Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
christlich geweiht wurde.« Sie machte eine Pause und goss sich etwas Orangensaft nach.
»Das war´s?« Wallace runzelte die Stirn.
»Natürlich nicht. Wie Sie sicherlich wissen, hat das Baptisterium einen achteckigen Grundriss. Dieser symbolisiert den ›octava dies‹, die Zeit des auferstandenen Christus. Eine Zeit, außerhalb unserer irdischen Siebentage-Woche. Diese heilige Symbolik ist direkt auf die Taufe zu beziehen, durch die die Gläubigen vom Tod in Sünde zu einem neuen Leben in Christus übergehen.«
Wallace kaute auf seiner Unterlippe und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Anders ausgedrückt:«, resümierte er unsicher, »Das Baptisterium spiegelt die Hoffnung auf Erlösung wider?«
»Das könnte man so sagen. Es versinnbildlicht den Tag, an dem die Sonne nie untergeht - den ›8. Tag‹.«
Wallace Augen weiteten sich. »Ich finde, das passt alles hervorragend zusammen. Der ›8. Tag‹! Ethan hat wirklich alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Wo könnte man besser am 8. Tag des Monats auf die Erlösung durch eine höhere Macht hoffen, als im ›Tempel der Erlösung‹ in der ›Heiligen Stadt‹?!«
Susan grinste. »Sieht so aus, als bekämen Sie jetzt doch noch Ihre Stadtrundfahrt.«
27| FLORENZ, PIAZZA DEL DUOMO, 15:44 UHR (ORTSZEIT)
Das Baptisterium wirkte neben der gewaltigen Kathedrale beinahe enttäuschend klein, aber dennoch nicht weniger prunkvoll. Sein Baustil lehnte sich an die antike Formenästhetik an. Die von weißem und grünem Marmor gebildeten klaren Linien, die die Fassade des achteckigen Gebäudes beherrschten, wurden durch zahlreiche Bögen und Vorsprünge spannungsreich kontrastiert. Besondere Anziehungspunkte schienen die drei großen Bronzeportale zu sein. Hier drängten sich Trauben von Menschen aller Kulturen mit Fotoapparaten und Camcordern ausgestattet, um ein kleines Stück Florenz mit nach Hause nehmen zu können.
Susan und Wallace betraten durch einen Seiteneingang die kühle Halle. Trotz der in verschiedenen Sprachen redenden Touristenführer konnte man die tiefe jahrhundertealte Stille des Gebäudes erahnen. Das Innere des Baptisteriums war mit kunstvollen, zum Teil orientalisch anmuteten Mosaiken dekoriert. In all seiner Ornamentik war das Baptisterium aber vor allem eins: übersichtlich. Ein einzelner, symmetrisch von Säulen und Statuen flankierter Raum, in dessen Mitte einige Holzbänke Platz gefunden hatten.
Wallace schaute auf die Uhr. »Es ist kurz nach vier. Green müsste jeden Augenblick auftauchen. Ich denke, wir setzen uns einfach auf eine der Bänke und warten.«
»Und was ist, wenn er nicht kommt?«, fragte Susan.
»Er wird schon kommen.« Wallace setzte sich in die erste Reihe der Holzbänke und strich mit der Handoberfläche über das kühle glatte Holz. Sie beobachteten jeden der Eingänge und musterten schließlich sogar die männliche Servicekraft, die hin und wieder unauffällig den Schmutz der Besucher entfernte. Doch abgesehen von den unzähligen Touristengruppen, die fortwährend hereingeschwemmt wurden, um sich ebenso rasch wieder im Nichts aufzulösen, blieb das Baptisterium leer. Von Green keine Spur.
»Es könnte ja sein, dass wir uns doch nicht hier treffen«, begann Susan missmutig und schaute ungeduldig auf ihre Armbanduhr.“
»Das glaube ich nicht«, antwortete Wallace entschlossen. »Vielleicht ist er einfach nur unpünktlich«, setzte er nach, aber mit jeder Minute, die verstrich, schwand auch seine Hoffnung.
»Womöglich wird er selbst gar nicht erscheinen. Es könnte doch sein, dass Ethan uns hier eine Nachricht hinterlassen hat. Was meinen Sie, Susan? Einen weiteren Hinweis auf den richtigen Treffpunkt …«
»Finden wir´s heraus.« Susan stand auf, streckte sich und begann, durch die Taufkirche zu schleichen. Gemeinsam suchten sie nach versteckten Botschaften von Ethan. Sie gingen systematisch vor, von innen nach außen. Nach knapp einer weiteren halben Stunde wandten sie sich den drei riesigen Außenportalen zu. Wallace studierte das Südportal und die zahlreichen Figurengruppen in Bronze und Marmor über den Türen. Bei genauem Hinsehen erkannte er die Verkündigung des Engels Zacharias, die Heimsuchung der Maria, die Geburt des Täufers. So weit er es beurteilen konnte, waren die wichtigsten Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers abgebildet. Doch weiter half ihnen das im Moment nicht. Susan untersuchte derweil das dem Dom zugewandte östliche Portal, die so genannte Pforte zum Paradies. Obgleich auch
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