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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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Volkes widersetzen willst.“, damit wandte er sich ab und betrat den Eingang zur Katakombe. Er drehte sich noch einmal um und seine Zähne glitzerten im Mondlicht, als er mit spöttischem Lächeln sagte, „Welch prachtvoller Anblick! Wie Michelangelos Pietá. Nur aus Fleisch und Blut. Viel Blut. - Ich schicke dir Andrea und Michele, damit sie hier sauber machen.“
    Emmaline konnte sich nicht bewegen. Sie hielt Daniele im Arm und wiegte ihn wie ein Kind, Tränen strömten aus ihren Augen und sie war verrückt vor Schmerz.
    Sie saß noch immer so da, als der Himmel sich von Indigo in schmutziges Lavendel verfärbte und nicht nur Andrea und Michele, sondern auch Ilaria lautlos neben sie traten.
    „ Oh Gott, es ist also tatsächlich wahr! Ich habe es nicht geglaubt, als er es mir sagte“, zitternd streckte Ilaria eine Hand nach Emmaline aus. „Ich dachte, er spielt sich mal wieder auf! Er hatte kein Recht, das zu tun, keinen Auftrag von den Ältesten, keine Erlaubnis!“
    Michele zog sie weg, „Aber er hat es getan. Und nichts kann Emmalines Mann jetzt wieder lebendig machen. Die Ältesten werden wütend sein und ihn vielleicht mit ein paar Alpträumen strafen, mehr können sie nicht tun. Letzten Endes hat Massimo gewonnen.“
    Ilaria nickte, „Und er hat sich einmal wieder über die Ältesten gestellt. Er wird gefährlich.“
    „ Emmaline, hörst du mich?“, Andrea kniete sich vor sie hin und legte behutsam eine Hand auf ihre verschränkten Arme, die Daniele fest umschlossen hielten, „Wir müssen ihn jetzt von hier weg bringen, die Sonne geht auf.“
    Sie hob den Blick, ihre Augen waren dunkel, beinahe schwarz.
    „ Dein Flammenkranz ist erloschen“, sagte Ilaria erschrocken, „Das ist nicht gut. Bitte, du musst dich wieder unter Kontrolle bringen. Ich weiß, es ist schwer und ungerecht, aber wenn die Familie sieht, dass dein Hass die Oberhand über dich hat, werden sie dich einsperren, damit du keine Gefahr darstellst. Das wäre eine weitere Genugtuung für Massimo.“
    Kraftlos sank Emmalines Kopf hinunter auf Daniele und ihre Schultern bebten. Dann wurde sie still. Nach einer Weile sagte sie, „Damit ich keine Gefahr darstelle? Massimo ist eine Gefahr. Für uns und für die Menschen. Ich werde nie wieder den Fehler machen, ihn zu unterschätzen.“ Sie hob den Kopf, trocknete sich mit dem Handrücken die Tränen und sah einen nach dem anderen an. Die kalten silbernen Flammen brannten wieder in ihren Augen und glitzerten wie Eis.
    „ Seine Familie besitzt eine Gruft“, sie strich Daniele eine Haarsträhne aus der Stirn, „Ich möchte, dass auch mein Mann dort beerdigt wird.“
    Sie gab ihn widerstrebend frei und Michele und Andrea hoben ihn auf.
    „ Ich werden euch begleiten“, sagte Emmaline, als sie die Stufen zur Katakombe hinab stiegen. „Erst wenn er neben seinen Großeltern schläft, ist es gut.“
    Sie trugen Daniele eine weite Strecke durch den Irrgarten der Gänge, hinaus aus dem erforschten Bereich, bis in eine geheime Kammer.
    Dort legten sie ihn auf einen großen Steinblock in der Mitte des Raumes, Emmaline zog ihm seine Kleider aus und wusch seinen Körper. Behutsam hob sie seine Hände an, vorsichtig reinigte sie seine Finger und zärtlich strich sie über sein Gesicht, das im Tod so schön war, wie im Leben. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde zerbrechen, als sie ihm saubere Kleidung anzog und Michele und Andrea ihn in einen Sarg aus dunklem Holz legten. Die beiden hatten für alles gesorgt. Sie stellten Kerzen an beiden Enden des Sarges auf und lehnten den Deckel an die Seite.
    „ Es ist Tag, wir können ihn jetzt nicht weg bringen“, flüsterte Andrea. „Wir werden zurückkommen, wenn es dunkel ist. Wo ist der Friedhof? Damit wir schon eine unterirdische Route planen können?“
    „ Campo di Verano.“
    Andrea nickte. „An der Piazzale San Lorenzo Fuori le Mura. Das sollte kein Problem sein.“
    Michele drückte Emmalines Schulter, „Wir nehmen an, dass du hier bleiben möchtest. Dort drüben stehen noch mehr Kerzen. Wenn dir kalt ist, liegt auch eine Decke mit dabei.“
    … Nachdem die beiden gegangen waren, stellte Emmaline sich so neben den Sarg, dass sie Danieles Gesicht gut sehen konnte. Das Flackern der Kerzen beruhigte sich und im sanften Schein des Lichtes sah er jung und friedlich aus. Seine langen Wimpern warfen Schatten auf die Wangen. Mit ihrer Fingerspitze zog sie die Form seiner Lippen nach, die sie so sehr liebte und hauchte einen Kuss auf seine

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