Das Mallorca Kartell (German Edition)
illegale Bauten auf Montport und Schmiergeld. Von der Cala Llamp war nicht die Rede.«
»Nein, in Bezug auf die Cala Llamp haben sie nicht viel gefunden. Eventuell gab es noch Unregelmäßigkeiten bei der Anlage mit den vierundzwanzig Apartments, die vor Herrn Balders Villa hochgezogen wird, das muss aber noch untersucht werden. Trotzdem glaube ich kaum, dass der Wohnblock abgerissen wird. Es würde die Gemeinde Andratx zu viel Geld kosten. Warten wir´s ab. Die Leute von der Udyco halten uns auf dem Laufenden.« In Jesús` Büro klingelte das Telefon. Er nickte beiden kurz zu und ging in sein Büro.
»Was hältst du davon?«, meldete sich Martin zu Wort.
Cristina zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Mir kommt es merkwürdig vor, dass die Udyco nichts über die Cala Llamp gefunden haben soll. Das kann ich mir bei den vielen Anzeigen einfach nicht vorstellen.«
»Bleibt es bei der Einladung für heute Abend?«, wechselte Martin das Thema.
Cristina schlenderte zurück in ihr Büro. »Klar, ich hole dich um acht Uhr ab.«
In ihrem E-Mail-Account fand sie eine Mail von Herrn Balder. Er wollte wissen, ob es etwas Neues in seinem Fall gäbe. Cristina entschied, ihm weiterhin Hoffnung auf eine baldige Klärung zu machen. Wenn die Udyco nichts in dieser Sache unternahm, so doch ihr guter Freund Juán Carlos, der hoffentlich bald Ergebnisse liefern würde.
Sie blieb den ganzen Tag im Büro, um zu sehen, ob Diego wieder bei ihrem Chef auftauchte. Da er sich bis achtzehn Uhr nicht blicken ließ, entschloss sie sich, nach Hause zu fahren, um sich ein heißes Bad zu gönnen. Etwas Entspannung hatte sie wirklich nötig.
Vor Martins Apartment drückte sie zwei Mal auf die Hupe. Trotzdem dauerte es, bis er endlich auftauchte. Seine verschwollenen Augen verrieten, dass er wieder geweint hatte.
»Ana fehlt mir auch«, versuchte sie ihn zu trösten, als er einstieg. »Das wird sie immer.«
»Ja. Das wird sie wohl. Warum kommen sie bei den Ermittlungen nicht weiter?« Martin seufzte schwer. »Vermutlich, weil sich momentan alles um den Bürgermeister dreht.«
Cristina startete den Wagen »Das glaube ich nicht. Sie werden den Mistkerl schon noch fassen. Das dauert eben.«
Sie wusste, wie hohl diese Erklärung klang, und glaubte selbst nicht wirklich daran. Die zuständigen Ermittler waren noch keinen Schritt weiter.
Schweigend legten sie die Strecke zu Célias Haus zurück. Der Nachrichtensprecher verkündete, dass Pérez de Barall gegen eine Kautionszahlung von einer halben Million Euro und der Abgabe seines Reisepasses am nächsten Tag wieder auf freien Fuß käme. Das war nicht anders zu erwarten gewesen.
Célia öffnete mit einem strahlenden Lächeln die Haustür. »Da seid ihr ja endlich!«
»Was heißt hier endlich?« Cristina drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Wir sind überpünktlich!«
»Es kommt eben selten vor, dass ich junge Leute im Haus habe. Kommt schon.« Ungeduldig scheuchte Célia Cristina und Martin ins Esszimmer, wo sie ein herrlich gedeckter Tisch erwartete.
Cristina lächelte beim Blick auf das feine Porzellan. Ein Leuchter mit brennenden Kerzen und ein Blumenstrauß standen in der Mitte der festlichen Tafel. Célia hatte sogar Kristallgläser und Leinenservietten kunstvoll auf dem Tisch drapiert.
»Célia, wen hast du noch eingeladen? Den Inselrat?«, fragte Cristina.
»Ach Kinder, es macht mir einfach Spaß, das gute Geschirr aufzudecken. Das sollte ich viel öfter tun. Im Schrank verstaubt es nur.« Célia ging zur Hausbar, um den vorbereiteten Aperitif zu holen. »Entspannt euch, außer euch kommt keiner. Darf eine alte Frau nicht einfach mal über die Stränge schlagen?«
»Von wegen alte Frau. Du bist fitter als Martin und ich zusammen!« Cristina prostete Martin zu und nahm einen Schluck Cava. »Du hättest sehen sollen, wie sie Carmens Haus leer geräumt hat!« Sie stöhnte innerlich auf. Der Satz war ihr versehentlich entschlüpft. Schließlich hatte sie Martin erzählt, der Besitz der toten Carmen sei an jene merkwürdige Firma überschrieben worden.
»Ich sehe mal in der Küche nach«, verabschiedete sich Célia und flatterte übermütig aus dem Esszimmer.
Martin ging einen Schritt auf Cristina zu. »Wieso hat Célia das Haus leer geräumt? Es gehört ihr doch gar nicht!« Die Frage lag nahe.
»Setzt euch, das Essen ist fertig!« Célia stieß wieder zu ihnen. Cristina war dankbar für die Unterbrechung. Dadurch hatte sie Zeit, während des Essens darüber nachzudenken.
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