Das Mallorca Kartell (German Edition)
Schlachtfeld geglichen. Während sie in Carmens Haus gearbeitet hatten, mussten Gabriel und María hier wahre Wunder gewirkt haben. Es war kein einziger Karton mehr zu sehen. Die Küche war frisch geputzt und ein liebevoll gedeckter Tisch wartete nur darauf, dass sich jemand daran setzte. María schenkte Weißwein in zwei Gläser und reichte sie weiter an Célia und Cristina, die dankbar einen kleinen Schluck nahm und sich an den Tisch setzte.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass nur für zwei Personen eingedeckt war. Gabriel kam herein, nahm sich ein Glas Wasser und wollte im nächsten Moment wieder die Küche verlassen.
»Vielen Dank für eure Hilfe. Ich würde es schön finden, wenn wir heute alle zusammen essen. Ich hole zwei weitere Gedecke. Möchtet ihr Wein zum Essen?« Cristina stand auf und ging zum Küchenschrank, um weiteres Geschirr zu holen. Sie bemerkte das zarte Lächeln auf Gabriels Gesicht, der sich über die Einladung zu freuen schien.
»Setzt euch zu uns. Ich weiß, dass ihr es vorzieht, für euch zu sein, aber heute haben wir gemeinsam geschuftet, also sollten wir auch gemeinsam essen.« Célia sah María auffordernd an, die sich gegen solche Einladungen immer sperrte. So auch dieses Mal.
Cristina schaute in dem Moment zu María, um den warnenden Blick aufzufangen, den sie Gabriel zuwarf. Die Enttäuschung über die unausgesprochene Zurechtweisung durch seine Schwester war ihm deutlich anzusehen. Das Lächeln war verschwunden. Er wich Cristinas Blick aus und stierte auf seine Schuhe.
María drehte sich um. »Vielen Dank für die Einladung«, säuselte sie, »aber ich habe schon eine Mahlzeit in unserem Apartment vorbereitet. Vielleicht ein anderes Mal. Ich werde nur noch ihr Essen servieren und anschließend werden wir uns zurückziehen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Célia nippte an ihrem Wein. »Natürlich nicht. Sie haben heute genug geleistet. Wenn sie lieber unter sich sein möchten, kann ich das verstehen.«
María trug das Essen auf. Es sah noch besser aus, als es geduftet hatte. Cristina hatte gar nicht bemerkt, dass sie so hungrig war. Sie musste sich beherrschen, nicht gleich darüber herzufallen.
»Gibt es hier immer solche Leckereien?«, lobte sie María. »Wenn ja, dann muss ich unbedingt öfter herkommen.«
María nickte wortlos und zog ihren Bruder am Arm aus der Wohnküche. Cristina wartete noch einige Sekunden, bevor sie weitersprach. »María scheint nicht das sonnige Gemüt ihres Bruders zu besitzen, oder?«
Célia nahm das Besteck auf und begann zu essen. »Nein. Sie ist immer sehr schweigsam und sucht keine Gesellschaft. Ich habe es aufgegeben zu fragen, ob wir die Mahlzeiten gemeinsam einnehmen sollen. Gabriel tut mir leid, er würde gerne hier bei mir essen, aber María lässt es nicht zu. Mir soll es recht sein. Nun aber zu dir. Was hat dich hergeführt? Oder warst du nur zufällig in der Gegend?«
Genussvoll stach Cristina ein Stück Fisch ab und steckte den Bissen in den Mund. »Lass uns erst das Essen genießen. Es schmeckt fantastisch!«
Wenig später stand Célia vom Tisch auf. »Möchtest du noch Nachschlag?«
»Nein danke. Ich bin satt.« Zufrieden rieb sich Cristina den Bauch.
»Ich habe sogar zu viel gegessen. Hast du einen Verdauungsschnaps im Haus?« Den hatte sie in Anbetracht des bevorstehenden Gesprächs bitter nötig.
»Im Schrank steht eine Flasche Hierbas «, erklärte Célia, während sie gemeinsam den Tisch abräumten. »Mir kannst du auch ein Glas einschenken.«
Cristina stellte zwei Gläser und den Kräuterschnaps auf den Tisch, schenkte großzügig ein und wartete, bis Célia wieder Platz nahm.
Dann erzählte sie von Anas Tod, wobei sie die aufsteigenden Tränen wegblinzelte, und erklärte, wie sie durch ihre Anrufe unter falschem Namen erfahren hatte, dass das Geld für den Verkauf beim Notar liegen sollte, was sie allerdings bezweifelte. »Ich kann einfach nicht mehr herausbekommen und weiß nicht, wem ich noch trauen kann. Mein Chef ist eng mit Carlos befreundet und kann sich seit Kurzem sogar ein Haus in Puerto Andratx leisten. Woher hat er nur das Geld? Außerdem hängt dieser Diego immer in unserem Büro herum, obwohl es eigentlich noch gar nichts zu besprechen gibt. Und seit Neuestem spielt mein Chef sogar Golf! Früher hat er den großen Wasserverbrauch der Golfplätze immer kritisiert und gesagt, das sei Raubbau an der Inselflora.«
Cristina trank ihr Glas leer und drehte es nachdenklich zwischen den Fingern.
Bevor Célia etwas
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