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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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aufzuteilen. Wer weiß, wie es sonst gekommen wäre.“
    Geschmeichelt antwortete Graham, „Das habe ich ihm auch gesagt.Alles ist gut gegangen und Tristan ist tot. Das war doch die Hauptsache, nicht wahr?“

52.

    Nathaniel hatte sie unbemerkt in einen der geheimen Eingänge des Gangsystems gezogen und sie rannten zurück in Richtung der Privaträume.
    „ Ich sage dir, da stimmt etwas nicht“, rief er ihr über die Schulter zu.
    „ Das denke ich auch! Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor sie zurück kommen.“
    Er blieb vor Emmalines Zimmertür stehen, „Auf jeden Fall! Unsere Pflicht ist erfüllt. Sie können uns nicht länger hier halten. Lass uns für eine Weile abtauchen, bis sich alles beruhigt hat.“
    „ Einverstanden! Je weiter weg, je besser! Victor und Graham machen mich krank!“
    „ Packen wir unsere Sachen, beeil dich“, er drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Mund, schob sie in ihr Zimmer und verschwand dann in dem seinen.
    Durch die offenen Türen konnte sie hören, wie er seine Reisetasche öffnete. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Jetzt würde endlich alles gut werden. Sie war sehr glücklich darüber, dass Nathaniel mit ihr zusammen sein wollte.
    Mit Schwung zog sie sie ihren Koffer aus dem Schrank, aber bevor sie ihn aufs Bett werfen konnte, bemerkte sie den braunen Umschlag auf ihrem Kopfkissen. Erschrocken sah sie sich um. Sie war sicher, dass er noch nicht da gewesen war, als sie vorhin ihr Zimmer verlassen hatte. Hastig kontrollierte sie das Badezimmer und sämtliche Schränke, aber es war alles unverändert.
    Der Umschlag war dünn und leicht, anscheinend befand sich nur ein einzelnes Blatt darin.
    Mit spitzen Fingern zog sie eine Fotografie heraus. Stella und Lilian waren darauf, sie saßen im Foyer des Dorchester Hotels und im Hintergrund war Emmaline selbst zu sehen.
    Entsetzt schlug sie die Hand vor den Mund.
    Man hatte sie beobachtet, damals! Und sie hatte sich so sicher gefühlt, so anonym! Die Mädchen waren ins Gespräch vertieft, sie lachten, aber irgendjemand hatte das Papier über ihren Hälsen abgeschabt, so dass die Köpfe nun mit einem weißen Strich vom Rumpf getrennt waren.
    Auf der Rückseite des Bildes stand `Aus den Augen aus dem Sinn? Doch ohne Schutz kann man schnell den Kopf verlieren. Lass uns reden – beim nächsten Vollmond, dreiundzwanzig Uhr, Dorchester Bar. Wenn du Nathaniel davon erzählst, sind die Mädchen tot.`
    Die Fotografie glitt ihr aus der Hand, ohne dass sie es merkte. Es war nicht zu Ende. Es würde nie zu Ende sein. Es wurde immer schlimmer.

    Sie hatte geschworen, auf Stella und Lilian zu achten, aber die Ereignisse der letzten Wochen hatten sie vollkommen vereinnahmt. Victor hatte doch versprochen, dass sich die Familie in London darum kümmern würde! Aber wenn sich ihr Beobachter vor ihr verbergen konnte, konnte er das auch vor anderen Jägern.
    Wer wusste von den Mädchen? Von ihrem Versprechen?
    Wie in Trance stand sie auf und ging hinüber zu Nathaniel. „Ich kann nicht mitkommen“, sagte sie mit brechender Stimme.
    Überrascht sah er auf und bemerkte ihr verzweifeltes Gesicht, „Was? Was redest du da?“
    So bleich und erschrocken hatte er sie noch nie gesehen, sie wirkte vollkommen am Boden zerstört.
    „ Was ist passiert?“
    Sie schüttelte traurig den Kopf, „Ich darf es dir nicht sagen, aber es ist sehr schlecht. Wenn ich es dir erzähle, mache ich alles noch schlimmer.“, sie nahm seine Hand, „Vertraust du mir, Nathaniel?“
    Eine dunkle Vorahnung stieg in ihm auf und schnürte ihm die Kehle zu. Er nickte stumm.
    „ Ich liebe dich über alles, das weißt du“, fuhr sie mit Tränen erstickter Stimme fort, „Und ich will mit dir von hier weg gehen. Aber ich kann nicht. Ich muss noch etwas erledigen, bevor wir endlich zusammen sein können.“
    „ Dann komme ich mit dir.“
    „ Das ist nicht möglich.“
    „ Weshalb nicht?“
    „ Das darf ich dir nicht sagen! Du musst mir vertrauen, bitte, Nathaniel. Ich habe keine Wahl. Wenn alles vorbei ist, wirst du es verstehen. Aber schwöre mir, dass du mir nicht folgst.“
    Auch in seinem Gesicht stand Schmerz, als er antwortete, „Also gut. Wenn es nicht anders geht. Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, als wir uns das letzte Mal sahen?“
    „ Ich bitte dich, mich nicht mehr zu suchen, so lange du nicht vorhast, bei mir zu bleiben. Für immer.“
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, „Mir bricht das Herz, wenn ich dich noch einmal gehen lassen

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