Das Mal der Schlange
die Außenstehenden verringern, aber es ist trotzdem nicht ganz auszuschließen, dass es nicht den ein oder anderen Kollateralschaden geben wird, Georgianna.“
„ Das klingt schon besser“, sie sah dennoch finster auf die Tischplatte vor sich, „Aber ich weigere mich, mit Vorsatz alles einfach über den Haufen zu schießen. Wir können sehr gut erkennen, wer die Guten und wer die Bösen sind. Wie wäre es, wenn jeder von uns nur die für ihn deutlich schwarz-weißen Zielpersonen übernimmt? Überlegt und beherrscht, damit es nicht zu einem Blutbad kommt. Sollten wir entdeckt werden, stimme ich mit Victor überein, dass kein Zeuge überleben darf, aber wir sollten uns bemühen, die Kollateralschäden, wie Nathaniel es so schön ausdrückte, so gering wie möglich zu halten.“
Die anderen nickten und Victor gab nach, „Also gut, dann überlegen wir jetzt zusammen, wie wir das am besten umsetzen können.“
Nach langen, hitzigen Diskussionen einigten sie sich darauf, das Haus rund um die Uhr von mehreren Punkten aus zu beobachten und jede Veränderung an Victor zu melden.
Wenn dieser es dann für angebracht hielt, sollten die Schützen auf den umliegenden Dächern Stellung beziehen und ein zweites Team von Jägern in das Haus eindringen. Da es sich um ein Bordell handelte, in dem hauptsächlich nachts Betrieb war, sollte der Angriff tagsüber stattfinden. Georgianna war sich sicher, dass das das Risiko entdeckt zu werden nicht vergrößerte, sondern dass sogar einige der Bewohner dann außer Haus wären. Sie würden als Polizeibeamte getarnt sein, mit Rückendeckung ihrer Brüder und Schwestern, die bei der Polizei arbeiteten.
Die Jäger hatten schon seit langem ihre Leute in Justiz, Wirtschaft und Polizeibehörde sitzen- eine Maßnahme, die vieles erleichterte.
Als Victor Emmaline, Adam und Nathaniel für das SWAT-Team einteilte, wollte Nathaniel protestieren, aber Emmaline brachte ihn mit einem eisigen Blick zum Schweigen. Sie würde genauso in der ersten Linie stehen, wie er.
Nachdem die Besprechung beendet war und sich die Runde aufgelöst hatte, nahm Victor die drei beiseite.
„ Ich möchte, dass ihr euch nicht mit den Söldnern aufhaltet“, sagte er bestimmt, „Ihr geht rein und sucht nach Tristan. Er ist euer Ziel. Unterschätzt nicht die Lage, weil es drei gegen einen steht – tötet Tristan, nehmt ihn nicht gefangen, das ein Befehl.“
„ Ja, Souverän“, meinte Nathaniel mit hochgezogener Augenbraue.
Victor nickte kurz. „Gut. Geht jetzt. So lange alle auf Posten sind und das Haus überwacht wird, könnt ihr euch etwas freier bewegen. Ich weiß, dass ihr es hier unten nicht ganz so gemütlich findet, wie ich. Ihr könnt nach oben gehen, aber seid vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück.“
„ Also gut“, sagte Emmaline, „Wie immer werde ich Victors Anweisungen befolgen – und endlich einmal wieder frische Luft schnappen!“
„ Ich komme mit“, Nathaniel war bereits auf dem Weg zur Tür.
Adam sah unschlüssig von einem zum anderen. „Geht alleine“, meinte er schließlich, „Ich habe noch einiges hier zu tun.“
„ Wirklich? Aber du hast doch gestern erst gesagt, dass du es kaum erwarten kannst, endlich wieder den Himmel zu sehen“, Emmaline verstand ihn nicht.
Nathaniel dafür umso mehr. Anscheinend wollte Adam nicht das fünfte Rad am Wagen spielen und besaß sogar die Größe, sich zurück zu nehmen. Dieser neue Zug an seinem ewigen Rivalen verwunderte ihn. Hatte Emmaline am Ende doch recht und auch Adam war einsichtiger geworden? Aber er würde sich nicht so leicht überzeugen lassen, wie sie. Immerhin kannte er Adam dafür schon zu lange.
„ Das ist sehr großzügig von dir, Bruder“, raunte er Adam im vorbeigehen zu, so dass Emmaline es nicht hören konnte und klopfte ihm auf die Schulter.
Adam erwiderte nichts, sondern ging einfach davon in Richtung der Privaträume.
„ Sollen wir den nächstgelegenen Aufgang nehmen, oder möchtest du etwas Bestimmtes tun?“, Nathaniel hielt Emmaline die Tür auf.
„ Nein“, sie schüttelte den Kopf, „Ist mir ganz egal. Ich will nur raus.“
Sie stiegen eine schmale Wendeltreppe nach oben und traten unbemerkt hinaus auf die Market Street.
Es war Herbst geworden, ein kalter Wind pfiff ihnen um die Nase.
„ Herrlich!“, rief Emmaline, „Luft!“ Sie spazierten ein wenig durch die Princes Street Gardens, bis es anfing zu regnen.
„ Lass uns ins Tower Restaurant gehen“, schlug Nathaniel vor, „Hier draußen
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