Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
erreichen? Und wieso, verflucht noch mal kam dieser verdammte Fahrstuhl nicht? Er widerstand dem schier übermächtigen Impuls, sich zu den beiden Wachsoldaten umzudrehen. Endlich erklang das dezente ›Ping‹ des Aufzuges und die Türen öffneten sich gemächlich.
In der Kabine befanden sich bereits zwei Personen, den Laborkitteln nach zu urteilen, ebenfalls Wissenschaftler. Sie nickten Wallace freundlich zu und er erwiderte den Gruß murmelnd. Die Männer setzten ihr Gespräch in gedämpfter Lautstärke fort.
»Meinst du, wir bekommen noch ein zweites Frühstück bei Henry?«
»Das schaffen wir nicht mehr rechtzeitig.«
»Wieso? Es ist doch noch genug Zeit.«
»Ich fürchte nicht. Eva meinte, im Hauptterminal würde es sich mächtig stauen.«
»Ist was passiert?«
»Keine Ahnung, Jack. Jedenfalls werden alle gründlich kontrolliert, bevor sie das Terminal verlassen.«
»Das darf doch nicht wahr sein. Das kann ja ewig dauern. Bis dahin bin ich verhungert.« Der Mann, der Jack genannt wurde, machte ein grimmiges Gesicht. »Wieder so eine Übung?«, fragte er schließlich seinen Kollegen.
»Ich glaube nicht.«
Wallace bemühte sich, möglichst gleichgültig die Wand zu mustern, während er angestrengt die Unterhaltung der beiden Männer verfolgte.
»Na, sag schon, Eva wird dir doch etwas erzählt haben«, drängte Jack.
»Keine Ahnung. Nur Gerüchte. Ich denke, es wird wohl etwas mit Professor Lears Verschwinden zu tun haben.«
Wallace Knie wurden weich. Sie waren ihm auf die Schliche gekommen? Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte. Vielleicht hatte es ja gar nichts mit ihm zu tun? Vielleicht war es nur eine Übung? Aber selbst wenn: Sobald sie ihn unter die Lupe nehmen würden, würden sie ihn auch enttarnen.
Auf der Ebenenanzeige leuchtete: HAUPTTERMINAL. »Ping«. Die Tür glitt auf. Verzweiflung breitete sich in Wallace aus. Die beiden Männer stiegen aus. Reflexartig drückte er auf die Taste mit der Bezeichnung »U-3«.
Erst einmal weiterfahren, dachte er. Er musste sich etwas einfallen lassen, doch was … Die Zeit lief ihm davon. Wenn er sein Shuttle zurück zur AREA 51 verpassen würde, bekäme Jonathan seine ID-Card nicht rechtzeitig und spätestens dann, wäre alles gelaufen. Er musste dieses verdammten Shuttle erreichen.
Seine Fahrt zur Ebene U-3 endete in einem Kellergeschoss. Wallace verließ die Fahrstuhlkabine und versuchte, sich zu orientieren. Vorsichtig schlich er durch das Halbdunkel der verlassenen Hallen. Schatten schienen vor dem Hall seiner Schritte in das kahle Gemäuer zu fliehen.
Circa zehn Meter vor ihm tauchte eine schwach erleuchtete Schalterkabine auf. Ein älterer Wachmann saß vorn übergebeugt, anscheinend in ein Buch vertieft. Wallace schaute sich um, dann auf seine Uhr. Es gab keine andere Möglichkeit, er musste an ihm vorbei. Er zog seine Schuhe aus, biss die Zähne zusammen und schlich bis auf wenige Meter heran. Er atmete flach und beinahe lautlos, während er jeden Augenblick damit rechnete, dass die Alarmsignale aufheulen würden, und er rettungslos verloren wäre. Kurz vor dem Wachhäuschen ließ er sich auf seine Knie sinken und kroch unter der Fensterscheibe des Kontrollraumes vorbei. Zentimeter für Zentimeter eroberte er sich den Rückweg zum Shuttle. Er hörte, wie der Wachmann die Seiten seines Buches umschlug, er hörte beinahe das Atmen des Mannes. Doch keine Sirene ertönte. Als er das Häuschen fast passiert hatte, wurde es plötzlich still über ihm. Wallace verharrte in der Bewegung. Er entdeckte einen Zerrspiegel direkt über sich, der es dem Wachposten ermöglichen sollte, das Geschehen unterhalb der Fensterscheibe zu beobachten. Wallace sah im Spiegel, wie der Wachmann eine Thermoskanne aus seiner Tasche holte und sich einen Tee eingoss. Er hatte ihn also nicht entdeckt. Langsam schob er sich weiter nach vorne. Seine Socken waren feucht und seine Zehen starr vor Kälte, doch Wallace spürte nur das Klopfen seines Herzens in der Brust. Dann endlich hatte er es geschafft. Er hatte das Hindernis überwunden. Er schlich noch einige Meter auf Socken weiter und entdeckte eine kleine Seitentür. Rasch schlüpfte er hindurch. Anscheinend war er in eine Art Verbindungskorridor geraten. Nur was verband dieser?
Er versuchte, sich erneut zu orientieren. Da die Shuttlestation am Hauptterminal südlich von ihm liegen musste, nahm er den linken, leicht aufsteigenden Weg. Eilig durchquerte er mehrere kleine Aufbewahrungs- oder Heizungskeller und folgte
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