Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
mir das Amulett seines Sohnes. Es sollte mich besser beschützen als seinen Jungen. Ich nahm das Geschenk natürlich an und war gerührt von dieser Geste. Aber dann forderte er einen Preis für das Amulett. ›Versprich mir, Marcus, versprich mir herauszufinden, wer für Edwards Tod verantwortlich ist.‹ Ich konnte ihm diesen Wunsch am Grab seines Sohnes, der mir womöglich das Leben gerettet hatte, unmöglich abschlagen. Ich war mir voll bewusst, dass die Recherchen für mich äußerst riskant werden würden. Und trotzdem entschloss ich mich, der Bitte zu entsprechen. Ich war es meinem Freund und seiner Familie einfach schuldig. Nachdem etwas Gras über die Sache gewachsen war, stellte ich vorsichtig erste Nachforschungen über jene Nacht in Brasilien an. Doch bereits bei den harmlosesten Fragen über das Fort Itupa stieß ich überall auf verschlossene Türen. Alles, was ich erfuhr, war weder befriedigend noch in irgendeiner Weise glaubhaft und schlüssig. Man hatte etwas zu verbergen. Je mehr ich ermittelte, desto mehr begannen sich die Aussagen zu widersprechen. Beweise waren plötzlich verschwunden. Zunächst nur Unterlagen über den vermeintlichen Unfall. Dann über unseren ganzen Einsatz in Brasilien. Und zu guter Letzt hieß es auf einmal, ein Fort Itupa hätte nie existiert. Je tiefer ich grub, desto größer wurde der Berg aus Verschwörungen und Lügen. Schließlich kam ich zu der sicheren Überzeugung, dass Edward an jenem Abend ermordet wurde. Wir hatten etwas gesehen, was wir nicht hätten sehen dürfen. Eddie konnte man leicht zum Schweigen bringen. Er war ein Niemand, hatte keine einflussreiche Familie. Bei mir sah das anders aus. Ich war der Sohn des großen Generals Robert F. Green. Versuchte man, mich zum Schweigen zu bringen, indem man mich seiner Obhut unterstellte? Mein Ehrgeiz war jedenfalls geweckt. Ich musste alles herausfinden, vor allem wer für Eddies skrupellose Ermordung verantwortlich war.«
Susan hing an Greens Lippen. Gebannt hatte sie jeden Teil der Geschichte verfolgt. Wallace trank gedankenversunken den kalten Rest seines Tees. »Aber wenn es tatsächlich um die nationale Sicherheit oder so etwas ging - wie konnten Sie so ungehindert forschen?«, wandte er schließlich ein.
»Meine Strategie war ganz einfach: Nach außen war ich meinem Vater und meinem Vaterland gegenüber loyal. Ein vorbildlicher Soldat mit einer vorbildlichen Karriere. Ich ging kein Risiko ein. Ich ließ mir viel Zeit, manchmal vergingen Monate, bis ich das nächste Bausteinchen hinzufügen konnte. Ich sammelte Informationen, wo es nur möglich war, ohne jemanden zu bedrängen oder gar auf die Füße zu treten.« Er schaute auf seine Zigarre. »Letztendlich sollte es Jahrzehnte dauern, bis ich mich in die Machtpositionen hinaufgearbeitet hatte, die mir Einblick in die TOP-SECRET-Unterlagen ermöglichten und mir endlich Gewissheit verschafften. Doch ab diesem Moment war es nicht mehr wichtig, wer für den Tod von Eddie verantwortlich war, sondern einzig und allein warum Eddie sterben musste.« Green stützte sich auf die Armlehne und schaute erschöpft auf die Uhr. »Es ist schon spät. Ich denke, wir sollten uns vertagen. Vielleicht möchten Sie sich morgen noch einmal Zeit für mich nehmen?«
Wallace war von dem abrupten Ende von Greens Geschichte überrascht, doch dem alten Herrn war die Erschöpfung, die in der letzten Stunde stetig zugenommen hatte, deutlich anzusehen. Auch Wallace musste sich eingestehen, dass seine Konzentration allmählich nachgelassen hatte, und außerdem spürte er mittlerweile jeden einzelnen seiner Knochen.
»Unbedingt«, sagte Wallace und stand auf.
»Dann sehen wir uns morgen 17.00 Uhr“, sagte Green.
32| FIESOLE, 21:50 UHR (ORTSZEIT)
Erschöpft und dennoch seltsam aufgewühlt machten sich Susan und Wallace zurück auf den Weg nach Florenz. Greens Butler hatte ihnen ein Taxi kommen lassen, da Susan darauf bestanden hatte. Wallace und Susan sprachen auf der Fahrt kein einziges Wort. Sie saßen stumm nebeneinander und beobachteten die kleinen Häuser in der Ferne, Bäume und Büsche, die rasch an ihnen vorbei flogen. Die Sonne war schon längst untergegangen, aber es war noch nicht ganz dunkel geworden. Zart-rosa lag der Himmel über der Stadt, in der die ersten Straßenzüge bereits erleuchtet waren. Und inmitten dieses Wirrwarrs aus Dächern, Straßen und Lichtern ragte der Dom wie ein mächtiger Fels heraus.
»Was halten Sie von Green?«, fragte Wallace schließlich, ohne
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