Das Mallorca Kartell (German Edition)
dann erscheint die Angelegenheit in einem ganz neuen Licht.« Ángel seufzte. »Gibt es im Fall Ana Llábras etwas Neues?«
»Leider nicht. Wir stecken fest. Die Fingerabdrücke am Wagen waren von Ana oder ihrem Freund Martin. Auch von Cristina fand man Abdrücke. Beide haben ausgesagt, mehrmals im Wagen gewesen zu sein. Anas Handy ist abgeschaltet und die Handtasche ist auch nicht wieder aufgetaucht. Uns fehlt jede Spur. Ich denke, es war einfach ein missglückter Raubüberfall.«
»Bleib trotzdem dran. Wie weit sind wir mit den Vorbereitungen für den Einsatz im Rathaus? Liegen die Genehmigungen endlich vor?«
»Wir bekommen die Unterlagen spätestens heute Abend. Es war schwierig, beim Richter einen Durchsuchungsbeschluss für das Rathaus durchzusetzen. Immerhin können wir keinen Zusammenhang zwischen Ana Llábras Tod und den möglichen Unregelmäßigkeiten im Bau- und Katasteramt beweisen. Für das Katasteramt alleine wäre der Beschluss kein Problem gewesen, aber das hätte Ihnen nicht gereicht, oder?«
»Wohl kaum. Wirklich wichtige Dokumente werden dort bestimmt nicht zu finden sein. Wenn wir die Genehmigung überhaupt bekommen, warte ich gerne noch einen Tag. Der werte Bürgermeister hat sich bis heute noch nicht über den Tod seiner langjährigen Mitarbeiterin geäußert. Ich freue mich jetzt schon auf sein Gesicht, wenn wir seinen Schreibtisch durchsuchen.« Ángels Mund umspielte ein zufriedenes Lächeln und seine Augen blitzten. »Ich bin gespannt, was wir dort alles zur Cala Llamp finden werden. Sag dem Team Bescheid. Morgen früh um Punkt neun Uhr gehen wir rein.«
»Wenn du gerade von der Cala Llamp sprichst... Gestern gab es eine weitere Anzeige. Eine Engländerin behauptet, dass auf ihrem Grundstück, welches sie angeblich seit Jahren besitzt, Bauarbeiten stattfinden, die sie nicht angeordnet hat. Der Baustellenleiter behauptet, er hätte den Bauauftrag von einem deutschen Ehepaar, das die offizielle Papiere und das Bauprojekt vorgelegt hätte, und bat die Dame, das Grundstück zu verlassen. Sie ging auf direktem Weg zur Polizei und die haben sie zu uns geschickt. Sie hat uns eine Kopie des Registerauszugs dagelassen. Die gute Dame war völlig aufgelöst, da sie nie ein Verkaufsdokument unterschrieben hat.«
Ángel lachte bitter auf. »Wie viele Anzeigen liegen insgesamt vor?«
»Mit der Anzeige durch den GOB wegen der Wohnanlage sind es insgesamt neun.«
«Alleine neun Fälle in vier Wochen. Kein Wunder, dass ich Kopfschmerzen bekomme.« Ángel rieb sich die Schläfen. Bei der morgigen Untersuchung würden weitere illegale Umschreibungen auftauchen. Er hoffte nur, dass sie auch mehr Informationen über die Drahtzieher herausbekämen.
***
Wütend ging er an sein Handy. Wer wagte es, ihn schon morgens um sieben Uhr anzurufen? Entsprechend schnauzte er in den Hörer. »Díga!«
»Ich bin´s, Guillem Salinas.«
Guillem hörte sich nervös an. Seine Stimme hatte sich überschlagen. »Was willst du um diese Uhrzeit?«, brummte er etwas milder gestimmt.
»Die Polizei war gestern Abend im Rathaus. Ana Llábras ist tot. Sag mir, dass du nichts damit zu tun hast.«
Guillems Stimme klang dünn und unsicher.
»Natürlich habe ich nichts damit zu tun. Ich kenne das Mädchen gar nicht!«
»Ich habe dir neulich von ihr erzählt. Ana ist, äh, war meine Kollegin im Katasteramt. Sie hatte die Unterlagen vom Cap eingesehen. Erinnerst du dich?« Guillems Stimme klang immer noch gehetzt. »Ich konnte dich gestern Abend nicht erreichen. Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob du etwas damit zu tun hast. Ich muss es wissen!«
»Da kannst du ganz beruhigt sein. Was ist denn geschehen?«, wollte er wissen.
»Ana ist vorgestern Nacht in ihrem Wagen erstochen worden. Angeblich ein Überfall.«
»Na, siehst du? Warum hätte ich die Kleine überfallen sollen? Dann kann sie mir doch gar nicht mehr nützlich sein. Außerdem sagst du selbst, es war ein Überfall. Ich bin doch kein Räuber, der kleinen Mädchen die Handtasche klaut!«
»Du hast also tatsächlich nichts damit zu tun?« Guillem schien sich zu beruhigen, zumindest klang seine Stimme nicht mehr so gestresst.
»Natürlich nicht.«
»Es sollte keinem etwas zustoßen. Das war der Deal.«
Er musste Guillem in Sicherheit wiegen. Es war zu befürchten, dass diesem Schwächling die Nerven durchgingen und er auspackte.
»Gut«, flüsterte Guillem kaum hörbar. »Trotzdem werde ich aussteigen. Ich bin diesem Druck einfach nicht gewachsen. Es war
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