Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Mönch.«
»Kein Mönch?«, fragte Susan - dieses Mal in äußerst gedämpftem Tonfall. Dabei warf sie einen flüchtigen Blick zu dem Mann hinüber, sah dann sogleich wieder zu Wallace und runzelte verwirrt die Stirn. »Was meinen Sie?«, fragte sie nun sichtlich interessiert.
»Haben Sie schon einmal einen Mönch mit einer goldenen Armbanduhr und solchen Schuhen gesehen?«
»Wie bitte?« Sie lehnte sich zurück, um sich einen Zopf zu binden und versuchte, dabei möglichst unauffällig einen Blick auf die Schuhe des Mönchs zu werfen. Es waren schwarze, sehr edle Herrenschuhe mit einem dezenten goldenen Schriftzug an der Seite. Das konnte sie sogar aus der nicht unbeträchtlichen Entfernung erkennen.
»Das ist eine Rolex oder so etwas, und diese Herrenschuhe waren sicherlich auch kein Schnäppchen. Wenn sich ein Geistlicher solche Dinge leisten kann, lege ich morgen mein Zölibat ab«, sagte Wallace.
»Vielleicht ist das einer von denen?«, fragte Susan nun merklich nervös und wandte erneut ihren Blick zu dem Mönch.
»Sie meinen, jemand von Green?«
»Nein. Von denen. Die, die Ethan umgebracht haben.«
Wallace Kehle wurde plötzlich trocken. »Quatsch. Woher sollten die wissen, wo wir sind?«
»Vielleicht hat ihr Freund Frank geplaudert. Er wusste als einziger, dass wir nach Florenz geflogen sind.«
»Frank? So ein Unsinn. Und selbst wenn jemand etwas herausgekriegt haben sollte: Bis heute Morgen wussten wir selbst noch nicht, wo wir uns treffen würden.«
Susan nickte widerwillig. »Ja, Sie haben recht. Und jetzt? Was sollen wir tun?«
»Jetzt?« Wallace stand entschlossen auf. »Jetzt werde ich mal dort ´rübergehen und ihn fragen, wo er seine chicen Treter gekauft hat.« Susan griff nach seinem Arm. »Colin, bitte. Machen Sie keine Witze. Bleiben Sie hier. Was ist, wenn er bewaffnet ist?«
»Ich glaube nicht, dass er mir hier etwas antun wird. Das wäre schon etwas auffällig - hier in aller Öffentlichkeit.« Er zögerte eine letzte Sekunde, dann gab er sich einen Ruck. »Bin gleich zurück.« Er ging schnurstracks auf den Mönch zu, der noch immer auf seinem Klappstuhl saß und wieder unbeirrt zu Boden starrte. Als er vor ihm stand, begann er unverwandt: »Kann es sein, dass Sie uns beobachten? Vielleicht kann ich Ihnen helfen?« Der Mönch hob langsam seinen Kopf und erst jetzt konnte Wallace das Gesicht des Mannes unter der Kapuze erkennen. Er war auf vieles gefasst gewesen, aber dieser Anblick ließ innerhalb eines einzigen Augenblicks all seinen Mut schwinden. Der Mönch hatte ein gänzlich vernarbtes Gesicht. Zudem hatte eine schwere Verbrennung seine linke Gesichtshälfte völlig entstellt und seine tiefen Augenhöhlen verliehen dieser Fratze einen noch grauenhafteren Ausdruck. Wallace taumelte unwillkürlich zurück, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen angesichts dieser schrecklichen Verunstaltung. Der Mönch stand langsam auf, stützte sich auf seinen Stock und wankte einen Schritt auf Wallace zu. Er stand nun kaum noch zwanzig Zentimeter vor ihm und starrte mit seinen tiefliegenden glasig-grauen Augen direkt in Wallace´ Gesicht.
»Dr. Wallace«, sprach er ihn zu Wallace´ Überraschung mit beinahe tonloser Stimme an, verstummte dann aber, so als fehlte ihm die Luft, den Satz zu Ende zu bringen.
»Woher kennen Sie meinen Namen? - Wer zum Teufel sind Sie?«
»Wir haben nicht viel Zeit, Mister Wallace! Haben Sie die Unterlagen?«, unterbrach ihn der Mönch sachlich.
»Wer Sie sind, habe ich gefragt«, wiederholte Wallace, um einen möglichst festen Ton bemüht. Doch es war ihm ebenso wenig wie dem Mönch entgangen, dass seine Stimme hörbar zitterte. Der Mann in der Kutte kam nun noch näher und Wallace konnte seinen schlechten Atem riechen. »Das wollen Sie gar nicht wissen. Wichtig ist allein, ob Sie die Forschungsunterlagen haben!« Dabei verharrten seine dunklen Augen starr auf Wallace´ Gesicht.
»Was für Unterlagen denn?«
Der Mönch zögerte, dann zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab. So, als wolle er Wallace´ Furcht vor seiner Person nicht noch weiter steigern. Aber die Furchen formten sein Gesicht zu einer grotesken Maske und verstärkten nur den unheilvollen, bedrohlichen Ausdruck. Wallace spürte förmlich, wie hilflos er der Macht des Mönches ausgeliefert war.
»Sie müssen mir vertrauen, Dr. Wallace. Ihr Leben ist in ernster Gefahr.« Dem stimmte Wallace allerdings zu.
»Und Sie meinen wahrscheinlich, ich sollte am besten Ihnen vertrauen. Da sind Sie
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