Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
denen ein Umschlag wie der andere aussah. Mit einem dicken Edding waren scheinbar wahllos Kürzel wie F12, D04 oder K01 gekritzelt.
Wallace ließ sich resigniert auf einen mit Blättern übersäten Stuhl fallen und schielte auf seine Armbanduhr: 7:41 Uhr. Rund zwanzig Minuten später als geplant. Ihm blieben also weniger als zwei Stunden, um die Unterlagen zu finden.
Missmutig ließ er seinen Blick durch Lears Büro schweifen. Der Raum war alles in allem steril eingerichtet. Weitläufige Regalsysteme gingen sternförmig in kleine Flure ab und verloren sich in der Dunkelheit. Lears Schreibtisch passte überhaupt nicht in diese Hightech-Umgebung. Es war ein riesiger antiker Holztisch, der das Zentrum des Raumes bildete. Ebenso fiel eine reichlich verzierte Stehlampe auf, die ein trübes Licht auf einen ausklappbaren braunen Ledersessel warf, sowie eine Zimmerpalme mit ersten braunen Blattspitzen, die neben einer Luftaufnahme von San Francisco stand. Fotos gab es hier sonst keine. Es schien hier überhaupt keine persönlichen Dinge von Lear zu geben, von den eigenwilligen Einrichtungsmöbeln einmal abgesehen.
Das Büro hatte an einer Wand, an der normalerweise wohl ein Fenster sein würde, stattdessen einen großen Plasma-Bildschirm, auf dem ein Bildschirmschoner mit dem Ausblick auf eine Waldschneise lief. Auf der gegenüberliegenden Seite war ebenfalls ein Fenster durch eine zugezogene Lamellengardine imitiert.
Wallace beschloss, die Regale systematisch auf Hinweise zu untersuchen. Da seine Zeit sehr knapp bemessen war, würde er sich darauf beschränken müssen, nur oberflächlich die Dokumente zu durchforsten und stichprobenartig auffällige Dossiers zu lesen. Er schlich durch die Regalsysteme hindurch, blätterte in der einen oder anderen Mappe und überflog einzelne Zeilen auf losen Blättern – immer in der Hoffnung, auf etwas für den alten Lear Typisches zu stoßen. Irgendein Hinweis für ihn. Etwas, was diesem Durcheinander einen Sinn geben könnte.
Aber alles, was er fand, waren Notizen zu komplizierten Legierungen aus beinahe reinem Silber, Aluminium und Kalium, Chrom oder Argon. Hinweise auf mikroskopisch kleine Areale mit bemerkenswerten Mischungen von nahezu sämtlichen Elementen des Periodensystems, jedes davon von höchster Reinheit. Über mehrere Aktenordner hinweg dokumentierte Lear akribisch, seine Analyse von Metallfasern aus Thulium. Soviel Wallace wusste, existierte Thulium nur in winzigen Mengen auf der Welt. Die Arbeit mit diesem Material setzte hochgradige metallurgische Kenntnisse voraus. Nur wenige Menschen auf der Welt besaßen sowohl die Fähigkeit als auch die Möglichkeit auf diesem Gebiet zu forschen. Er öffnete eine weitere Mappe mit fotomikrografischen Aufnahmen von Hirnfasern, was ihn schon mehr interessierte; hier kannte er sich aus. Die Aufnahmen waren mit unterschiedlichsten Randbemerkungen versehen. Lear hatte anscheinend die exzellenten Leitfähigkeiten von Thulium analysiert und versucht, diese für den Fluss der Hirnströme zu nutzen.
Jedoch wies nichts auf eine Forschungsserie mit EBEs hin, nichts auf ein Brain-Computer-Interface oder sonstige Dokumentationen über die Entwicklung gedankengesteuerter Computertechnologien.
Es war bereits 8.35 Uhr, und noch immer wühlte sich Wallace durch Berge von Unterlagen. Er hatte das ungute Gefühl, etwas übersehen zu haben. Er war am richtigen Ort, machte aber dennoch irgendeinen Fehler. Nur welchen? Das eine oder andere Dokument, welches er für wichtig hielt, steckte er in seinen Koffer. Doch er wusste, dass DAS Dokument mit Sicherheit noch nicht dabei war. Sein Blick fiel auf eine kleine braune, im venezianischen Stil verzierte Truhe, die neben dem Schreibtisch auf dem Boden stand. Diese hatte er bislang ganz übersehen. War das der Schlüssel, nach dem er suchte? Hastig ging er hinüber, hockte sich auf den Boden und schob den kleinen Metallverschluss beiseite. Die Truhe war nicht verschlossen. Sein Herz begann vor Aufregung zu rasen. Behutsam öffnete er den hölzernen Deckel.
Das wäre ja auch zu schön gewesen … Enttäuscht ließ er sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen. In der Truhe war: Nichts. Wenn Lear hier etwas Persönliches versteckt haben sollte, hatte es bereits ein anderer gefunden. Wallace lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf. Er atmete tief aus und versuchte, sich erneut zu konzentrieren. Er musste etwas übersehen haben.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Jetzt
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