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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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weshalb wir uns in dieser Kaschemme treffen müssen!“, Ilaria ließ missbilligend ihre Handtasche auf den Stuhl neben sich fallen, dann zog sie ihren Mantel aus und warf ihn achtlos über die Lehne. Entsprechend der neuesten Mode trug sie ihr dunkles Haar nun kurz geschnitten und toupiert, was sie in Tristans Augen noch weniger weiblich erscheinen ließ.
    Die letzten Jahrzehnte waren schwierig für ihn gewesen.
    Erst nach und nach hatte sich ihm Ilarias wahres Wesen erschlossen, so langsam, dass es zu spät war, als er schließlich begann sie zu durchschauen.
    Sie war besessen von dem Gedanken, sich aus der Anonymität der Jäger zu lösen und eine Position zu erlangen, die ihr mehr Macht verlieh.
    Dabei war sie eine hervorragende Schauspielerin, die ihrer Umwelt glaubhaft das Bild der loyalen, ehrlichen Freundin vermitteln konnte. Alle mochten Ilaria.
    Durch Fleiß und Schmeichelei hatte sie es geschafft, sich Massimos Vertrauen zu erschleichen. Sie hatte ihm eingeredet, es würde ihm zustehen, sich in den höchsten Kreisen der Gesellschaft zu bewegen, immerhin wäre er ein mächtiger Mann. Gleichzeitig hatte sie ihm Kontakte zu einschlägigen Drogenhändlern verschafft, die ihn und seine Partygäste regelmäßig mit allem versorgten, was sie wollten.
    Ilaria kannte Massimo seit Jahrhunderten und wusste, dass sein Charakter labil und seine Selbstdisziplin schwach waren. Unter ihrem Einfluss entwickelte er sich zu einem launischen Despoten, der das Interesse an seinen Aufgaben zusehends verlor. Er übertrug ihr nach und nach die meisten seiner Pflichten und hinter den Kulissen zog sie die Fäden, ohne dass ihre Brüder und Schwestern es merkten. Für diese war sie nach wie vor das bescheidene Mädchen.
    Über das ganze Ausmaß ihrer Intrigen aber hatte selbst Tristan nicht Bescheid gewusst, bis Ilaria ihm eines Tages freudestrahlend verkündet hatte, dass ihre Überzeugungskunst nun Früchte getragen hätte und Massimo endlich das getan hätte, was er schon vor Jahren hätte tun sollen.
    „ Er hat Emmaline gezeigt, wie sterblich ihr Mann ist!“
    Ein kalter Schauer des Entsetzens war über seinen Rücken gelaufen, „Massimo hat Daniele getötet?“
    Mit einem Schlag erinnerte er sich wieder an den Schmerz nach der Ermordung seiner Eltern, an das Gefühl der Hilflosigkeit, der Demütigung und des rasenden Zorns, das ihn überkam, wenn er Victor gegenüberstand. Das gleiche musste Emmaline für Massimo empfinden.
    „ Das hätte er nicht tun dürfen“, flüsterte er.
    Ilaria sah ihn ungeduldig an, „Im Gegenteil! Das war das einzig richtige und es hat mich Jahre gekostet, ihn soweit zu bringen, dass er glaubte, es wäre seine eigene Idee gewesen.“
    Zum allerersten Mal hatte er in diesem Moment die Kälte gesehen, die hinter Ilarias braunen Augen lag.
    „ Aber wieso?“
    „ Du verstehst gar nichts. Liebling. Um wirklich etwas verändern zu können, muss ich Oberhaupt werden. Aber Massimo wird kaum freiwillig abtreten. Also muss etwas in die Wege geleitet werden, was seinen Posten für mich frei macht. Und wenn ich erst einmal Oberhaupt bin, finden wir sicher auch eine Lösung für dein kleines Problem.“
    Seit dieser Zeit war er noch mehr auf der Hut. Er wusste, er brauchte Ilaria wenn er jemals von Victor Gerechtigkeit fordern wollte, aber ihm war klar, dass er dafür einen hohen Preis würde zahlen müssen.
    Daran dachte er, als sie nun ihm gegenüber Platz nahm und ihn aus dunkel geschminkten Augen abwartend anblickte.
    „ Ich komme gerne in das Buonugustaio“, sagte er und bemühte sich nicht, seinen Ärger über ihre Arroganz zu verstecken, „denn das Essen hier ist hervorragend. Außerdem lege ich nach wie vor Wert darauf, unentdeckt in Rom zu leben.“
    „ Aber Liebling“, lächelte sie ihn versöhnlich an, „das weiß ich doch. Dieses Lokal liegt so versteckt, dass sicherlich keiner unserer Brüder und Schwestern es kennt.“
    Der alte Wirt kam an den Tisch und nahm ihre Bestellung auf, dann schlurfte er zurück in die Küche.
    Nachdem sich Ilaria versichert hatte, dass er außer Hörweite war, legte sie ihre Hand auf Tristans und meinte verschwörerisch, „Und nun mach kein so ernstes Gesicht. Ich habe hervorragende Nachrichten.“
    Den ganzen Tag über hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, was die Neuigkeit war, die sie am Morgen angekündigt hatte.
    In den letzten Jahren hatte er sich stark zurückgezogen und einfach nur abgewartet, dass die Zeit verstrich und ihm eine Gelegenheit bot,

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