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Das Mallorca Kartell (German Edition)

Das Mallorca Kartell (German Edition)

Titel: Das Mallorca Kartell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Becker
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begangen zu haben. Was war nur schief gelaufen?
    Nachdenklich schenkte er sich nach und ging nochmals den Tag durch. Es fiel ihm beim besten Willen nicht ein, was es gewesen sein könnte. Gierig nahm er einen weiteren Zug und verschluckte sich. Er hustete, bis ihm die Tränen kamen. Mit hochrotem Kopf ließ er sich erschöpft auf die Couch fallen. Dann traf es ihn wie ein Blitz. Der Junge, der vorher in seiner Praxis war. Er hatte ihm ein penizillinhaltiges Medikament gespritzt. Erschrocken sprang er auf und eilte zurück in seine Praxis.
    Er riss die Karteischublade auf und suchte nach der Patientenakte. Endlich fand er sie, schlug sie auf und erstarrte. Das war der Fehler. Der Junge hatte eine Penizillinallergie. Die Mutter hatte es extra erwähnt. Verzweifelt blickte er auf die Akte. Wie hatte er nur so nachlässig sein können?
    Daran war nur dieser verfluchte Anruf schuld. Er hatte die Allergie einfach vergessen. Bestenfalls bekam der Kleine einen Ausschlag, allerdings bestünde auch die Möglichkeit eines allergischen Schocks, was schlimmstenfalls zu Atemstillstand führen konnte. Er musste sie anrufen, wenn es nicht schon zu spät war.
    Eilig tippte er die Mobilnummer in sein Telefon. Es klingelte, bis die Mailbox ansprang. Beim zweiten Versuch nahm immer noch niemand den Anruf entgegen. Warum nur ging sie nicht ans Handy? Das unbeantwortete Klingeln hallte schmerzhaft in seinem Kopf wider. Erneut wählte er die Nummer. Endlich nahm jemand ab. Bevor er sich melden konnte, kreischte die Frau in den Apparat. »Sie inkompetenter Trottel. Ich werde Sie verklagen!« Im Hintergrund hörte er eine Durchsage. Sie befand sich im Krankenhaus. Die typischen Krankenhausgeräusche drangen an sein Ohr.
    Eine männliche Stimme meldete sich zu Wort. »Wenn mein Sohn stirbt, bringe ich Sie eigenhändig um!«
    Das Knacken in der Leitung bedeutete, dass das Gespräch beendet worden war. Der Kleine würde bestimmt nicht sterben. In der Klinik war er gut aufgehoben. Seine Gedanken rasten. Die Praxis konnte er schließen. Dieser Fehler würde ihm das Genick brechen. Die Familie würde ihn verklagen. Vielleicht musste er sogar ins Gefängnis. Müde schleppte er sich die Treppe nach oben. Was hatte er nur getan? Mechanisch ging er zur Bar und schenkte sich das Glas halb voll.
    Dieses Mal schlurfte er in die Küche, öffnete den Eisschrank und ließ zwei Eiswürfel in die braune Flüssigkeit fallen.
    Enrique starrte das Whiskyglas an. Aus dieser Sache käme er nicht heraus. Er hatte sein Leben endgültig verpfuscht. Nicht nur seines. Ein Schluck mehr oder weniger änderte an dieser Tatsache auch nichts mehr. Das leere Kristallglas stellte er auf dem Wohnzimmertisch ab, wobei die ungeschmolzenen Eiswürfel klirrten. Gleich gibt es Nachschub, dachte er. Doch zuerst musste er etwas aus der Garage holen. Nach fünf Minuten hatte er alles vorbereitet. Ein letzter Drink noch. Nachdem sich kein Tropfen mehr in der Flasche befand, stieg er auf den Stuhl, zog zur Kontrolle nochmals heftig an dem Kabel, das er am Deckenbalken befestigt hatte, legte sich die Kabelschlinge um den Hals und stieß den Stuhl um.
     
    ***
     
    Die Freilassung des Bürgermeisters war nur eine Frage der Zeit gewesen. Dass er nicht länger als ein paar Stunden in Untersuchungshaft sitzen würde, war Ángel von vornherein klar gewesen. Sollte er seine letzten Tage in Freiheit genießen. Die  beschlagnahmten Unterlagen reichten aus, um Pérez de Barall endgültig hinter Gitter zu bringen.
    Illegale Baugenehmigungen mit seiner Unterschrift, dazu noch die Aufträge an sein Bauunternehmen, das die Bauvorhaben durchgeführt hatte, belegten die Korruptionsvorwürfe. Zusätzlich waren noch Gelder geflossen. Woher sollte sonst die hohe Summe im Tresor seines Büros stammen? Das würde er nicht erklären können.
    Die Dokumente und die beachtliche Summe von zweihunderttausend Euro aus dem Tresor seiner privaten Villa brächten ihm noch zusätzlich ein paar Jahre ein.
    Irgendjemand würde auspacken, um seinen eigenen Hals zu retten, dessen war sich Ángel sicher. Vielleicht konnte er den Anwalt, dessen Name auf jedem Dokument prangte, dazu bringen. In zwei oder drei Tagen hätte er auch für diese Kanzlei ausreichend Beweise, die eine Durchsuchung der Praxisräume rechtfertigte.
    Ángel bat seine Sekretärin um eine Kanne Kaffee und bestellte Xisco zu sich.
    Versonnen rührte er in seiner Kaffeetasse, eine Angewohnheit, die er wohl nie ablegen würde, obwohl er schon seit Jahren

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