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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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entstehen kann, deshalb glaube ich auch nicht, dass die Zeitjäger noch richtige Menschen sind.“
    Sie standen Seite an Seite und sahen auf den verwitterten Stein, auf dem Moos und Flechten wuchsen. Vorsichtig nahm sie seine Hand, „Wie lange ist das her?“
    „ Sie starben kurz bevor du mit Nathaniel das erste Mal nach Edinburgh kamst.“, er lachte bitter, „Damals hatte ich ein paar wirklich schlechte Jahrzehnte.“
    „ Das kann man wohl sagen.“
    „ Aber wie heißt es so schön. Die Zeit heilt alle Wunden. Irgendwie glaube ich manchmal, dass das stimmt. Man erinnert sich an die guten Dinge, die schönen Zeiten. Nur wenn ich vor diesem Grabstein stehe, ist es wieder, als sei es erst gestern gewesen. Ich war schon lange nicht mehr hier. Komm, lass uns gehen, die Sonne scheint wieder und wir wollen Victor nicht warten lassen. Was gibt es so wichtiges?“
    „ Das darf ich dir leider nicht sagen, Adam, ich soll dich nur zu ihm begleiten.“
    Sein Gesicht verdunkelte sich, „Dann sind es wirklich schlechte Nachrichten.“
    Victor wartete in seinen Privaträumen auf sie und während Emmaline nervös im Salon auf und ab ging, sprach er in der Bibliothek mit Adam.
    Als das Telefon in ihrer Handtasche klingelte, schrak sie hoch.

    Der Schmerz in Adams Gesicht schnürte Emmaline die Kehle zu. Sie lief auf ihn zu und nahm ihn in die Arme, als er aus der Bibliothek trat, während Victor Whiskey in ein Glas goss und es ihm reichte.
    Fassungslos ließ er sich in einen Sessel fallen und trank einen Schluck.
    „ Warum tut er das?“
    Victor legte eine Hand auf Adams Schulter, „Weil er uns schwächen will. Unser Herz treffen will.“
    „ Das hat er geschafft.“
    „ Aber wir dürfen uns von ihm keine Angst machen lassen!“
    Adams Augen glitzerten kalt, der Flammenkranz flackerte, „Ich habe keine Angst – ich will seinen Kopf!“
    Emmaline räusperte sich, „Es sieht noch viel schlimmer aus, als wir dachten, Ilaria hat gerade angerufen. Tristan hat auch Sisto getötet.“
    „ Was? Einen der Ältesten?“, Entsetzen lag in Victors Stimme.
    „ Vor einer Woche schon. Sie haben zuerst die Zusammenhänge nicht erkannt, aber als sie heute die Nachricht von Liams Tod hörten, war ihnen sofort klar, dass es der gleiche Täter gewesen sein musste. Die Familie in Rom ist verunsichert, sie fühlen sich bedroht. Ilaria sagt, dass sie für Georgiannas Sicherheit nicht mehr länger garantieren können. Sie wissen nicht, ob der Anschlag wirklich Sisto galt, oder eigentlich Georgianna. Und sie glauben, dass ein Verräter unter ihnen ist, anders wäre der Mord nicht möglich gewesen.“
    „ Oh Gott!“, Victor sank auf einen Stuhl.
    „ Du solltest Ilaria anrufen. Sie sagt, es ist an der Zeit, dass die Oberhäupter einen gemeinsamen Plan fassen und handeln.“
    Er stand auf, „Das glaube ich auch. Wenn ein Mitglied der römischen Familie zum Verräter geworden ist, kann das gleiche auch bei uns der Fall sein. Niemand darf irgendetwas von diesem Telefonat erfahren, hört ihr! Vorerst wissen nur wir drei davon, ich entscheide mit Ilaria zusammen, wie wir weiter vorgehen. Bleibt hier, bis ich wieder komme.“
    Bevor er die Tür hinter sich schloss, drehte er sich noch einmal um, „Ihr könnt niemandem mehr vertrauen, bis es vorbei ist. Vergesst das nicht.“
    „ Was ist mit Nathaniel?“, rief sie ihm nach.
    Er hielt inne, „Ich fürchte, auch Nathaniel ist in Gefahr, wo immer er ist.“

48.

    2002
    Highlands
    Schottland

    Die Zeitjäger begruben ihre Toten nicht auf Friedhöfen. Um Liam die letzte Ehre zu erweisen, waren sie nach Norden gefahren, hinauf zum Loch Rannoch und dann weiter nach Westen. Als die Gegend so unwirtlich wurde, dass Autos schlecht voran kamen, gingen sie zu Fuß über kahle Ebenen, auf denen nur flache Sträucher wuchsen und es keinen Schutz vor Wind und Regen gab. Mächtige Berge im Norden und im Süden grenzten das Gebiet ein, das schließlich immer feuchter und moosiger wurde und sich in eine Vielzahl von Torfsümpfen zergliederte, die wiederum durchzogen waren von Tümpeln, vereinzelten Baumgruppen und kleinen Flussläufen. Es gab in weitem Umkreis keine menschliche Siedlung, nicht einmal kleine Höfe oder Anwesen, nur die raue Landschaft des Nordens, in der schon der Frühherbst eingekehrt war.
    An einem einsamen Moorsee machten sie halt. Riesige Felsblöcke begrenzten einen Teil des Ufers und im pechschwarzen Wasser wuchsen Schilf und Wasserpflanzen.
    Victor hatte die Oberhäupter der

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