Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
Vom Netzwerk:
mühsam zurück halten, „Ich hoffe, du hast recht.“
    „ Das habe ich, ganz sicher“, Amelia strich ihr über die Wange, „Denk an Nathaniel.“
    „ Was?“
    „ Jetzt erscheint es dir sicher unvorstellbar, aber glaube mir, wenn du endlich Frieden mit dir selbst geschlossen hast, verstehst du, was ich meine. Dann erinnerst du dich an deine alte Freundin Amelia und an diesen Augenblick!“

„ Was auch dein Unglück sei, du musst es tragen; Fluch und Trotz sind nutzlos.“
    Lord Byron

38.

    1965
    Rom
    Italien

    Vier Jahre lang hatte Emmaline Massimo beobachtet.
    Sie war weder in das Haus in der Via della Lungaretta, noch in Danieles Haus zurückgekehrt, damit niemand von ihrer Anwesenheit in der Stadt erfuhr.
    Unbemerkt hatte sie in Danieles Mausoleum gelebt, welches sie nur verließ, um Massimo zu verfolgen. So hatte sie herausgefunden, dass er eine neue Identität angenommen hatte und ein weiteres großes Stadthaus erworben hatte, in dem er nun angeblich eine Produktionsfirma betrieb. Er trug maßgeschneiderte Anzüge, handgefertigte Schuhe und wurde immer eitler und selbstverliebter.
    Sie vermutete, dass er in der Tat seinen Verstand verloren hatte. Auch die Familie konnte nicht gut heißen, wie er sich in der Öffentlichkeit präsentierte. Er war auf jeder Abendveranstaltung, bei jedem Konzert, bei jeder Vernissage und Premiere zugegen, sogar in den Klatschzeitschriften berichtete man über ihn. Zudem gab er Unsummen für Drogen aus und feierte mit den Schönen und Neureichen Roms wilde Feste in seinem Stadtpalais. Er fühlte sich so übermächtig und selbstbewusst, dass er sich nicht immer unter Kontrolle hatte. Langsam wurde er zu einer Gefahr für sein Volk.
    Mit Genugtuung stellte Emmaline fest, dass das Abwarten die richtige Strategie gewesen war und dass dieses eine Mal die Zeit ihr Freund war, der ihr in die Hände spielte.
    An einem kalten Novembertag, als der Wind durch die engen Straßen der Altstadt pfiff und Massimo gerade seine Gäste mit Champagner und Kaviar bewirtete, betrat Emmaline unbemerkt den unterirdischen Versammlungsraum der Zeitjäger. Sie wusste, dass nur Ilaria darin sein würde und schloss die Tür laut hinter sich, um die Freundin nicht durch ihre plötzliche Anwesenheit zu erschrecken.
    „ Emmaline!“, Ilaria sah von ihrem Schreibtisch auf, „Was für eine Überraschung!“, sie stürzten aufeinander zu und umarmten sich.
    „ Du hast mir so gefehlt! Wie geht es dir? Seit wann bist du in Rom?“
    „ Noch nicht lange. Es ist schön, dich zu sehen! Auch wenn ich mich wundere, dich am Schreibtisch vorzufinden.“
    Sie kannte Ilarias Antwort im Voraus, „Ach Emmaline, es hat sich so viel verändert hier, und nicht zum Guten! Massimo kümmert sich kaum noch um die Familie und ich muss all seine Aufgaben wahrnehmen.“
    „ Dann bist du das neue Oberhaupt?“
    „ Nein, nein! Auch wenn ich wünschte es wäre so, dann hätten wir wenigstens wieder Ordnung und Sicherheit hier“, sie sah sich um, „Wenn es so weitergeht, müssen wir Rom bald verlassen, denn Massimo kann uns jede Sekunde verraten!“
    In gespieltem Entsetzen riss Emmaline die Augen auf.
    „ Er ist größenwahnsinnig geworden, er will nur noch in der Öffentlichkeit stehen, feiern, trinken und weiß Gott was sonst noch. Du kannst dir nicht vorstellen, was aus ihm geworden ist.“
    „ Warum unternehmen die Ältesten nichts dagegen?“
    Ilarias Blick verdunkelte sich. „Das können sie nicht – das ist ja das Schreckliche! Die Ältesten sehen mehr als wir, sie sind weiser, aber sie können uns zu nichts zwingen. Das Oberhaupt einer Familie sollte auf die Ältesten hören und sich von ihnen in wichtigen Entscheidungen beraten lassen. Aber das ist eben nur eine Empfehlung, kein Zwang. Das Oberhaupt hat sehr große Macht. Aus diesem Grund wägen die Ältesten gut ab, wen sie in diese Position setzen – hier einen Fehler zu machen wäre fatal! Denn wenn sie die Macht einmal vergeben haben, können sie sie nicht mehr zurück nehmen. Massimo schert sich einen Dreck um die Ältesten, er bittet sie nicht mehr um Rat und behandelt sie nicht mit Respekt. Es ist skandalös!“
    Das alles wusste Emmaline bereits und geschickt hatte sie Ilaria dazu gebracht, ihren Unmut über die gegenwärtige Lage zu äußern. Nun war die Gelegenheit, einen Schritt weiter zu gehen. „Ich möchte, dass du mich zu ihnen bringst.“
    „ Was?“
    Emmaline neigte den Kopf zu ihr hinunter, um leiser sprechen zu können, „Du hast mich

Weitere Kostenlose Bücher