Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
konnte auch ihre Theorien nicht einfach mit einem Achselzucken abtun. Waren es mehr als nur Hirngespinste? Und so sehr er sich auch dagegen wehrte, Susan nannte unumstößliche Fakten und ihre darauf basierende Argumentation war konsequent und logisch. War er wirklich so blind? So stur? Hatte sie am Ende recht? Unwillig schüttelte er den Kopf, doch er merkte, wie seine Überzeugung plötzlich ins Wanken geriet. Und die Zweifel, welche die Gespräche mit Susan und Green in ihm geweckt hatten, würden ihn so bald nicht wieder loslassen.
33| FLORENZ, HOTEL VECCHIO, 22:33 UHR (ORTSZEIT)
Zwanzig Minuten später wünschte Wallace Susan eine angenehme Nachtruhe, schloss die Zimmertür seines Appartements hinter sich zu, setzte sich erschöpft auf die Bettkante und schlüpfte aus seinen Schuhen. Mit einem Seufzer ließ er sich rücklings aufs Bett fallen und schloss die Augen. Seine Gedanken liefen Amok. Ethan: das viele Blut. S-4: Was hatte das zu bedeuten? Er wusste es trotz all der Strapazen immer noch nicht. Susan: Bis vor drei Tagen kannte er sie noch nicht einmal und heute … Er fasste es noch immer nicht, dass er tatsächlich auf ihre abenteuerliche Geschichte eingegangen war. Dass er jetzt in einem kleinen Hotel in Florenz lag und vor knapp einer Stunde mit dem ehemaligen CIA-Chef gesprochen hatte. Und dann diese plötzlichen Zweifel, die immer lauter in ihm wurden: Gab es da draußen wirklich mehr? Er hatte immer nur in seinem kleinen Kämmerchen geforscht; nur Augen und Ohren für seine Leidenschaft, sein Spezialgebiet gehabt. Er musste sich eingestehen, dass er sich mit solchen Fragen noch nie wirklich auseinandergesetzt hatte. Und für Susan sowie diesen hochrangigen Admiral Green schien es das Natürlichste der Welt zu sein, über außerirdische Lebensformen zu diskutieren. Für sie stand anscheinend fest, dass es fremde Lebensformen im Weltall gibt. Dann fiel ihm Judith ein. Plötzlich überkam ihn ein ungutes Gefühl. Wie konnte er sie nur vergessen haben? Vielleicht war auch Judith in Gefahr? Er musste sie unbedingt warnen. Ganz gleich, ob sie in Scheidung lebten oder nicht. Hier ging es um mehr: womöglich um ihr Leben. Zu viel war schon passiert. Er griff zu seinem Handy, das auf dem Nachtisch lag, und – und zögerte. »Nicht mit dem Handy«, sagte er leise zu sich selbst. Immerhin bestand die Gefahr, dass sein Telefon abgehört werden würde. Er würde Judith nur unnötig in Gefahr bringen. Ihm fiel der Internet Point nebenan ein. Dort gab es sicherlich ein öffentliches Telefon. Entschlossen schwang er sich aus dem Bett, warf sich seine Jacke über und verließ das Zimmer.
34| FLORENZ, VIA BAVOUR, 23:10 UHR (ORTSZEIT)
Als er auf die Straße trat, war es, als würde er gegen eine Wand aus knatterndem Mopedlärm, schrill trötenden Hupen, Musik unterschiedlichster Art und Hunderten, angeregt und durcheinander geführten Gesprächen laufen. Es war Samstagabend und die gesamte florentinische Jugend schien sich in genau diesem Moment in genau dieser Straße in das Nachtleben zu stürzen. Vor der Tür des Internet Points drängte sich ein Knäuel von Jugendlichen und von drinnen dröhnte laute Technomusik heraus. Es war unmöglich, dort ein Telefonat zu führen. Er würde sein eigenes Wort nicht verstehen können. Vielleicht gab es in der Nähe eine abgelegene Bar mit einem Münztelefon. Wallace begann, sich durch die Menschenmassen zu drängen. Nach wenigen Schritten wurde er von dem Strom gut gelaunter Jugendlicher erfasst und über den schmalen Gehsteig durch die Gassen geschoben. Drehtüren wirbelten, Cafés, Bars und Pubs spuckten unaufhörlich immer mehr Menschen auf die Straße, während andere scharenweise vor den Türen warteten, um hineinzugelangen. Endlich entdeckte Wallace eine etwas spärlicher beleuchtete Kreuzung, von der aus eine schmale Seitengasse abzuzweigen schien. Nur wenige Autos und Menschen waren dort zu sehen. Mit einigen ›Scusi!‹ und ›Per favore!‹ quälte er sich durch die zähe Masse junger Menschen.
Nach wenigen Minuten stand er erleichtert in der dunklen Seitenstraße. Er atmete unwillkürlich auf – endlich wieder Platz. Drei sich besonders cool einschätzende Teenager mit Bierflaschen und billigen Zigaretten in der Hand machten sich einen Spaß daraus, hübschen Italienerinnen, die auf der Hauptstraße an ihnen vorbeigespült wurden, offensichtlich anzügliche Dinge hinterher zu rufen. Ein paar Meter weiter glimmte ein verwittertes Schild mit der Aufschrift
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