Das Mallorca Kartell (German Edition)
wen er anrief, er landete immer in einer Sackgasse. Er musste schleunigst an weitere Informationen kommen. Sein Gefühl sagte ihm, dass Cristina in Gefahr war. Seine letzte Hoffnung war sein alter Freund Iñaki Valeras. Beherzt wählte er die Nummer.
»Juán Carlos! Ich dachte schon, du wärst unter die Räder gekommen!«, begrüßte ihn Iñaki.
»Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich brauche deine Hilfe.« Juán Carlos war es sehr unangenehm, seinen alten Freund so zu überfallen.
»Worum geht es denn?«, fragte Iñaki mit Neugier in der Stimme.
»Darüber möchte ich nicht am Telefon sprechen.«
»Du machst es mal wieder spannend. Ich wollte gerade mit dem Boot rausfahren. Warum kommst du nicht einfach mit? Wir könnten uns draußen in Ruhe unterhalten.«
»Ich bin in dreißig Minuten da!«, beendete er das Gespräch.
Der Motor tuckerte leise, als sie aus der Bucht hinaus aufs offene Meer steuerten. Die Sonne ließ das Meer silbrig glitzern. Würde sich Juán Carlos nicht so um Cristina sorgen, hätte er den friedlichen Anblick auf die sich entfernende Küste genossen. Sein besorgter Gesichtsausdruck blieb nicht unbemerkt.
Iñaki stellte den Motor ab und das Boot wiegte sich sanft in den Wellen. »Du siehst angespannt aus. Geht es dir nicht gut, alter Freund?«
»Es handelt sich um eine Freundin. Ich denke, sie ist in eine Sache hineingeraten, die gefährlich werden könnte.« Er kam direkt auf den Punkt. Oftmals empfand ein Gegenüber seine offene Art als unhöflich, da es nicht unbedingt der spanischen Lebensweise entsprach. Doch seine Arbeit ließ ihm meist keine Zeit für höfliches Geplänkel. Sein Freund aus Kindertagen kannte ihn gut genug, um es ihm nicht übel zu nehmen.
»Und wie kann ich helfen?« Iñaki griff in einen Korb und zauberte eine Flasche Rioja und zwei Gläser hervor.
»Du bist der Einzige, der mir sagen kann, was im Rathaus los ist. Die Zeitungen berichten über Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Baulizenzen. Außerdem geht irgendetwas am Cap des Llamp vor, was ich unbedingt herausbekommen muss.« Dankbar nahm er das angebotene Glas Rotwein entgegen und trank einen herzhaften Schluck.
»Guter Tropfen!«, bemerkte er anerkennend, bevor er weitersprach. »Eine alte Dame starb. Ihr Besitz wurde von einer Firma namens Propiedades Baleares übernommen. Angeblich alles hochoffiziell. Die Dame war eine Freundin meiner Freundin Cristina, für die ich nun recherchiere und um die ich mir Sorgen mache. Ich will ehrlich sein. Cristina bat Ana Llábras um Einsicht in das Register. Ana übergab Cristina die Unterlagen und ist kurz darauf Opfer eines fragwürdigen Raubüberfalls. Das stinkt alles zum Himmel. Zumal ich über diese Firma keinerlei Informationen bekomme. Es scheint eine Briefkastenfirma zu sein, deren Hintermänner etwas vorhaben. Die Frage ist nur was? Die Kopien der Registerauszüge haben mich nicht weitergebracht. Trotzdem vermute ich einen Zusammenhang zwischen der Ermordung Anas und der Akteneinsicht.«
»Merkwürdige Geschichte.« Iñaki drehte nachdenklich sein Weinglas zwischen den Fingern. »Diese Cristina kenne ich vom Telefon. Sie rief manchmal im Amt an, um mit Ana zu sprechen. Scheint ein nettes Mädel zu sein. Auch Ana habe ich immer gerne gemocht. Doch wie kann ich dir dabei helfen?«
»Hast du etwas von illegalen Verkäufen an der Cala Llamp oder auch am Cap gehört? Die Umschreibungen laufen nur über euer Büro. Ist dir irgendetwas aufgefallen? Jede Kleinigkeit kann hilfreich sein.« Juán Carlos zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Jackentasche und zündete sich eine an. Er beobachtete die Mimik seines Freundes und bemerkte ein kurzes Stutzen. »Dir ist etwas eingefallen, richtig?«
»Ich weiß nicht, ob es dir weiterhilft. In letzter Zeit wurden sehr viele Verkäufe an der Cala Llamp von der Kanzlei Súarez-Alonso vorgenommen. Das kann aber auch daran liegen, dass dieser Carlos fast nur Ausländer als Kunden hat.«
»Diese Kanzlei hatte auch mit den Verkäufen auf dem Cap zu tun.« Ein Kribbeln durchlief Juán Carlos` Körper. Ein untrügliches Zeichen, dass er auf eine heiße Spur gestoßen war. War dieser Carlos nicht sehr gut mit Cristinas Chef befreundet? Und hatte Cristina nicht erzählt, dass sich ihr Chef eine nette Villa in den Andratxer Hügeln zulegen wollte?
Iñaki sah nachdenklich auf das Meer. »Bist du sicher? Ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Ja, ich bin mir sicher. Es stand auf den Kopien, die
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