Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
Vom Netzwerk:
gebannt hingen alle an Emmalines Lippen.
    „ Das ist ja entsetzlich!“, entfuhr es Amelia, die anderen nickten.
    Charlotte deutete auf den Platz neben sich und Emmaline, die im Raum auf und ab gegangen war, setzte sich.
    „ Dann bist du also wirklich zu Louise zurück geflogen?“
    „ Ja. Ihr könnt euch vorstellen, dass es ein sehr trauriges Wiedersehen war. Wir wollten dann auch nicht länger auf Vancouver Island bleiben, alles dort erinnerte uns an Daniele. Nachdem wir einige Zeit umher gefahren waren, kamen wir hierher, nach Las Vegas. Louises Lunge wurde immer schlechter und wir dachten, trockenes Klima wäre gut für sie. Sie konnte hier viel leichter atmen, aber eines Abends ist sie ganz friedlich eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.“
    Nicholas sah sie mit feuchten Augen an, „Du warst die ganze Zeit über hier?“
    „ Ja, wir haben zusammen in ihrem Haus gelebt. Wenn ihr zu Besuch kamt, war ich natürlich aus.“
    Charlotte legte eine Hand auf Emmalines Arm, „Wir haben dir Unrecht getan, Em, das tut uns sehr leid.“
    „ Es gibt nichts, wofür ihr euch entschuldigen müsstet. Deswegen habe ich euch meine Geschichte nicht erzählt.“
    „ Weshalb dann?“, nervös stand Amelia auf, um die Vorhänge zu schließen.
    „ Keine Angst, Amelia, sie werden nicht kommen, um euch zu töten.“
    „ Wieso bist du dir da so sicher? Immerhin hättest du uns nicht von den Zeitjägern erzählen dürfen!“
    „ Es reicht, Amelia“, sagte Nicholas schneidend, „Denk einfach ein wenig nach, dann wirst du vielleicht selbst darauf kommen!“
    Amelia sah ihren Mann nur verständnislos an.
    Nicholas seufzte, „Ist doch ganz klar. Wir sind so alt, dass sich niemand die Mühe machen wird, uns aus dem Weg zu schaffen! Selbst wenn einer von uns den Mund nicht halten könnte, würde uns niemand glauben, sondern uns nur für dement und debil halten! Nicht wahr, Em?“
    Emmaline ließ den Blick sinken, das war für Nicholas Bestätigung genug.
    „ Die Gnade des hohen Alters“, meinte John ironisch, „ist es, kurz vor dem Tod wieder zu sein, wie ein kleines Kind. Und weder Greise noch Kinder werden von den Menschen wirklich ernst genommen. Also, Emmaline, erzähle weiter. Warum hast du dich uns zu erkennen gegeben?“
    „ Weil ich wollte, dass ihr nicht geht, ohne die Wahrheit zu kennen. Ihr wart die besten Freunde, die man sich wünschen kann, ich stand euch näher als meiner eigenen Familie. Und weil ihr wissen sollt, dass ich über eure Kinder und Kindeskinder wachen werde, so lange ich auf dieser Welt bin.“
    „ Das würdest du tun?“, Amelia hatte Tränen in den Augen, „Vielen Dank, das ist wirklich etwas Besonderes. Nicht viele Menschen können aus dem Leben scheiden in der Gewissheit, dass sich ein Schutzengel um ihre Nachkommen kümmert. Das bedeutet mir sehr viel!“
    Auch die anderen waren sehr bewegt. Es schien beinahe grotesk, wie offen die Freunde über ihren nahenden Tod sprachen, aber es war ebenfalls ein Vorzug des Alters, die Dinge beim Namen nennen zu können.
    „ Sie leben alle noch in England“, sagte Nicholas.
    „ Ich weiß. Sobald ich eine letzte Aufgabe erfüllt habe, werde ich nach ihnen sehen.“
    Charlottes Kopf fuhr herum, „Du kannst ihn nicht töten, er ist ein Zeitjäger!“
    Überrascht wurde es Emmaline erneut bewusst, dass auch nach all den Jahren noch ein starkes Band zwischen den Freundinnen bestand, denn Charlotte wusste genau, worauf sie angespielt hatte.
    „ Aber er hat es verdient“, unterbrach Amelia ihre Gedanken, „Und jeder von uns würde Massimo auch zur Rechenschaft ziehen wollen.“
    „ Aber er ist unsterblich!“
    „ Er kann zwar ewig leben, aber er kann auch vernichtet werden“, stellte Emmaline richtig.
    „ Wenn sein Körper zerstört wird, werden all seine angesammelten Jahre ausbluten und er wird tot sein – endgültig und für immer.“
    John nickte grimmig, „Ich hoffe, dass er direkt zur Hölle fährt – aber was werden sie mit dir machen?“
    Sie zuckte gleichgültig die Schultern, „Keine Ahnung. Soweit ich weiß, gab es so etwas noch nicht. Oder zumindest sehr lange nicht mehr. Macht euch keine Gedanken darüber. Aber es ist schon spät, ich sollte gehen.“
    Der Abschied fiel allen schwer, denn sie wussten, dass sie einander nicht wiedersehen würden. Amelia zog Emmaline zu sich und flüsterte, „Auch für dich wird das Leben bald wieder schön sein, Em, das verspreche ich dir.“
    „ Danke, Liebes“, Emmaline musste die Tränen

Weitere Kostenlose Bücher