Das Mallorca Kartell (German Edition)
Dokumente mitgenommen oder sogar vernichtet hat.«
Ángel sah sich suchend um. »Sind die Jungs von der Technik schon da? Ich brenne darauf zu sehen, was sich alles im Tresor unseres ehrenwerten Bürgermeisters befindet.«
Xisco nickte und zückte sein Telefon. »Schickt die Panzerknacker nach oben. Wir sind so weit!«
Bis der Tresor geöffnet war, sah Ángel die Unterlagen aus dem Schreibtisch durch. Er fand nichts Auffälliges. Enttäuscht packte er alle Dokumente in Kartons und hoffte, wenigstens im Tresor belastendes Material zu finden. Nach einer halben Stunde stand die Tür des Safes offen. Ángel ließ sich den Inhalt unter Anwesenheit einiger Kollegen auf den großen Besprechungstisch stapeln. Er konnte keinesfalls den Vorwurf riskieren, er hätte irgendwelche Dokumente weggenommen oder hinzugefügt. Eine Akte weckte sofort sein Interesse. Es war die Kopie eines Referendums der balearischen Umweltschutzbehörde, die bereits ein Jahr alt war. Sie lag immer noch unbearbeitet zwischen anderen Dokumenten im Safe des Bürgermeisters und wartete auf Weiterleitung. Er blätterte sie durch. Ein Umweltschützer hatte bei der Regierung eine Anzeige erstattet. Darin machte er darauf aufmerksam, dass in Montport, einem Naturschutzgebiet bei Andratx, sechsundzwanzig Häuserblocks mit insgesamt einhundertfünfzig Apartments hochgezogen wurden. Die offizielle Baugenehmigung des Rathauses in Andratx war praktischerweise gleich mit in der Akte zu finden. Ebenso Fotos des aufgestellten Schildes der Gemeinde Andratx, die eine genehmigte Baustelle auswies. Säuberlich abgeheftet fand er die Kopien der mehrfachen Anmahnung der mallorquinischen Umweltschutzbehörde, endlich etwas dagegen zu tun, da der Bau schnell voranschritt. Auch der Baufortschritt war mit etlichen Fotos dokumentiert. Weiter erklärte der Bericht deutlich, inwiefern die Baufirma des Bürgermeisters für die Erstellung der Apartments zuständig war. Ángel blätterte weiter in der Akte und stieß auf eine Schätzung des Gewinns, den dieses Bauprojekt voraussichtlich abwerfen würde. Nach Fertigstellung und Verkauf der Apartments würde der stattliche Gewinn von zehn Millionen Euro auf dem Konto des Bürgermeisters landen.
»Allein dieser Vorgang bricht unserem korrupten Würdenträger das Genick«, erklärte Ángel zufrieden. »Was haben wir denn hier?« Ángel pfiff durch die Zähne, als sein Mitarbeiter ihm einen Packen Geld auf den Tisch legte. Er überschlug die Summe. »Das dürften mehr als einhunderttausend Euro sein. Ich bin schon gespannt, wie er diese Summe aus seinem Tresor erklärt.« Ángel lehnte sich zurück. »Schade nur, dass wir über die Cala Llamp nichts gefunden haben. Die Grundstücksverkäufe würden ihn noch mehr ins Schwitzen bringen.«
»Hey, Jefe. Immer schön langsam. Wir stehen erst am Anfang. Bis wir diese Berge durchgeackert haben, werden noch einige faule Eier auftauchen«, meinte Xisco.
Ángel zog die Augenbrauen überrascht nach oben. »Sieh dir das mal an.«
Xisco schaute seinem Chef über die Schulter.
Deine Welle der Begeisterung erfasste Ángel. »Endlich haben wir eine Verbindung. Das wird ordentlich Wellen schlagen. Wie lange brauchen wir, bis wir einen Haftbefehl für den Bürgermeister bekommen?«
»Bei den Beweisen keine drei Stunden. Ich mache mich gleich auf den Weg!« Xisco schnappte sich einige Unterlagen vom Schreibtisch und eilte zur Tür hinaus.
»Tja, Pérez de Barall, es sieht ganz so aus, als würdest du bald in eine hübsche kleine Zelle umziehen.« Ángel stand auf und streckte sich. Der Tag war besser gelaufen als erhofft. Nun musste er nur noch an die richtigen Türen klopfen. Einige Köpfe würden rollen, davon war er überzeugt.
Xisco schickte er direkt zum zuständigen Richter, um ihm Bericht zu erstatten und den Haftbefehl zu erwirken.
Als Xisco pfeifend zurückkehrte, hatte er auch weitere Haftbefehle für die Sekretärin des Bürgermeisters und seinen Stellvertreter in der Tasche. Die anderen Mitarbeiter konnten sie zu den Verhören problemlos in ihr Büro zitieren.
Die letzten Kisten wurden eben verladen. Der Einsatz war beendet. Xisco bat, bei der Verhaftung von Pérez de Barall dabei sein zu können, doch sein Ángel hatte andere Pläne.
»Wir müssen vorsichtig sein. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen, daher kann ich nur dich schicken. Von der zweiten Entdeckung darf nichts durchsickern. Wir müssen auch gezielt die Presse informieren. Ich will nicht, dass in den
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