Das Mallorca Kartell (German Edition)
Was ist denn hier los?«, rief sie. Da sie keine Antwort erhielt, machte sie sich auf die Suche nach ihr. Sie betrat die Küche und ging durch den engen Flur ins Wohnzimmer, wobei sie einen Blick in einen der offenen Kartons warf. Waren das nicht Carmens Sachen? Cristina entwich ein Seufzer. Sie hätte es wissen müssen. Célia hatte tatsächlich begonnen, Carmens Besitztümer aus deren Haus zu schaffen, obwohl Cristina ihr erklärt hatte, dass dies bei einem tatsächlichen Verkauf des Anwesens strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Nun war es zu spät.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Vielleicht war es ganz gut so. Wenn der neue Eigentümer bemerkte, wie viele Dinge im Haus fehlten, dann würde er sich wegen einer Klärung selbst an die Polizei wenden.
Sie durchsuchte das Haus, doch von Célia war keine Spur zu entdecken. Sie konnte also nur drüben bei Carmen sein. Cristina verließ das Haus, überquerte den Rasen und ging auf den Eingang von Carmens Landhaus zu. Die Haustür stand sperrangelweit offen, wodurch sie in den Flur sehen konnte. Célia steckte kopfüber in einem Umzugskarton und schien nach etwas zu suchen. »Eines muss man dir lassen, faul bist du keinesfalls! Ein wenig verrückt vielleicht, aber das weiß ja ich schon länger!«
Célias schmale Gestalt schnellte hoch. Einige Haarsträhnen hatten sich gelöst und hingen nun lose um ihr erschrockenes Gesicht. »Du willst mich wohl ins Grab bringen!«, rief sie und strich sich die grauen Strähnen hinters Ohr. »Wie kannst du eine alte Frau nur so erschrecken?«
»Célia, was du hier treibst, ist Diebstahl«, meinte sie, wobei sie hilflos den Kopf schüttelte.
»Ach, papperlapapp! Hilf mir gefälligst! Sollen sie doch kommen und mich ins Gefängnis stecken. Denen werde ich etwas erzählen! Von wegen Diebstahl.«
»Hast du die vielen Kisten allein in dein Haus geschafft?«
Sie ging durch das Haus und bemerkte, dass kein einziges Bild mehr an den Wänden hing und die Möbel komplett abgeräumt waren, sogar die Schubladen standen offen und waren leer. Das war eindeutig nicht die Arbeit eines einzigen Vormittags. Célia musste in den letzten beiden Tage die Sachen aussortiert und verpackt haben.
»Natürlich nicht. Ich bin schließlich keine Zwanzig mehr.« Ihr Gesicht hatte einen spitzbübischen Ausdruck, der tatsächlich besser zu einer jungen Frau gepasst hätte. »Ich packe ein und Gabriel trägt die Kartons zu mir rüber. Du hättest mal das dämliche Gesicht von Gabriels Schwester sehen sollen! Sie hat mit Gabriel geschimpft und macht selbst keinen Finger krumm.«
»Du kannst von niemandem erwarten, ein Haus leer zu klauen!« Cristina wunderte es nicht, dass die Haushälterin nicht darin verwickelt werden wollte.
»Bedeutet das, dass du mir auch nicht helfen wirst?«
Cristina schnappte sich einen leeren Karton und stellte ihn vor Carmen ab. »Was soll also mit?«
Ein zufriedener Blick war der Dank für Cristinas Entscheidung, die ihr überraschend leicht gefallen war. Schließlich war sie fest davon überzeugt, dass mit dem Verkauf des Hauses etwas nicht stimmte, und wenn sie es recht bedachte, standen ihr als Erbin Carmens persönliche Sachen zu. Sie arbeiteten rasch und nach vier Stunden verstreuten sich zwanzig weitere gefüllte Umzugskartons für den Transport im Haus. Gabriel trug die Kartons in die Vorhalle und brachte sie mithilfe einer Sackkarre in Célias Haus, wo er sie anschließend in den ersten Stock trug, um sie dort in die ungenutzten Schlafzimmer zu räumen.
Célia kam auf sie zu und setzte sich neben sie auf die Treppe, die in den ersten Stock führte. »Was willst du mit den Möbeln machen? Es sind wertvolle Stücke darunter.«
»Gabriel schafft sie in den nächsten Tagen herüber. Er ist wirklich ein lieber Kerl. Der Arme steht allerdings komplett unter der Fuchtel seiner Schwester.«
Célia massierte sich ihren Nacken. »Jetzt möchte ich etwas essen und anschließend in einer heißen Badewanne versinken. Weswegen bist du eigentlich gekommen? Gibt es einen bestimmten Grund?«
Cristina stand auf, reichte Célia ihre Hand und zog sie auf die Beine. »Den erzähle ich dir beim Essen.«
Überrascht stellte Cristina fest, dass die Küche frei geräumt war und María eifrig in Töpfen und Pfannen rührte, aus denen es verführerisch duftete.
»Hier wird gezaubert«, stellte sie fest und es klang genauso ehrlich, wie sie es gemeint hatte. Es war erstaunlich. Noch vor kurzem hatte diese Küche einem
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