Das Mallorca Kartell (German Edition)
Kurzem gelesen, dass man durch die Angabe eines falschen Namens meist den richtigen Namen genannt bekäme, wobei die direkte Frage nach dem Ansprechpartner meist unbeantwortet bliebe. »Ich bin Carmen Gómez und habe Ihrem Unternehmen meinen Besitz verkauft. Nun warte ich immer noch auf die Abschlusszahlung. Wie weit sind eigentlich die Pläne für das Gebiet?«, wagte sie einen weiteren Vorstoß.
»Soweit ich weiß, ist die Restzahlung pünktlich zum Notartermin bei Ihnen eingegangen. Bleiben Sie kurz dran, ich werde mir die Unterlagen holen.« Cristina wartete nervös, bis der Hörer wieder aufgenommen wurde. »Ja. Genau. Hier steht, die Summe von 4.750.000 Euro sei auf das Konto der Kanzlei Carlos Súarez-Alonso eingezahlt worden. Setzen Sie sich bitte mit Ihrem Notar in Verbindung.«
»Was macht die Planung des Projekts?«, fragte Cristina ins Blaue. Sie hoffte, dadurch weitere Informationen über diese Firma zu erhalten.
»Dazu gibt es nichts Neues.«
Verflixt. Nun konnte sie nicht nachfragen, worum es ging. Vielleicht könnte sie im Büro der Firma mehr darüber erfahren. »Ich würde mich gerne genauer darüber informieren. Darf ich in Ihrem Büro im Porto Pi Center vorbeikommen?« Im Internet war leider nur der Gebäudekomplex ohne Angabe des Stockwerks oder der Büronummer zu finden gewesen. »Können Sie mir die exakte Adresse mitteilen?«
»Bedauere, Señora Gómez. Das Büro ist meistens unbesetzt, da ich von zu Hause aus arbeite. Ich werde aber meinem Chef sagen, dass Sie angerufen haben.«
Das wollte sie auf keinen Fall. Bestimmt war ihm bekannt, dass Carmen zwischenzeitlich verstorben war.
»Das ist nicht nötig. Ich melde mich bei Gelegenheit wieder bei Ihnen. Ich war nur neugierig, doch so wichtig ist es nicht. Mit wem hatte ich das Vergnügen?« Eventuell konnte sie der Name der Sekretärin weiterbringen.
»Barbara Rosselló. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
Sie hörte ein Knacken in der Leitung und das Gespräch war unterbrochen. Cristina war überzeugt davon, von der Dame einen falschen Namen genannt bekommen zu haben. Es wirkte auch sehr unseriös, wenn eine Firma nicht von ihrem offiziellen Büro aus agierte.
Vielleicht konnte sie durch einen Anruf bei der Kanzlei Carlos Súarez-Alonso mehr erreichen. Kurzerhand entschloss sie sich dazu, den Namen dieser Sekretärin zu benutzen.
Sie rief in der Kanzlei an und ließ sich direkt mit Carlos verbinden. Der reagierte ungehalten, als sie sich mit Barbara Rosselló meldete. »Ich habe dir schon mehrfach gesagt, du sollst hier nicht anrufen. Wenn du was zu sagen hast, dann melde dich unter der dafür vorgesehenen Handy-Nummer«, raunzte der Anwalt und legte auf, bevor sie noch einen Ton hatte sagen können.
Die beiden Telefonate hatten ihr Gefühl bestätigt. Die Umschreibung war nicht korrekt abgewickelt worden. Wenn die Aussage der Sekretärin stimmen sollte, befand sich das Geld auf dem Konto der Kanzlei. Ob es noch dort war, war fraglich. Noch fraglicher war allerdings, ob es jemals auf dem offiziellen Geschäftskonto eingegangen war. War der Verkauf eventuell doch von Carmen vorgenommen worden? Wenn ja, dann unterschlug Carlos skrupellos die Kaufsumme, weil er erfahren hatte, dass Carmen Gómez tot war. Doch woher hätte er das wissen sollen? Es hatte keine Zeitungsanzeige gegeben. Daher wussten nur sehr wenige davon. Wer aber davon wusste, war ihr Chef Jesús. Hatte er die Information weitergegeben? Jetzt erschien ihr dieser ungeheuerliche Verdacht sogar wahrscheinlich. Womöglich hatte er sich die Summe mit Carlos geteilt und konnte sich darum ein Anwesen in Port Andratx kaufen.
Ihr schwirrte der Kopf. Alles lief darauf hinaus, dass Jesús in die Angelegenheit verwickelt war. Aber ihr fehlten Beweise. Vielleicht sollte sie doch den Privatdetektiv engagieren. Während sie den letzten Schluck Kaffee trank, entschied sie, Célia einzuweihen.
Wenige Minuten später saß sie in ihrem Auto und fuhr gemächlich nach Westen. Sie stellte den Wagen vor Célias Haus ab, ging um das Haus herum, um von der Terrasse direkt in die Küche zu gelangen. Dort fände sie Célia um diese Uhrzeit normalerweise bei einem späten Frühstück vor. Sie spähte durch die gläserne Balkontür. Die Küche glich einem Schlachtfeld. Der Tisch war zur Seite geschoben worden, um mehr Stauraum zu schaffen, und der gesamte Fußboden war mit Umzugskartons übersät. Nur ein schmaler Gang führte durch den Raum in das dahinter liegende Wohnzimmer.
»Célia?
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