Das Mallorca Kartell (German Edition)
die Wanne«, erklärte Célia müde. »Anschließend lege ich mich schlafen.«
Cristina sah auf die Uhr. »Sogar für deine Verhältnisse ein wenig früh, meinst du nicht?«
»Ich bin total erledigt. Du kennst dich hier ja aus. Mach es dir gemütlich und grübel nicht so viel. Momentan kannst du nichts ändern.« Célia stand auf, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und schlurfte in den ersten Stock, wo sich die Schlafzimmer mit dazugehörigen Bädern befanden.
Cristina machte noch einen Rundgang durchs Haus und kontrollierte alle Türen und Fenster.
Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass dieser Anruf erst der Anfang war. Es käme noch mehr Ärger auf Célia zu.
***
Die Tür schwang auf und Xisco stürmte in Ángels Büro. »Was machst du denn schon so früh hier?«
Triumphierend wedelte Xisco mit einer Akte. »Ich habe alles über unsere kleine Umweltschützerin! Die eingelegte Nachtschicht hat sich gelohnt.« Xisco ging auf ihn zu und reichte ihm die Akte.
Ángel setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm die Dokumente aus der Hülle und las aufmerksam darin.
Cristina Díaz war also Ende Zwanzig, ihr Vater war Spanier und ihre Mutter Schweizerin. Beide verunglückten tödlich, als Cristina noch ein Kind war. Da sie keine weiteren Verwandte hatte, wuchs sie bei einer Freundin der Eltern auf. Célia Crespo. Die betagte Dame lebte noch immer am Cap des Llamp, wo Cristina aufgewachsen war. Nach dem Ende ihrer Schulzeit war sie nach Barcelona gezogen, hatte Biologie studiert und dort eine Zeit lang gearbeitet. An der Uni hatte sie einen gut bezahlten Job, den sie vor fünf Jahren gegen die schlecht bezahlte Stelle beim GOB eingetauscht hatte. Vor vier Jahren hatte sie ein kleines Stadthaus in Portixol gekauft, das sie bar bezahlt hatte. Zumindest waren keine Eintragungen über eine Hypothek zu finden. Wie konnte sich eine so junge Frau ein Haus in dieser Lage leisten? Ángel nahm die Bankunterlagen zur Hand. Auf ihrem Girokonto gingen monatlich das Gehalt des GOB und weitere 4.000 Euro aus der Schweiz ein.
»Woher stammen die 4.000 Euro?«, wollte Ángel wissen.
Xisco zuckte mit den Schultern. »Das lässt sich leider nicht nachprüfen. Die Schweizer legen großen Wert auf ihr Bankgeheimnis. Da kommen wir nicht weiter.«
»Gibt es gar keine Möglichkeit, etwas mehr herauszubekommen?«, fragte Ángel, obwohl er die Antwort bereits kannte. Die Überweisungen ließen keinen Rückschluss auf den Kontoinhaber zu.
»Chef, du weißt so gut wie ich, dass die Schweizer diese Informationen nicht herausrücken. Bis auf diese Zahlungen haben wir allerdings nichts Verdächtiges gefunden.« Xisco setzte sich Ángel gegenüber. »Das arme Mädchen hat in jungen Jahren einiges einstecken müssen. Sie hatte Glück, bei dieser Célia Crespo unterkriechen zu können, sonst wäre sie im Waisenhaus aufgewachsen.«
»Nur kein Mitleid. Sie scheint ganz gut zurechtzukommen!«, wandte Ángel ein. Seine Stimme klang härter, als beabsichtigt. Jedenfalls waren die Zahlungen verdächtig. »Wer kann schon monatlich über fast 6.000 Euro verfügen? Das eigentliche Gehalt macht gerade mal ein Drittel aus. Woher zum Teufel kommt das andere Geld?«
»Wir könnten sie doch einfach danach fragen«, schlug Xisco vor.
»Dann weiß sie, dass wir sie überprüft haben. Außerdem ist sie clever. Sie wird sich eine gute Geschichte ausgedacht haben, sonst ginge das Geld nicht offiziell auf ihrem Konto ein. Wenn sie tatsächlich in illegale Machenschaften verwickelt ist, dann wäre sie gewarnt.«
Ángel hatte nicht damit gerechnet, bei der Überprüfung Cristinas tatsächlich auf etwas zu stoßen. Er hatte gehofft, andere Gründe für ihr merkwürdiges Verhalten zu erfahren. Nun erschien es ihm in einem ganz anderen Licht. Es täte ihm leid, Cristina festzunehmen, doch wenn sie in den Korruptionsfall in Andratx verwickelt war, bliebe ihm keine andere Wahl.
Vielleicht gab es eine andere Erklärung für die Zahlungen. Er hoffte es, doch seine Erfahrung hatte ihn stets eines Besseren belehrt, zumal er von Beginn an gerätselt hatte, was eine solche Frau beim GOB suchte. Karriere konnte man dort kaum machen.
»Xisco, ich will auch eine Überprüfung von Jesús Colón. Ich denke zwar nicht, dass er in etwas verwickelt ist, da er uns wegen dieser Bauangelegenheit in der Cala Llamp geholt hat. Wobei, wenn ich es mir recht überlege, kam der Anruf nicht von den Anwälten? Prüf auch das nach, denn wenn der Anruf ohne Colóns Wissen erfolgte,
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