Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
schwarzen Limousine wartete. Wallace gefiel das gar nicht. Weniger, dass es ihn störte, jetzt überstürzt aufzubrechen. Es missfiel ihm, dass Green ihn abermals wie einen Zinnsoldaten willkürlich auf dem Schlachtfeld platzierte. Wann und wo er es wollte. Anscheinend war seine gestrige Unterredung mit Green absolut sinnlos gewesen.
»Wozu die Eile?«, fragte Susan, die hinter den beiden herlief und versuchte, mit Wallace Blickkontakt aufzubauen. Green warf einen flüchtigen Blick auf Susan, dann wandte er sich an Wallace.
Seine eisblauen Augen, die in den vergangenen Tagen Lebenserfahrung und Selbstvertrauen wiederspiegelten, blickten nunmehr erstmalig kalt und kalkulierend. Das missfiel Wallace noch viel mehr. Sofort machte sich Unruhe in ihm breit.
»Es gibt ein kleines Problem.«
»Aha. Und das wäre?«
»Es wird nun nicht nur wegen des Mordes an Ethan, sondern auch wegen des Mordes an Frank nach Ihnen gefahndet, Dr. Wallace. Die ganze Sache schlägt immer größere Wellen. Heute Morgen in aller Frühe habe ich einen Hinweis bekommen, dass man bei der Staatanwaltschaft einen Durchsuchungsbefehl für mein Haus erwirken konnte. Durch den Anruf bei Ihrem Freund, Dr. Wallace, wissen die, dass Sie sich bei mir versteckt halten. Da hier bald die Polizei auftauchen wird, sollten Sie sich besser so schnell wie möglich auf die Reise machen.«
Jetzt war Wallace der morgendliche Überfall klar. Die Sachlage hatte sich drastisch geändert und das war auf seinen eigenen schwerwiegenden Fehler zurückzuführen. Vielleicht tat er dem alten Mann ja doch unrecht.
»Handscock wird Sie zum Flughafen bringen, Dr. Wallace.« Beim Einsteigen übergab er Wallace seinen Aktenkoffer. »Alles, was Sie brauchen, ist hier drin!«
Wallace nickte mechanisch, nahm den Koffer und stieg ein.
»Übrigens: An Bord meines Flugzeugs habe ich ein schönes Frühstück für Sie vorbereiten lassen.« Green grinste und schlug die schwere Wagentür zu. Zeitgleich öffnete sich die Tür auf der anderen Seite des Wagens und Susan setzte sich zu Wallace auf die Rückbank. »Bis zum Flughafen komme ich noch mit!« Sie lächelte Wallace aufmunternd an.
»Nur bis zum Flughafen? Ich dachte, du kommst bis Vegas mit?!«
Sie schüttelte bedrückt den Kopf. »Leider nicht.«
49| FIESOLE, 07:05 UHR (ORTSZEIT)
Kurz darauf raste Wallace mit Susan an seiner Seite über die
schmalen asphaltierten Straßen hinab in die Stadt. Wallace dachte jetzt nicht mehr an Green und auch nicht an Las Vegas. Er dachte an die wundervolle Frau an seiner Seite. Wie gerne hätte er noch mehr Zeit mit Susan verbracht. Sie berührt. Sie geküsst. Ihnen blieb kaum noch Zeit. Nur noch bis zum Flughafen! Was hatte er ihr noch alles zu sagen!? Würde er irgendwann noch dazu kommen? Oder würde er in wenigen Stunden mit einem Zettel am Zeh in einem Leichenhaus liegen?
Es dauerte nicht lange und die Limousine hielt auf dem Rollfeld vor Greens Privatjet. Handscock stieg aus und ging mit weiten Schritten zum Flugzeug hinüber, vor dem ein kleiner dicker Mann mit rundem Gesicht und einem Klemmbrett unter dem Arm bereits eine Weile zu warten schien. Handscock erklärte ihm mit knappen Worten etwas und musste sichtlich laut brüllen, um den Motorenlärm zu übertönen.
»Es ist Zeit, Colin.«
Wallace bemerkte Susans Hand auf seiner. »Stimmt.« Er versuchte optimistisch auszusehen, aber er wusste, dass es ihm nicht gelang. »Dann bringen wir´s mal hinter uns.«
»Versprich mir, dass du zurückkommen wirst.« Susan drückte seine Hand nun kräftiger und schaute ihn mit ihren dunklen, braunen Augen besorgt an. Er startete abermals den verzweifelten Versuch, entspannt zu lächeln. Aber plötzlich holte ihn die Angst ein. Was war, wenn er nicht zurückkommen würde? Was, wenn heute sein letzter Tag sein würde? Seine letzten Minuten mit Susan? Er zögerte, dann beugte er sich etwas unbeholfen zu Susan hinüber, die noch immer wie versteinert seine Hand hielt, und ohne ihre Reaktion abzuwarten, küsste er sie fest auf den Mund, spürte ihre warmen Lippen und die gleiche Angst. Dann nickte er ihr zu. Eine wortlose Botschaft: Es wird bestimmt gut gehen. Hoffen: Mehr konnten sie nicht tun. Er holte tief Luft, stieß entschlossen die Wagentür auf und stieg mit Schwung aus. Starker Wind riss an seiner Jacke und die Turbinen des Jets jaulten ihm laut entgegen. Feiner Regen peitschte in sein Gesicht.
»Ich hoffe, fliegen bereitet Ihnen keine Probleme, Sir?«, begrüßte ihn der
Weitere Kostenlose Bücher