Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Eine Weile saß er regungslos auf seinem Bett und versuchte, die Geräusche zu lokalisieren. Sein Blick wanderte unwillkürlich zum Türknauf. Jetzt hörte er es wieder. Nur dieses Mal viel lauter. Viel näher. Er bildete sich ein, eine Art schmerzvolles Stöhnen gehört zu haben. Vielleicht war Susan in Gefahr? Vorsichtig schlüpfte er aus dem Bett und schlich zur Tür. Er zögerte, dann zog er sie mit einem Ruck auf. Ein Schwall eisiger Luft traf ihn ins Gesicht. Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Er spähte in den dunklen Korridor und wusste, dass ihn am Ende dieses Ganges nichts Gutes erwarten würde. Vorsichtig trat er über die Schwelle und ging einige Meter in das schwarze Nichts. Plötzlich schlug die Tür hinter ihm zu und im gleichen Augenblick herrschte völlige Dunkelheit. Panisch tastete er sich an der Wand zurück. Doch als er sein Zimmer endlich erreichte, war die Tür fest verschlossen. Unvermittelt hörte er wieder dieses seltsame Geräusch. Es erinnerte ihn jetzt eher an das Wimmern eines Tieres. Er atmete durch und begann, sich langsam tief und tiefer in die Dunkelheit hineinzutasten. Die Wände wurden von Meter zu Meter kälter. Das klägliche Wimmern immer deutlicher. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Auf einmal griff seine Hand ins Leere. Er kniff seine Augen zusammen und versuchte etwas in dem schwarzen Nichts zu sehen. Und tatsächlich konnte er zu seiner Rechten einen schmalen Lichtstreif erkennen. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust, und als er dem Schein näher kam, erkannte er, dass am Ende des Flurs eine Tür einen Spaltbreit offen stand.
Als er die Tür erreichte drückte er sie vorsichtig auf und trat in ein spartanisch eingerichtetes Zimmer. Aus allen Ecken krochen lange Schatten hervor und verschlangen das Zimmer mit ihrer schwarzen Leere. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das schummrige Licht und er erkannte eine zusammengekauerte Gestalt, splitternackt, mit dem Rücken zur Tür, auf dem Boden liegen. Der ausgemergelte Körper zuckte leicht und bei jedem schmerzerfüllten Atmen traten dessen Halswirbel deutlich hervor. Er kämpfte gegen seinen aufsteigenden Ekel an, während er sich dem Mann am Boden näherte. Als er direkt hinter ihm stand, verstummte der Mann. Colin starrte voller Angst zu der dunklen Gestalt hinab, die nun reglos vor ihm auf dem kalten Boden lag. »Hallo«, brachte Colin mit zittriger Stimme hervor, worauf sich die Gestalt langsam umdrehte. Ihm gefror das Blut. Er kannte diesen Mann. Sein Herz blieb stehen. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Verzweifelt rieb er sich die Brust und rang nach Luft. »Nein!«, hörte er sich keuchen. Mit blankem Entsetzen starrte er dem Mann am Boden ins Gesicht – starrte er in sein eigenes Gesicht.
47| FIESOLE, 03:02 UHR (ORTSZEIT)
Wallace saß aufrecht in seinem Bett. Sein durchgeschwitztes Shirt klebte an seinem Rücken. Sein Herz schmerzte in seiner Brust und das Atmen fiel ihm schwer. Im Dunkeln tastete er nach dem Schalter der Nachttischlampe, das trübe Licht flammte auf und mühsam griff er nach dem Tütchen mit seinem Beruhigungspulver auf dem Nachttisch. Hastig spülte er eine kleine Dosis mit einem Schluck Wasser hinunter. Dann ließ er sich zurück in die Kissen sinken und wartete auf das Einsetzen der Wirkung. Stumm ließ er den Blick durch das herrschaftliche Schlafzimmer wandern. Am Bettpfosten hing ein Bademantel mir dem Familienwappen der Greens. Wie nicht anders zu erwarten war. Langsam kam Wallace wieder zu Sinnen. Begriff, dass er nur geträumt hatte. Noch immer benommen blickte er auf die Uhr neben dem Bett. 3:04 Uhr. Er wünschte sich, er läge jetzt in seinem eigenen Bett und könnte hinab in die Bucht schauen und die kleinen Lichter der Boote beobachten. Stattdessen blieben ihm noch kaum vier Stunden, bis er wahrscheinlich den größten Fehler seines Lebens begehen würde.
Sein Blick fiel auf seinen neuen Ausweis, den der überraschend vielseitig begabte Handscock für ihn angefertigt hatte. Er hielt die kleine Plastikkarte in das Licht. Dr. Millinger stand neben seinem Foto. Er wusste, dass sein Leben nun von diesem kleinen dunklen Magnetstreifen auf der Rückseite der Karte abhängen würde. Wenn Handscock nur einen Fehler gemacht, seine Augen falsch vermessen oder seinen Fingerabdruck verwischt hatte, würde der ganze Schwindel auffliegen, lange bevor er auch nur in die Nähe von Lears Büro kommen würde. Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Dann öffnete sich die
Weitere Kostenlose Bücher