Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
Vom Netzwerk:
spontan eingefallen und ich dachte, es wäre die geeignete Maßnahme, um Aufmerksamkeit zu erregen.“
    Er verzog das Gesicht, „Die geeignete Maßnahme? So habe ich noch nie jemanden über einen Kuss sprechen hören!“
    „ Es war ja auch nicht wirklich ein Kuss. Sondern in erster Linie eine Maßnahme. Denk nicht mehr darüber nach, ja? Ich habe mich entschuldigt und es wird nicht wieder vorkommen.“

47.

    Die folgende Woche verbrachten beide ausschließlich mit Training und Jagen. Auch Adam fiel es deutlich schwerer eine Jagd zu verkraften, wenn er mit seinem Opfer gesprochen hatte.
    An einem warmen, aber regnerischen Morgen kam Victor zu Emmaline in den Trainingsraum.
    „ Wo ist Adam?“, fragte sie ihn überrascht. Er hätte seit einer Stunde hier sein sollen.
    „ Er musste etwas für mich erledigen“, Victor sah müde aus, „Ich möchte, dass du dich mit ihm triffst, vor dem Museum für Moderne Kunst, und ihn dann hierher bringst.“
    „ Wieso kann er nicht alleine kommen? Ruf ihn doch an, er hat sicher sein Telefon dabei. Sagtest du nicht, ich soll tagsüber nicht hinaus gehen?“
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung, „Das ist jetzt egal. Es hat angefangen. Kein Grund mehr, hinter dem Berg zu halten.“
    „ Was meinst du damit?“
    „ Sie haben Liam getötet.“
    „ Adams Lehrmeister?“
    „ Ja. Es ist unfassbar. All die Vorsichtsmaßnahmen, die wir getroffen haben und nun das. Was für ein Verlust.“
    „ Weiß Adam es schon?“
    „ Nein. Er weiß, dass etwas Schreckliches geschehen ist, aber nicht, was. Er ist in der Nähe des Museums und wird dich dort in einer Stunde treffen. Du bringst ihn sicher zu mir, ohne ihm ein Wort zu sagen, versprich es mir. Ich will nicht, dass irgendjemand meiner Brüder und Schwestern alleine draußen unterwegs ist.“
    „ Natürlich, Victor.“
    Sie war den Großteil des Weges unterirdisch gelaufen und ging erst nach oben, als die Gänge zu Ende waren. Es war nicht mehr weit, nur noch hinauf auf den Hügel, so dass sie beschloss, eine Abkürzung über den Friedhof zu nehmen, der dem Museum gegenüber lag.
    Der Regen hatte aufgehört und die Erde dampfte in der Wärme des Tages. Nebelschwaden stiegen vom Boden auf und wurden vom Sommerwind hin und her getrieben. Bald würde die Sonne wieder durchbrechen und die letzten Tropfen trocknen.
    Emmaline ging gerne über den alten Friedhof. Prächtige Statuen reihten sich an keltisch inspirierte Grabkreuze und üppige Monumente priesen die Verdienste der Verstorbenen. Eine kleine schwarze Katze lief vor ihr den Kiesweg entlang und strich ihr um die Beine.
    Zwischen den Gräbern war viel Grün. Hecken, Bäume und Sträucher bildeten Nischen und Winkel.
    Plötzlich sah sie Adam unter einem Baum vor einem schlichten Steinkreuz stehen. Schnell trat sie zur Seite, damit ihre Schritte auf dem Kies kein Geräusch mehr verursachten. Sie spürte, dass sie störte und versuchte unbemerkt zu verschwinden.
    „ Man hört dich eine Meile weit, Emmaline“, er sprach zu ihr, hatte sich aber nicht umgedreht.
    Sie ließ ertappt die Schultern sinken „Es tut mir leid, ich sollte dich vor dem Museum treffen, ich wusste nicht, dass du hier bist. Eigentlich wollte ich nur eine Abkürzung nehmen.“
    Er bewegte sich nicht.
    „ Ich warte dann drüben auf dich“, meinte sie schließlich unsicher.
    „ Sei nicht albern.“ Er klang anders als sonst. „Du hast mich gefunden, also lass uns zurück gehen.“
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte, also blieb sie einfach stehen und sah verlegen zu Boden, bis er sich umdrehte, „Was ist los, Emmaline, wieso so schüchtern? Willst du nicht wissen, an wessen Grab ich stehe?“
    „ Nein. Ich meine, natürlich interessiert es mich, aber ich sollte es eigentlich gar nicht wissen. Ich habe dich bei etwas Privatem überrascht.“
    „ Schon gut, komm nur näher, es macht mir nichts aus.“
    Auf dem Kreuz standen nur zwei Namen, keine Daten.
    „ Meine Frau und mein Sohn“, sagte er leise. “Sie sind am selben Tag gestorben, am Tag seiner Geburt.“
    „ Das tut mir sehr leid, Adam.“
    Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, „Du bist nicht die einzige, die ihr Herz an einen Sterblichen verschenkt hat. Auch ich dachte einmal, es könnte gut gehen. Ich war sogar so dumm zu glauben, ich könnte eine Familie haben. Wusstest du, dass wir keine Kinder zeugen dürfen? Wenn wir es dennoch versuchen, sterben das Kind und auch die Mutter. Wir sind so widernatürlich, dass aus uns kein Leben

Weitere Kostenlose Bücher