Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
großen Scheiben warf. Sie setzten sich, nahmen den Deckel von Styroporbechern und der Kaffee dampfte, während sie beide daran nippten. Susan sah Wallace nicht an. Sie schlug ihre Beine übereinander und es hatte den Anschein, als sei sie krampfhaft bemüht, nicht mit dem Fuß zu wippen. Unvermittelt platzte dann doch aus ihr heraus, was sie die ganze Zeit mit aller Gewalt zu unterdrücken versuchte: »Du bist so ein …«, sie rang nach dem passenden Ausdruck.
»Wie bitte?«
»Ein riesiger Vollidiot«!« In den nächsten zehn Sekunden warf sie ihm jedes Schimpfwort an den Kopf, das ihr einfiel. Nachdem sie sich Luft verschafft hatte, verschränkte sie ihre Arme und Wallace bemerkte, dass sie versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. »Du hättest jetzt tot sein können!«, flüsterte sie mit schwacher Stimme und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Wallace zögerte einen Augenblick, dann nahm er sie wortlos in die Arme und hielt sie fest. Während sie schluchzte, redete er leise auf sie ein. »Alles kommt wieder in Ordnung, du wirst sehen.«
Er spürte, wie sich Susan in seinem Arm beruhigte. Dann kramte er ein Taschentuch aus seiner Jacke und wischte ihr eine Träne von der Wange.
»Ich hab mir solche Sorgen gemacht!«, stammelte sie.
Sie saßen für eine Weile stumm, Arm in Arm, nebeneinander auf der Bank. »Ich wusste gar nicht, wie viele Schimpfwörter einem in so kurzer Zeit an den Kopf geworfen werden können«, scherzte Wallace, bestrebt die Situation etwas aufzulockern. Es gelang ihm. Susan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und forderte dann in festem Ton: »Versprich mir, dass du dich nie wieder einfach so davonstiehlst.« Noch immer standen Tränen in ihren Augen.
»Großes Indianer-Ehrenwort.« Sie schaute in ihren Kaffeebecher. Ihr Muffin war zwar noch immer in eine Serviette gewickelt, sah aber mittlerweile ziemlich zerdrückt und wenig appetitlich aus. Wallace nippte an seinem Kaffee und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er starrte, ohne wirklich etwas zu sehen, den dunklen Fußweg des Parks entlang. »Wer war dieser Mann?«, fragte Susan und blickte noch immer ängstlich und verletzt drein.
»Es war der Mönch.«
»Der aus dem Baptisterium?«
»Ja.«
»Und du bist ihm einfach in einen Kellereingang gefolgt?« Er tat ihre Bemerkung mit einem Schulterzucken ab. »Bist du wahnsinnig?«, hakte Susan energischer nach. »Also wenn Dämlichkeit lang machen würde, könntest du aus der Dachrinne trinken!«
»Nicht schon wieder. Für heute habe ich genug Beschimpfungen an den Kopf geworfen bekommen!« Er lächelte.
Susan zögerte, dann atmete sie tief durch. »Was wollte er denn?«
»Keine Ahnung.«
»Aber er muss doch etwas gesagt haben?!«
»Nichts Konkretes, nur wirres Zeug von irgendwelchen Unter-lagen. Ich weiß nicht, was er wollte. Vielleicht das Fax von Ethan?«
»Seltsam.«
»Woher wusstest du eigentlich, wo ich war?«, fragte Wallace.
»Ich konnte nicht schlafen. Du warst nicht da. Dann hab ich dich gesucht und in der Bar gefunden.«
»Wie gefunden? Es gibt hier Hunderte Bars!«, hakte er irritiert nach.
»Ich hab euch in die Bar gehen sehen?!«
»Wie?« Er ließ nicht locker.
»Du meine Güte!«, sagte sie nun spürbar verärgert. »Ich konnte nicht schlafen und bin aufgestanden, um mit dir zu reden. Du warst nicht da. Ich bin also runter in den Frühstücksraum, aber auch da war alles dunkel. Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich also raus auf die Straße, und während ich mich durch die Menge arbeite, sehe ich, wie du in diesen Kellereingang gehst. Hinter dir dieser Mann, ganz in Schwarz. Ich schleich euch hinterher – aber in der Bar seid ihr nicht. Daraufhin frage ich den fetten Wirt, wo die beiden Männer sind, die vor einer Minute das Lokal betreten hatten. Der stellt sich doof und meint, hier sei die letzte Stunde keiner mehr ´reingekommen. Mir ist also klar, dass etwas faul sein muss. Ich schaue mich um, entdecke den schmalen Flur und stürme am Tresen vorbei. Und siehe da: Ich sehe dich mit diesem Kerl dort sitzen. Plötzlich schiebt sich dieser Koloss in den Weg und sagt, ich solle sofort verschwinden, das sei Hausfriedensbruch. Ich brülle, er solle doch die Polizei rufen und dann hast du mich gehört. Alles Weitere kennst du ja. Ist das genau genug? Zufrieden?«
»Ähm. Ich hab mich ja nur …«
»… gewundert. Schon klar.« Noch immer das Taschentuch in der Hand zog sie sich den Kragen ihres alten Wollmantels über die Ohren. Dann
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