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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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gedungenen Sterblichen die Macht an sich reißen wollte.
    Victor hatte Emmaline erzählt, dass in der dunklen Zeit vor vielen Jahrhunderten es nicht außergewöhnlich gewesen war, dass die Jäger einander bekämpften, schließlich seien sie alle einmal menschlich gewesen und es liege in der Natur des Menschen, sich gegenseitig zu zerstören.
    Aber man hatte sich schließlich auf Kains Geschichte besonnen und erkannt, dass Neid, Habgier und Eifersucht letztendlich die Ursachen für die unnatürliche Existenz der Zeitjäger waren und man hatte versucht auszubrechen aus dem Kreislauf von Krieg und Mord. Sie sahen sich selbst nicht mehr als privilegierte Unsterbliche, sondern als Nachkommen eines Verfluchten, die eine schwere Bürde zu tragen hatten. Niemandem machte es Spaß zu morden, um weiterleben zu können und sie wollten bei aller Grausamkeit, die das Schicksal ihnen abverlangte, die guten menschlichen Züge in sich bewahren. Deshalb hatten sie beschlossen, einander zu achten und als Volk zusammen zu halten. Die Familien arrangierten sich untereinander, Kompetenzen wurden aufgeteilt und Oberhäupter eingesetzt. Es entstanden sogar Freundschaften unter den Familien der einzelnen Länder. Und jetzt, da im Medienzeitalter das Kontakthalten mühelos möglich war, war es umso leichter die internationalen Beziehungen aufrecht zu erhalten.
    Alles war eine sehr lange Zeit friedlich und harmonisch gewesen. Aber nun war es Tristan gelungen, im Verborgenen seine Macht aufzubauen, sogar Jäger für sich zu gewinnen, die als Spione ihre Familien verrieten.
    Man sah Victor an, dass diese Tatsache ihm Kopfzerbrechen bereitete, aber es gab nichts, was er momentan dagegen tun konnte. Es galt abzuwarten und im richtigen Moment zuzuschlagen.
    Dieser Moment schien gekommen, als einer der Ältesten Victor mittelte, dass anscheinend schon seit längerem einer von Tristans Männern ein Edelbordell in einem Stadthaus in der New Town übernommen hatte und nun immer mehr Söldner ankamen.
    Die Ältesten konnten fühlen, dass sich in diesem Haus negative Energie ansammelte und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Tristan selbst erscheinen würde.
    „ Wir schlagen erst zu, wenn die Maus in der Falle sitzt“, erklärte Victor. Der große runde Tisch im Versammlungsraum war voll besetzt.
    „ Wie meinst du das?“, fragte das Oberhaupt von Glasgow.
    „ Es wird nicht mehr lange dauern, Graham, die Ältesten sagen, er wird bald hier sein. Wir werden das Stadthaus unter ständiger Beobachtung halten und sobald Tristan sich einigermaßen sicher fühlt, werden wir angreifen.“
    Graham runzelte die Stirn, „Das wird Aufsehen erregen. Wir sind zwar gut im Vertuschen, aber das erscheint mir doch etwas gewagt.“
    „ Im Gegenteil“, Victor sah einen nach dem anderen an, „Unsere Brüder bei der Polizei treffen bereits Vorkehrungen. Es wird aussehen, wie eine Razzia in einem Bordell. Es wird keine Überlebenden geben. Natürlich werden wir versuchen, nur so wenige Leichen wie möglich zurückzulassen, damit die Öffentlichkeit nicht zu sehr schockiert wird.“
    „ Was ist mit den Prostituierten?“, fragte Georgianna.
    Victor sah sie überrascht an. „Was soll mit ihnen sein?“
    „ Du sagtest, es wird keine Überlebenden geben. Sicherlich werden sich auch die Prostituierten im Haus befinden, wenn wir angreifen. Tristan benutzt sie als lebende Schutzschilde, stelle ich mir vor. Wahrscheinlich werden sogar einige Freier mit dabei sein.“
    „ Darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen.“
    Georgianna presste die Lippen zusammen, „Das ist inakzeptabel. Wir werden keine Unschuldigen töten. Schlimm genug, dass das Ganze in einem Wohngebiet stattfindet. Dieser Mistkerl denkt wahrscheinlich, so werden wir ihn nicht angreifen. Da irrt er sich! Aber wir werden uns nicht benehmen, wie die Axt im Walde, denn wir sind nicht wie er!“ Viele der Anwesenden, Emmaline eingeschlossen, stimmten ihr zu.
    „ Wir können keine Zeugen am Leben lassen, das weißt du so gut wie ich! Es ist unmöglich!“
    Sie schüttelte trotzig den Kopf, „Dann brauchen wir einen anderen Plan!“
    „ Und welchen?“
    Nathaniel räusperte sich, „Wir könnten das Ganze von vorne herein etwas unauffälliger angehen. Scharfschützen auf den umliegenden Häusern, zum Beispiel. Oder Gift. Oder wir fallen nicht alle gleichzeitig ein, sondern verschaffen uns heimlich Zugang zum Haus und nehmen sie uns gezielt vor. Leise, mit Schalldämpfern. Das würde das Risiko für

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