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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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freundlich sein. Immerhin habe ich mir Sorgen um dich gemacht.“
    „ Emmaline! Du bist so leicht zu durchschauen.“
    Fragend hob sie die Augenbrauen.
    „ Die wenigen Gelegenheiten, bei denen du mich angefasst hast, waren immer mit traurigen Anlässen oder ernsten Themen verbunden. Ganz zu schweigen von dem Kuss, den du als `Maßnahme` bezeichnet hast!“
    „ Bin ich so schlimm? Ich habe mir aber wirklich Sorgen um dich gemacht!“
    „ Es ist alles in Ordnung, so bist du eben. Nur nimm es mir dann bitte nicht übel, wenn ich schlimmste Vermutungen anstelle, wenn du ohne Vorwarnung meine Hand hältst!“
    „ Selbst wenn du krank bist, hast du eine spitze Zunge, Adam MacFarlane!“
    „ Ich bin doch schon fast wieder gesund.“ Er drückte auf einen Knopf und das Kopfende seines Bettes richtete sich mit leisem Summen so weit auf, bis er aufrecht saß. „Also, worum geht es?“
    „ Ich brauche wirklich dringend deine Hilfe.“ Aus ihrer Tasche zog sie die Fotografie und zeigte sie ihm. Dann beichtete sie mit leiser Stimme, wie sie Tristan erkannt hatte und ihn hatte entkommen lassen, ohne es zu melden. Sie versuchte ihm ihre Beweggründe zu erklären, brach aber ab, als sie merkte, wie lächerlich alles klang.
    „ Ich kenne nur Victors Version der Geschichte und hatte gehofft, du könntest mir noch mehr über Tristan erzählen. Je mehr Information ich über ihn habe, desto besser.“
    Adam hatte schweigend zugehört, die Augenbrauen zusammengezogen, und nun stand er ohne ein weiteres Wort aus dem Bett auf.
    „ Was tust du da?“, rief Emmaline erschrocken, „Du musst noch liegen bleiben!“
    „ Auf keinen Fall! Dort im Schrank ist frische Kleidung, gib sie mir bitte.“, während er sprach, zog er die Infusionsnadel aus seinem Handrücken und die stellte piepsende Maschine ab, bevor sie ein Alarmsignal geben konnte.
    Dann schlüpfte er rasch in Hemd und Hose, nahm seine restlichen Sachen aus einer Schublade und steckte sich alles in die Taschen. „Hast du deine Papiere dabei? Ausweis, Kreditkarten?“
    Sie nickte
    Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinaus, dann drehte er sich wieder zu ihr um. „Wir haben keine Zeit, um zu diskutieren. Ich komme mit dir. Unterwegs können wir über alles reden, aber jetzt müssen wir erst einmal ungesehen raus, wir sind hier nicht mehr sicher. Was ist mit Nathaniel? Er kann auch nicht hier bleiben. Hast du ihn weg geschickt?“
    Als Antwort nickte Emmaline nur stumm.

53.

    Nachdem sie sich aus der Krankenstation geschlichen hatten, kletterten sie den ersten Aufgang, den sie fanden nach oben und hielten ein Taxi an. Sie ließen sich zum Flughafen bringen und Adam schaffte es irgendwie, sie auf die nächste Maschine nach London zu buchen.
    „ Er wird den Mädchen nichts tun“, versuchte Emmaline sich zu beruhigen, „Weil ich ihn vorher töten werde.“ Ihre Hand griff zu dem Medaillon um ihren Hals und sie lehnte den Kopf an die Plastikscheibe des kleinen runden Fensters.
    Die Wolkendecke unter ihr teilte sich nur widerwillig, als das Flugzeug zum Landeanflug ansetzte.
    Beinahe den ganzen Flug über hatte Adam ihr von Tristan erzählt. Er wusste tatsächlich viele Dinge über ihn und in Emmalines Kopf begann sich ein neues Bild ihres Feindes zu formen. „Das ist wirklich sehr interessant“, sagte sie.
    „ Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen.“
    „ Das werden wir nicht, Adam!“
    Ein Ruck ging durch die Kabine, als die Reifen auf der Landebahn aufsetzten. Sie löste ihren Gurt und drehte sich zu ihm. Ein kühles, silbernes Feuer brannte ruhig in Emmalines Augen.
    „ Was schlägst du vor?“, fragte er.
    Trotz der schweren Aufgabe, die vor ihr lag, lächelte sie.
    Zusammen würden sie es schaffen, Emmaline und Nathaniel und Adam.

“ Der Hass gewährt gewiss den süßern Trank:
    Wir lieben flüchtig, doch wir hassen lang.“
    Lord Byron (Don Juan 13,6)

54.

    1944
    Rom
    Italien

    „ Es ist eine neue Jägerin in der Stadt.“ Ilaria trat nackt auf die sonnenüberflutete Terrasse ihrer Villa. Es befanden sich weder Bedienstete in der Nähe, noch waren Garten oder Veranda von der Straße aus einsehbar, aber es wäre ihr ohnehin egal gewesen.
    Sie genoss den spektakulären Blick über die Dächer Roms. Das außergewöhnliche Grundstück in seiner exklusiven Lage mit dem prächtigen Herrenhaus aus dem sechzehnten Jahrhundert befand sich seit langer Zeit in ihrem Besitz. Sie hatte es gewissermaßen durch Heirat erworben, damals, in ihrem früheren Leben, und

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