Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
ungestümer als zuvor. Wahllos griff er ganze Stapel mit Mappen und überflog die Kürzel auf den einzelnen Deckeln, bevor er die Mappen wieder in die Ecke schmiss. Sie muss hier greifbar nahe sein!, redete er sich immer wieder ein, denn Lear konnte wohl kaum davon ausgegangen sein, dass er wahnsinnig viel Zeit haben würde, nach der Akte zu suchen. Sie musste also irgendwo in dem ersten großen Chaos versteckt sein. Sicher nicht zwischen den Tausenden Registern in einem der Schränke. Und plötzlich hielt er die Mappe in der Hand. Mit einem schwarzen Edding stand auf den braunen Deckel geschrieben: C 3 – Entdeckungen aus dem Jahre 1775. 1775! Er zögerte, dann begriff er. Dies musste die richtige Mappe sein. Wallace war geschichtlich nicht sonderlich sattelfest. Aber das bisschen, was er über San Francisco wusste, war, dass die verborgene Einfahrt zur Bucht - und damit die Grundvorrausetzung für eine Stadtgründung – erst im Jahre 1775 entdeckt wurde. Aufgeregt schlug er die Akte auf. Er fand ein Dutzend Zettel mit wirr durcheinander geschriebenen Zahlen und Buchstaben. Auf der letzten Seite stand jedoch nur ein einzelner Satz, den Lear handschriftlich notiert hatte:
Gönne deinem Geist Frieden und dringe zu den Tiefen des Genies vor.
Hastig wendete er das Blatt. Nichts. Auch auf dem Karton der Mappe war kein weiterer Hinweis zu finden. Alles, was von Lears Forschung übrig geblieben war, waren also diese kryptischen Zahlen und Buchstaben - und dieser dumme Spruch. Er würde eine Ewigkeit brauchen, den Code zu knacken, wenn er es überhaupt schaffen würde. Egal. Dieses Rätsel hatte er jedenfalls gelöst. Jetzt galt es, hier erst einmal wieder heil heraus zu kommen. Er steckte die Akte, zusammen mit den übrigen Unterlagen, die er zuvor ausgewählt hatte, in ein Briefkuvert, beschriftete dieses mit dem Codenamen AURORA und legte es in seinen Aktenkoffer. Behutsam schloss er den Deckel. In den Handflächen spürte er auf einmal eine leichte Vibration. Er stutzte und legte seine Hand flach auf das Leder des Deckels. Jetzt spürte er das Vibrieren ganz deutlich. Irritiert legte er seine Hand auf den wuchtigen Holztisch. Auch hier fühlte er das leichte Kribbeln in seiner Handfläche. Nun hörte er sogar ganz leise ein monotones Brummen. Ein latentes Geräusch, welches er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Aufmerksam lauschte er in den Raum und versuchte den Ursprung des Tons ausfindig zu machen. Dann fiel ihm die leichte Bewegung der Gardine auf. Wie er vermutete, musste genau hier der Ursprung der Vibrationen und des sonoren Tons liegen.
Er schaute auf den Wecker: 9:29 Uhr. Die Zeit drängte. Dennoch schlich er hinüber. Er hörte wie die einzelnen Lamellen sachte gegeneinander stießen, und auch das dumpfe Brummen wurde nun deutlicher. Jetzt war er sich sicher, dass diese Gardine mehr als nur Dekoration war. Sie sollte etwas verbergen. Vorsichtig schob er eine Lamelle ein kleines Stück beiseite.
55| PAPOOSE LAKE, ZENTRAL NEVADA, 09:31 UHR
Dahinter befand sich eine dunkel getönte Glasscheibe von circa einem Meter Breite und fünfzig Zentimeter Höhe. Er sah in einen dürftig ausgeleuchteten, weiß gekachelten Raum, der ihn an die Pathologie seiner Universität erinnerte. Allerdings waren hier allerlei modernste technische Apparaturen an den Wänden aufgereiht, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Sein Blick folgte den mannigfachen Tabellen und Diagrammen auf den Monitoren und blieb unvermutet an einer Art Bahre haften. Er kniff die Augen zusammen, und mit etwas Mühe entdeckte er einen circa 1,50 Meter langen, grotesk verzerrten Schatten auf der metallenen Liege. Dieses »Etwas« schien jedoch nicht auf der Bahre zu liegen, sondern durch einen Luftstrom aus Tausenden Düsen wenige Zentimeter über der Liegefläche in der Luft gehalten zu werden. Diese Vorrichtung musste die Ursache der Vibrationen und des monotonen, dumpfen Geräusches sein - was dem ganzen Szenario etwas zusätzlich Gespenstisches verlieh.
Er presste sein Gesicht dichter an die Scheibe und schattete das seitliche Streulicht mit einer Handfläche ab, um dieses »Etwas« genauer in Augenschein nehmen zu können. Ihn überkam ein abgrundtiefes Unbehagen. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er es.
Ekel und Entsetzen zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, als er dieses »Ding« splitternackt, wie ein Insekt aufgebahrt, vor sich liegen sah. Doch was dort über der Bahre schwebte, war keine Requisite aus »La
Weitere Kostenlose Bücher