelte Stirn besagte so etwas wie: Und das ist der Mann, der uns helfen soll? Er ist entweder dumm oder verrückt!
    Will trank und sein Blick flackerte zwischen Petra und Kit hin und her. Petra dachte, da wäre ein Lächeln hinter dem Krug versteckt, doch als Will ihn absetzte, hatte er denselben
nichtssagenden Ausdruck im Gesicht wie zuvor. »Also Kit«, sagte er, »worüber willst du mit mir reden?«
    »Über Bücher.«
    »Bücher?«
    Vor Überraschung drehte sich Petra halb zu Kit um. Dann fiel ihr ein, was Madinia und Margaret erzählt hatten: dass Robert Cotton von seiner Bibliothek besessen war. »Richtig«, sagte sie. »Bücher.«
    »Will ist mit dem Adel auf Du und Du«, erklärte Kit ihr, »und er kennt die Buchhändler in London gut.«
    »Sollte ich eigentlich«, sagte Will, »ich geb ihnen genug von meinem Geld.«
    »Deshalb weiß er vielleicht auch, ob Robert Cotton eine Lieblingsbuchhandlung hatte.«
    Nun spielte eindeutig ein Lächeln um die Lippen des Mannes. »Der tote Robert Cotton? Der, dem das Gehirn aus dem gespaltenen Schädel gequollen ist?«
    »Eben der.«
    »Versuch es mit Richard Field im Haus zum Weißen Windhund.«
    »Danke,Will. Ich bin dir was schuldig.«
    »Gewiss bist du das.« Der Mann legte seinen Krug trocken. »Aber ich warte noch, bis ich mein Geheimnis kassiere.«
    Petra und Kit waren schon aufgestanden, um zu gehen, als Will hinzufügte: »Es tut gut zu sehen, dass du wieder auf deine alten Tricks zurückgreifst, Kit.«
    Kit schien sich unbehaglich zu fühlen. »Lass uns gehen«, sagte er zu Petra.
    Will beobachtete Kit und Petra beim Hinausgehen. Sie waren beide groß und schlank und hielten miteinander Schritt wie ein gut zusammengestelltes Paar Pferde. Als die Tür knarrend
hinter ihnen zufiel, bestellte Will noch einen Krug Bier und bat das Schankmädchen um einen Topf Tinte, Feder und Papier. Er hatte keine Münzen, um zu bezahlen, doch das machte ihm kein Kopfzerbrechen. Das Wirtshaus zur Nixe würde ihm das auf Kredit überlassen, und er wusste, dass er bald Geld von einer gewissen Person erwarten konnte. Will machte sich daran, einen Brief an sie zu schreiben:
    Lieber Meister John Dee,
    Euer böhmisches Mäuschen ist gekommen, um mich zu treffen. Sie war in interessanter Begleitung und hat sehr interessante Fragen gestellt …
    Als Kit und Petra beim Haus zum weißen Windhund ankamen, setzte die Dämmerung gerade ein. Der Laden hatte den scharfen Geruch von Druckerschwärze und Leder und den frischen Duft von Papier. Er war klein und vollgestopft mit dunklen Büchern in allen Farben. Einige davon waren so groß wie Petras Oberkörper, andere so klein, dass sie problemlos in ihre Handfläche passten. Hinter einer geschlossenen Tür am anderen Ende des Ladens war ein gedämpftes Pochen zu hören.
    Ein älterer Mann saß an einem rechteckigen Tisch. Er machte sich nicht die Mühe aufzublicken, sondern las weiter in einem Manuskript.
    »Seid Ihr Richard Field?«, fragte Petra.
    »Hmm.« Der Mann blätterte eine bekritzelte Seite um.
    »Also ja oder nein?«
    Daraufhin sah der Mann Petra an. »Was? Entschuldigung. Ich bin Meister Field. Kann ich dir behilflich sein?«
    »Habt Ihr Robert Cotton gekannt?«, fragte Petra.
    »Gewiss. Er wird mir fehlen.«

    »War er ein Freund von Euch?«
    Field breitete die Arme aus. »Er war ein guter Kunde.«
    »Hat er jemals was über Gabriel Thorn gesagt?«
    »Thorn? Der Ratsherr der Königin? Nein, ich glaube nicht. Cotton hat sich nicht für Politik interessiert. Seine Leidenschaft waren Pflanzen und Bücher.«
    »Hat er jemals etwas Ungewöhnliches bei Euch gekauft?«, fragte Kit.
    »Was

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